Es ist schon komisch, wie der Bezug zu bestimmter Musik sich entwickelt. Stahlmann ist eine dieser Bands, zu denen ich immer ein gespaltenes Verhältnis hatte - das erste selbstbetitelte Album hat mich vor über zehn Jahren eher wenig getoucht. Zwischenzeitlich ist die Band mir aber etwas mehr ans Herz gewachsen. Das liegt zum einen daran, dass einige der Stahlmann-Songs in mir tolle Erinnerungen an manche Clubabende (als Gast wie auch als DJ) wecken, zum anderen natürlich an der zumeist starken Live-Performance der Band. Und so hat es sich gar ergeben, dass Stahlmann die letzte Band waren, die ich 2020 vor dem Herbst/Winter-Lockdown noch live erleben durfte - sowas prägt sich natürlich ein.
Um so mehr freue ich mich, heuer ihr neuestes Album Quarz nicht nur hören, sondern auch vorstellen zu dürfen. Der erste Eindruck ist... Interessant. Der gesamte Sound ist sehr düster, gedeckt... Irgendwie nicht so typisch das, was man von Stahlmann zuletzt gehört hat. Liest man die Presseinfo, dann ist dies durchaus beabsichtigt und Mart und seine Mitstreiter haben sich gezielt in einer gewissen Retro-Anleihe ihren Wurzeln zugewandt.
Auf den zweiten Lauscher funktioniert dies auch - das gesamte Klangbild ist stimmig, hat einen dystopischen Unterton, der wunderbar zu der gegenwärtigen Seelenlage vieler HörerInnen passen dürfte und transportiert dabei die Inhalte der Texte auf eine mal packende, mal eher knisternde Art und Weise. Besonders funktioniert dies für mich bei Gottmaschine (der Track ist wirklich Oldschool-NDH pur) und dem abschließenden, knackigen Willst Du, mit seiner erotisch aufgeladenen Lyrik.
Nun ist Quarz kein Album, bei dem man gleich sagt "Wow, was ein Hammer!". Dafür wirkt es insgesamt zu homogen und es fehlt an total umwerfenden Nummern. Nimmt man aber die selbst gewählte Prämisse der Stahlmänner und lässt die Scheibe unter selbiger auf sich wirken, dann verhält es sich wie mit einem guten Whiskey: Auf den ersten Schluck gewohnt, aber angenehm. Im Nachgang kribbelt es. Es brennt. Letztlich bleibt ein rauchig-wohliger Geschmack, von dem man eine Weile zehrt, um dann erneut zu kosten.
Trackliste
01. Wollust
02. Sünder
03. Krähen der Nacht
04. Gottmaschine
05. Sonnenreich
06. Gegen Den Strom
07. Herz und Tränen
08. Der Sturm
09. Tobsucht
10. Willst Du
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Veröffentlichung: 10.12.2021
Stil: Neue Deutsche Härte
Label: AFM Records
Website: stahlmann-band.de
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