Eine der schönsten Sachen an meiner Arbeit ist, wenn ich Bands in ihrer Anfangszeit für mich entdecken und dann bei ihrem Aufstieg beobachten, begleiten und unterstützen darf - so geschehen mit Wisborg. Die Darkrocker haben mich bereits mit ihrem ersten Album The Tragedy Of Seconds Gone beeindruckt! Seitdem habe ich kein Release verpasst, das eine oder andere Interview geführt und auch einen angenehmen, persönlichen Kontakt aufgebaut. Und ich freue mich einfach über alles, was die Jungs machen und erreichen!
Der neueste Streich aus dem Hause Wisborg ist ein Remix-Doppelalbum mit dem Titel Seconds To The Void. Die Kennerin wird sofort merken, dass es sich bei diesem Titel um die Symbiose der Namen der drei bisherigen Studioalben handelt - alleine schon für diese sprachlichen Feinheiten, die sich durch das gesamte, bisherige Werk des Trios ziehen, muss man sie einfach lieben. Seconds To The Void umfasst (in der CD-Version) zwei Discs, auf denen fast ausschließlich Remixe von Wisborg-Songs zu finden sind, die von befreundeten Acts und Künstlern vorgenommen wurden. Disc 1 ist sehr durchmischt was die bearbeitenden Kollegen angeht, während Disc 2 über sechs Tracks dem niederländischen Witch House Künstler Noire Antidote gehört, der sich hier austoben durfte. Ergänzt wird diese Scheibe um ein Cover und einen brandneuen Wisborg-Song, aber dazu später mehr.
Gehen wir vielmehr ganz zum Angang - und keine Sorge, ich werde jetzt nicht alle 18 Tracks sezieren. Aber tatsächlich wird die erste CD mit einem Remix eines meiner absoluten Lieblingssongs von Wisborg eröffnet: L´Amour Fait Mal! Bearbeitet wurde der Track von einer Band, die ich ebenfalls sehr schätze, der italienischen Post Punk Formation This Eternal Decay, deren eigene Stücke ich an dieser Stelle zwingend empfehlen möchte. Und siehe da Zunächst ist der Remix etwas gewöhnungsbedürftig, was aber schlicht daran liegt, dass L´Amour Fait Mal im Original eine ganz besondere Dynamik hat, die hier zunächst fehlt. Man muss sich auf die Interpretation einlassen, um sie dann doch zu genießen... Klappt aber schließlich.
Leichter fällt der Zugang im Anschluss zu Spirits That I Called im Remix von Then Comes Silence. Die Schweden haben hier auf fantastische Art und Weise Synth-Sounds mit einer Interpretation des Songs verbunden, die entfernt an ihren eigenen Stil erinnert, aber doch nicht zu sehr auf diesem aufsetzt. Das Stück macht richtig Bock auf Tanzen! Und so kan man sich nun durch die zahlreichen Mixe lauschen - CD 1 bietet schonmal viel Abwechslung, von diversen Versionen, die Wisborg-Nummern in die Nähe Futurepop oder EBM bewegen, bis hin zur spannenden Hell Boulevard-Version von Fall From Grace. Die Band macht selbst eigentlich eher Goth´n´Roll, hat den Song aber komplet mit einem epischen Sound unterlegt, der an Fantasy-Film-Soundtracks erinnert!
Kommen wir zur zweiten CD. Hier hat wie erwähnt Noire Antidote gleich sechs Wisborg-Songs neu abgemischt und verarbeitet. Dabei fällt mir auf, dass die Sounds sehr pointiert gesetzt sind - insbesondere über Kopfhörer spüre ich so manchen Bass, so manchen Sound regelrecht. Das ist zunächst anstrengend, zeugt aber von Können und macht das Hörerlebnis ziemlich intensiv. Mir anzumaßen, die Interpretation des Niederländers zu deuten, fiele mir nicht ein. Ein Adjektiv, das sich mir hier aufdrängt, ist: "Kunstvoll".
Abgerundet wird diese Disc 2 von zwei Tracks, die Wisborg komplett selbst erarbeitet haben: Zum Einen wäre da Burning Up, ein Cover eines Madonna-Songs! Mutig, aber gelungen, und irgendwie eine coole Symbiose aus Pop und Dark Rock. Muss man auch erstmal hinbekommen. Zudem wäre da noch Words Of Violence, ein komplett neues Stück von Wisborg. Und was soll man da sagen? Die Nummer rockt einfach und zeigt wieder einmal, was für eine immense, kreative Energie in der Band steckt!
Remix-Alben sind immer eine zweischneidige Sache: Dadurch, dass unterschiedliche Künstler beteiligt sind, kann so ein Werk natürlich nicht vollendscso "wie aus einem Guss" wirken, wie ein gutes, klassisches Studioalbum, und das soll es auch nicht. Tatsächlich gibt es Mixe, die ich gelungener finde, andere überzeugen nicht auf Anhieb oder müssen einfach oft genug gehört werden, bis man die neue Seele eines altbekannten Songs versteht. Andererseits ist es aber großartig, zu sehen, was die ganzen kreativen Köpfe der Szene aus Songs erschaffen, die schon im Wisborg-schen Original zu überzeugen wissen! Für Fans tun sich hier manche neue Favoriten auf, auch DJs erfreuen sich stets an solchen Compilations, und letztlich wird der Musikkosmos durch das Material auf Seconds To The Void um soviel Energie bereichert, dass man auch dieses Release einfach wieder genießen und abfeiern muss!
Trackliste
CD1:
01. L´Amour Fait Mal (This Eternal Decay Remix)
02. Spirits That I Called (Then Comes Silence Remix)
03. Beautiful & Broken (She Pleasures Herself / Wolf X Remix)
04. In The Haze Of A Drunken Hour (Astari Nite Remix)
05. Fall From Grace (Hell Boulevard Remix)
06. The Sick Rose (The Nightstalker Remix)
07. I Believe In Nothing (Scheuber Remix)
08. An Erotic Funeral (Eden Weint Im Grab Remix)
09. Oblivion (Blcksmth Remix)
10. Winter Falls (Devil-M Remix)
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CD2:
01. Spirits That I Called (Noire Antidote Remix)
02. Becoming Caligari (Noire Antidote Remix)
03. Fall From Grace (Noire Antidote Remix)
04. I Believe In Nothing (Noire Antidote Remix)
05. Winter Falls (Noire Antidote Remix)
06. Don´t Dig Deep In The Shallow (Noire Antidote Remix)
07. Burning Up (Madonna Cover)
08. Words Like Violence
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Veröffentlichung: 27.01.2023
Stil: Goth/Darkrock/Postpunk
Label: Danse Macabre
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