Kaum habe ich Emotional Creature gestartet, werden Erinnerungen an meine Jugend wach: In dieser Phase der (musikalischen) Selbstfindung waren sicher Genres wie Punk, Gothic und Metal vorherrschend, aber gleich daneben bestand eine Affinität zu alternativer Rockmusik aller Art. Immer wieder wurden neue Acts angetestet, und darunter waren auch nicht selten solche, bei denen melodiös abgerockt und das Ganze mit weiblichem Gesang veredelt wurde. Viele dieser Formationen sind längst in Vergessenheit geraten, andere haben mich nicht nur geprägt, sondern waren oder wurden zum Teil Weltstars. Ob Beach Bunny diesen Status irgendwann erreichen, wage ich nicht zu beurteilen, aber die Assoziationen, die sie mit ihrer Musik wecken, genieße ich gerade sehr.
Dass mir die Band neu ist, wird wohl kaum verwundern. Die Gruppe um Frontfrau Lili Trifilio hat sich um 2015 herum in Chicago gegründet, danach offenbar über Liveshows, EPs und Singles schnell einige Fans gewonnen und im Februar 2020 mit Honeymoon ihr Debütalbum hingelegt. Was danach kam, wissen wir alle - eine globale Krise hat nicht nur, aber besonders, Künstler und Kulturschaffende ausgeknockt. In der Phase, in der Beach Bunny mit ihrem ersten Langpieler hätten durchstarten sollen, saßen sie also fest und waren zum Nichtstun verdammt. Für viele Acts hat diese Situation gleich wieder das Ende bedeutet, nicht so jedoch in diesem Fall. Lili hat die Zwangspause zum Songwriting genutzt und herausgekommen ist eben jene, zweite Langspielplatte namens Emotional Creature.
Und was bietet diese? Rockmusik eben. Also Poprock. Hier und da auch mit etwas Punk gewürzt. Nichts Revolutionäres, nichts Neues, aber in sich stimmig und ehrlich. Voller Gefühl - wie der Titel schon erahnen lässt, und doch cool genug, um nicht ins Schnulzige abzudriften. Wer mehr Orientierung braucht, dem seien Namen wie Avrik Lavigne, Natalie Imbruglia oder auch die Cardigans genannt, aber das soll nicht darüber hinweg täuschen, dass Beach Bunny eine eigenständige Note mitbringen. Oder anders ausgedrückt: Das Quartett mag die Musikwelt nicht revolutionieren, aber sich Emotional Creature anzuhören, fühlt sich schlicht und einfach gut an.
Trackliste
01. Entropy
02. Oxygen
03. Deadweight
04. Gone
05. Eventually
06. Fire Escape
07. Weeds
08. Gravity
09. Scream
10. Infinity Room
11. Karaoke
12. Love Song
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Veröffentlichung: 22.07.2022
Stil: Alternative/Pop/Rock
Label: Mom + Pop Records
Facebook: facebook.com/beachbunnymusic
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