Persona sind eine Band mit multikulturellen,internationalen Wurzeln, die offiziell in Hannover residiert. Auf ihrem frisch erschienenen, dritten Studioalbum Animal haben sie ihren Stil noch einmal erweitert und präsentieren frischen, vielschichtigen Metal, der nicht zuletzt die komplexen Sangeskünste von Frontfrau Jelena toll in Szene setzt. Für das kommende Legacy #136 durfte ich kurzfristig einen Artikel über die Formation schreiben, und beim zugehörigen Interview gaben Persona so viele interessante Auskünfte, dass längst nicht alles ins Heft gepasst hat. Glück für Euch, werte Nightshade-Leser, denn so könnt ihr auch an dieser Stelle einiges über die Truppe erfahren!
Interviewpartner waren Sängeri Jelena, Drummer Simon und Bassmann Eike.
Otti:
Euer aktuelles Album Animal ist fertig und auf die Menschheit losgelassen. Welche Gefühle hat das innerhalb der Band ausgelöst?
Simon:
Hallo lieber Otti und erstmal vielen Dank für das Interview!
Wir als Band waren schon sehr gespannt, wie die Leute auf das neue Album reagieren werden - die neuen Songs gehen ja, verglichen mit dem vorherigen Output der Band, in eine ganz neue Richtung. Insgesamt waren wir vor dem Release aber schon überzeugt, dass das Album gut ankommen wird. Es war eher diese Spannung, wie wenn man eine Überraschung für einen Kumpel vorbereitet hat, von der er weiß, dass er sich darüber freuen wird. Wir konnten ja auch schon letztes Jahr mit dem Release von der Single Alpha antasten, ob die neue Richtung gut aufgenommen wird - und das hat ja auch schon ganz gut funktioniert.
"Sobald du wirklich gute Parts hast, die für sich schon gut funktionieren, hast du es auch hinterher leichter, sie zu guten Songs zu entwickeln."
Otti:
Animal ist in Eigenregie mit Hilfe von Crowdfunding entstanden. Welche Vor- und Nachteile birgt dieser noch vergleichsweise junge Veröffentlichungsweg in Euren Augen?
Eike:
Crowdfunding ist eine sehr gute Möglichkeit in der Zeit der Digitalisierung seine Fans zu mobilisieren - ganz besonders wenn diese um die Welt gestreut sind. Generell etwas nachteilig kann dabei natürlich immer sein, nicht zu wissen, ob man das eigentlich nötige Budget zusammen bekommt.
Otti:
Was müsste ein Label Euch bieten, damit Ihr Eure Unabhängigkeit aufgebt?
Simon:
Letztendlich müsste ein Label uns Möglichkeiten bieten, die wir selber als Band nicht haben. Gute Kontakte und die Möglichkeit, unsere Musik breit zu promoten sind da natürlich wichtige Punkte. Letztendlich geht es uns aber auch darum, mit einem Label zu arbeiten, zu dem wir einen engen Kontakt pflegen können. Die Distanz sollte nicht zu groß sein - man sollte regelmäßig persönlich sprechen können, um das bestmögliche aus der Zusammenarbeit rauszuholen.
Bevor wir nur eine weitere Nummer in einer riesigen Kartei sind, wollen wir da lieber unabhängig bleiben.
Otti:
Ich sehe das richtig, dass Jelena für sämtliche Lyrics in all den unterschiedlichen Stimmlagen verantwortlich ist, oder? Das ist auf jeden Fall schonmal wahnsinnig beeindruckend. Wieviel Übung braucht es dafür? Und wie lässt sich dies insbesondere bei einem kompletten Konzert durchhalten, ohne dass die Stimme irgendwann versagt?
Jelena:
Richtig, ich habe alle Lead-Vocals gesungen (clean und growl). Die Songs wurden schon während des Kompositions- und Aufnahmeprozesses ziemlich anspruchsvoll, aber wir mochten, wie dynamisch sie waren und ich habe die Herausforderung genossen. Mit regelmäßigem Üben habe ich keine Probleme auf der Bühne, es macht sogar Spaß, solche anspruchsvollen Songs zu singen - meine Energie und Performance bleiben immer frisch.
Otti:
Wie bringt Ihr Eure vielschichtigen Songstrukturen und Jelenas abwechslungsreichen Gesang so in Einklang, dass nachher ein stimmiges Ergebnis steht? Also was sind die größten Herausforderungen bei Eurem Songwriting?
