Scheinbar zufällig läuft Straßensamurai Jaywalker ein kleiner Junge in die Arme, der von einem Mann verfolgt wird, welcher auf unnatürliche Weise verbrannt wirkt. Die Messerklaue rettet den Jungen und bringt ihn zu seinem Team, einer Truppe von hochprofessionellen Shadowrunnern. Der Junge findet schnell zutrauen, aber es ist klar, dass er vor irgendwem geflohen ist, der ihn gerne wieder zurück hätte. Jaywalker und seine Leute versuchen herauszufinden, was mit dem Jungen passiert ist, warum er verfolgt wurde und wer hinter ihm her ist. Dabei stoßen die Runner nicht nur auf immer neue Probleme und Gefahren, sondern entdecken auch Seiten aneinander, die vorher im harten Kampf auf der Straße nie zum Vorschein kamen.
Fast zwanzig Jahre ist es her, dass ich über Shadowrun die Welt der Pen & Paper-Rollenspiele für mich entdeckte, eine verdammt lange Zeit. Damals war es selbstverständlich für mich, dass ich auch die meisten der Romane aus der gleichnamigen Reihe regewlmäßig las, allerdings ist sowohl diese Art der Lektüre als auch das RPG an sich bei mir vor allem aus Zeitmangel etwas eingeschlafen mittlerweile. Als ich allerdings im Frühjahr auf einem Grabbeltisch in einem Supermarkt in Bremerhaven zufällig Pesadillas zum Aktionspreis fand, musste ich sofort zuschlagen. Endlichmal wieder in die Shadowrun-Welt eintauchen, das hat den Nostalgiker in mir regelrecht wachgeküsst. Allerdings sollten noch ein paar Monate verstreichen, bis ich dazu kam, den Roman auch wirklich zu lesen, was vor allem daran lag, dass andere Bücher aus verschiedenen Gründen Priorität besaßen. Nun endlich habe ich es geschafft, und insgesamt war es eine schöne Erfahrung.
Pesadillas (zu Deutsch: Alpträume) erzählt die Geschichte eines renommierten Teams von Shadowrunnern in Seattle, die erstmals einen Job machen, der eigentlich keiner ist: Einen Auftraggeber gibt es nicht, bezahlt wird dementsprechend auch nichts... Stattdessen wird ein kleiner Junge vor mysteriösen Verfolgern geschützt, was sowohl Gewissen als auch Eltern-Instinkte in den sonst so eiskalten Schattenkämpfern hervor ruft. Vor allem der orkische Rigger Steel, Deckerin Phoenix, Katzenschamanin Kike und der eigenwillige Conquistador unterstützen Jaywalker bei seiner ungewöhnlichen Mission, nicht ahnend, auf was sie sich da einlassen.
Wunderbar erfrischend kommt dabei die erste Hälfte des Romans daher. Autorin Maike Hallmann schafft es meisterlich, das Zusammenleben der Runner mit dem kleinen Jungen zu beschreiben, mit allen Situationskomiken die daraus entstehen können. Mehr als nur einmal saß ich lachend oder zumindest mit einem fetten Grinsen im Gesicht vor dem Buch und hab mich köstlich amüsiert. In der Mitte der Geschichte jedoch macht Frau Hallmann einen Fehler wie ich finde, ein extrem krasser Charakterschwenk führt zum Storyumbruch, wodurch diese eigentlich angenehm an Fahrt aufnimmt... Allerdings ist dieser Umbruch so knallhart und ohne irgendwelche Andeutungen zuvor, dass es einfach unglaubwürdig erscheint. Ein blöder Makel bei einem ansonsten rundum gelungenen Roman.
Dass ich trotzdem gerne weitergelesen habe liegt an den gut ausgearbeiteten Charakteren, ebenso wie an der trotz des Bruches insgesamt starken und wendungsreichen Story. Selbst wenn der Nostalgie-Faktor nicht vorhanden wäre, hätte ich wohl meine Freude an dieseer kleinen Lektüre gehabt.
Veröffentlicht: 02. Oktober 2006
Verlag: Heyne Verlag
Umfang: 432 Seiten
Preis: 2,99 Euro (Taschenbuch - Aktionspreis) /7,95 Euro (Taschenbuch - Normalpreis)
ISBN: 978-3453522251
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