Vor der Entscheidung, rostige Rasierklingen oder Liebe in sich aufzunehmen, steht man relativ selten, doch schon beim Nachdenken über die Alternative beginnt man, zu spüren, wie nahe diese Dinge beieinander liegen.
Irgendwann in einem Frühjahr bin ich Sara Noxx erstmals begegnet. Es waren schon keine normalen Umstände, die dieses Treffen, am Rande eines Konzertes, begleiteten - Sara Noxx hatte etwas Besonderes: Man konnte mit ihr so unbeschwert reden - und schweigen.
Monate später zeigte mir Sara einige ihrer lyrischen Werke.
Beim Lesen stellte ich rasch fest, daß diese Art der Lyrik, zwischen Goethe und Rimbaud einzuordnen, unmöglich ist. Es sind Lyrixx von Sara Noxx.
Im Sommer diesen Jahres hatten wir die Idee, aus dem Geschriebenen ein Buch zu kreieren. Die Vielseitigkeit von Form und Inhalt der Texte findet ihre Begründung nicht allein in dem Entstehungszeitraum von 1991 und 2003. Aus den über tausend Gedichten und Versen haben wir die in "Lyrixx" veröffentlichten ausgewählt, stellvertretend und zugleich als Anreiz für die anderen, die folgen werden - zu einem späteren Zeitpunkt.
Die Bilder sind eine auf die Lyrixx abgestimmte Welt. Die Fotographien sind ausschließlich für diesen Gedichtband entstanden und werden erstmals veröffentlicht. Die Fotos sollen eine Betrachtungsweise der Gedichte illustrieren, sofern dies bei der Mehrdeutigkeit derer überhaupt möglich ist.
Die Lyrixx gleichen einem Blutstrom, wild pulsierend, zuweilen stockend, durch die Adern der Realität fließend und diese mit der Illusion, dem Phantastischen, verbindend. Sie erzählen von Situationen, die, geprägt von eisiger Kälte, dann wieder von wohliger Wärme, das Leben der Sara Noxx prägen. Noxx` Worte sind verbale Scheiterhaufen, poetisches Gift, es sind tiefste Wunden, entstanden aus Verzweiflung und Liebe, Ängsten und Sehnsüchten, ein Speer gegen das Grau, gegen Lügen und Tränen, sie sind Anfang und zugleich Ende, Ausgangspunkt und Ziel eines Weges, den Sara scheinbar spielerisch, scheinbar unter größten Qualen beschreitet.
Noxx` "Lyrixx" umgibt ein einzigartiger Reiz - Wie ein Licht in der Nacht verstehen sie, zu wärmen, zu ergreifen, zu erschrecken, sogar zu ängstigen - ein Flimmern in der Nacht - viel nicht und doch mehr.
Die Texte beschreiben die Enzyklopädie von Liebe, das Vergehen menschlicher Gefühle und des Seins ... Sie erzählen von dunklen Kellern, in denen man die Vergangenheit vergeblich versucht zu begraben und von Lichtern - Hoffnung und Trost symbolisierend.
In diesem Jahrzehnt, in dem die Gegenwartslyrik zu einem oberflächlichen Windhauch verkommen ist, wirken die Verse von Sara Noxx wie die Apokalypse des eigenen Ichs. Ein Aufschrei der Erlösung vor der Hinrichtung. Ein Protokoll für die Zeit danach. Es sind Reflektionen einer Seele, die sich anmutig, zitternd und doch entschlossen dem Leben stellt.
Elektrisierend wirken die Verse auf den, der bereit ist, sich ihrer Tiefe und Intensität zu öffnen, sich in eine Welt entführen zu lassen, die Traum und Albtraum zugleich ... Noxx` Lyrixx sind voller Ehrlichkeit und ohne Feigheit, perfekte Symbiose aus Verzweiflung und Hoffnung. "Lyrixx" zeigt einmal mehr die Vielseitigkeit einer außergewöhnlichen Person. |