Simon:
Das Rezept dafür war: Jede Idee einfach ausprobieren. Auch wenn eine Idee noch so verrückt oder unpassend schien, haben wir sie einfach erstmal programmiert und gehört, bevor wir uns dagegen entschieden haben. Das ist der coole Aspekt, wenn du viel am Computer arbeitest. Du kannst jede Idee erstmal mit Hilfe von Samples bauen und antesten - wir haben natürlich auch sehr viele Ideen weggeschmissen. Das war für uns einfach der kreative Prozess.
Shadows hat bestimmt sechs Anläufe und unterschiedliche Kombinationen von Ideen gebraucht, bis wir damit zufrieden waren.
Ansonsten bleibt noch zu sagen, dass wir immer drauf geachtet haben, dass wir grundsätzlich gute Songs schreiben. Sobald du wirklich gute Parts hast, die für sich schon gut funktionieren, hast du es auch hinterher leichter, sie zu guten Songs zu entwickeln.
Otti:
Betrachtet man Animal im Gesamten, sticht Shadows durch seine reduzierte Art ziemlich heraus, was mich zu der Annahme verleitet, dass hier der Inhalt besonders im Vordergrund steht. Worum geht es genau in dem Song?
Jelena:
Bei Shadows geht es um verdrängte Erinnerungen, Gefühle, alles, was irgendwann einmal zu unseren Erfahrungen gehörte, aber im Moment einfach zu viel war, um damit umzugehen. Also haben wir versucht, es zu vergessen und so zu tun, als wäre es nie passiert (bewusst oder unbewusst). Diese "Schatten" der Vergangenheit sind immer noch ein Teil von uns, auch wenn wir so tun, als wären sie nicht da. Aber sie sind nichts, wovor wir Angst haben sollten. Nur wenn wir sie annehmen und einfach zulassen, dass sie existieren, können sie sich tatsächlich verwandeln und ihren Platz in uns einnehmen, was uns näher zu uns selbst bringt.
Otti:
Einfach wegen des krassen Kontrastes: Auf Shadows folgt die wilde Nummer Shout Out Loud - was konkret soll hier denn ausgerufen werden?
Simon:
Bei Shout Out Loud geht es um eine narzisstische und manipulative Person. Im Grunde kann das jeder sein vom nervigen Arbeitskollegen/Nachbarn bis hin zu einer prominenten Person z.B. aus der Politik.
Der Song ist im Grunde dazu da um Spaß zu machen und ein wenig Frust/Wut abzubauen. Stell es dir so vor, dass du das Foto von einer Person, die dich zur Weißglut treibt, auf einen Boxsack klebst. Dann machst du den Song an und schlägst einfach immer wieder zu - eine konstruktive Art, um Frust abzubauen.
Otti:
Das Album wurde quasi in die nächste, kulturelle Lockdown-Phase hinein geboren. Inwieweit konntet Ihr das neue Material denn auch mal live testen? Und was waren da die markantesten Reaktionen?
Simon:
Wir konnten das Album bislang bei zwei Konzerten antesten - beim Release-Konzert im Chez Heinz Hannover und beim Metal-Fest in Bremen. Insgesamt waren die Leute immer sehr angetan von den neuen Songs - auch die große stilistische Bandbreite schien die Leute eher zu fesseln als abzuschrecken. Natürlich gab es auch Leute, die dann mit dem Elektro-Part von Animals nichts anfangen konnten - oder denen die Refrains teilweise zu poppig waren.
Das ist für uns aber absolut gut so - Polarisieren macht ja auch Spaß!
Otti:
Als Band mit multikulturellen Wurzeln - welche Bedeutung hat "Weihnachten" innerhalb der Band? Also zelebriert ihr das irgendwie?
Jelena:
Meiner Meinung nach sind Weihnachten und die Stimmung zum Jahresende vielen Menschen sehr nahe und sie werden in gewisser Weise immer "globaler". Für eine multikulturelle Band wie uns geht es bei Weihnachten um Freundschaft, Familie, Liebe, Teilen und positive Stimmung.
Otti:
Und da wir uns ja nun mit großen Schritten auf 2022 zubewegen - was wünscht Ihr Euch fürs neue Jahr?
Eike:
Endlich wieder auf der Bühne stehen, so wie früher!
Simon:
Ich kann mich da Eike nur anschließen. Letztendlich wollen wir einfach die neuen Songs live präsentieren!
Website:
persona.tn
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