Die deutsche Band ERDLING ordnete man immer der klassischen Neue Deutsche Härte zu, obwohl dies nicht die Meinung der Band ist. Nun lassen sie das Biest in Form von Bestia von der Leine, ihr mittlerweile sechstes Album. In den ganzen Jahren haben es ERDLING geschafft sich von den Genres zu verabschieden und ihren eigenen Sound zu kreieren. Eines ist sicher, in all den Jahren haben sie sich stetig weiterentwickelt. Jetzt bin ich auf die folgenden zehn neuen Songs gespannt, denn es ist Premiere für mich.
Mit dem Titelsong Bestia beginnt die Achterbahnfahrt von ERDLING. Im Gegensatz zu früher dringt der Gesang sehr klar aus den Boxen und der Sound ist treibend. Mit diesem Opener bekommt man sofort ein Grinsen ins Gesicht gezaubert und man merkt, dass sie die NDH hinter sich gelassen hat. Noch eine Schippe Härte wird beim nächsten Song Deus draufgelegt. An manchen Stellen erinnert das Lied ein wenig an RAMMSTEIN. Ein richtig starker Song, der auch den Gothic-Sound außen vorlässt. Bin ich noch auf dem gleichen Album? Ja, denn mit Und Die Erde Singt bekommen wir einen Song geboten, der balladesk, aber auch sehr rockig rüberkommt. Eine Wandlung, die ich so nicht erwartet hätte, denn durch seine Opulenz einfach ein Meisterwerk. Ziemlich thrashig startet das Lied Freiheit und zeigt uns eine weitere Seite der Band. Nach kurzer Zeit geht der Sound in melodiösen und druckvoll Melodien über, die an manchen Stellen wieder aggressiv klingen. Sehr interessant wurde das Lied Khaos aufgebaut. Durch die leicht wabernde Atmosphäre klingt der Song wie ein Experiment, der aber schon nach drei Minuten leider wieder vorbei ist.
Fast wie ein Kinderlied beginnt das Stück Über Bord und wenn man sich auf den Song einlässt wird man auf eine Reise mitgenommen. Für mich eins der stärksten Songs auf dem Album, auch weil er textlich sehr schwermütig ist. Abrupt wird man durch das nächste Stück Eis Und Feuer wieder ins hier und jetzt zurückgeholt. Was für ein Gegensatz, denn der Song ist wütend und aggressiv und der Gesang klingt sehr eindringlich. Mit dem nächsten Lied Katharsis schlägt man einen kleinen Bogen in die Vergangenheit. Der starke Sound und vor allem der sehr kraftvolle Gesang sind die Highlights dieses Stückes. Sehr atmosphärisch wurde der Song Utgard produziert. Mir gefällt vor allem die Vielfalt des Liedes, der von balladesken Tönen bis zu Metal hin und her schwanken. Zum Abschluss wird es mit Der Erste Regen noch einmal ruhiger. Emotionen pur erleben wir hier, aber leider endet der Song zu früh, aber er hätte Potential für ein bombastische Hymne. Die Zeit ist sowieso ein Problem, denn nach 36:41 Minuten ist leider schon Schluss. Ich hätte gerne noch mehr von ERDLING gehört und vielleicht zwei Songs wären besser gewesen.
Trotz allem ist Bestia von ERDLING das bisher leidenschaftlichste Album, welches zudem noch ein sehr intensives Gefühl zu Tage bringt. Einen guten Griff hatte die Band mit der Neuverpflichtung an der Gitarre, denn die Riffs klingen erbarmungslos. Fans der Band werden das Album lieben und mir gefällt es auch sehr gut.
Trackliste
01. Bestia
02. Deus
03. Und Die Erde Singt
04. Freiheit
05. Khaos
06. Über Bord
07. Eis Und Feuer
08. Katharsis
09. Utgard
10. Der Erste Regen
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Veröffentlichung: 28.04.2023
Stil: Gothic Rock, Gothic Metal, Metal, Neue Deutsche Härte
Label: Out Of Line Music
Facebook: facebook.com/erdling
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