Unbedarft und neugierig habe ich The Missing Stone gestartet - das neue, zweite Album von Dream Ocean. Die Band war mir bis dato gänzlich unbekannt und ich habe auch in keinster Weise im Vorfeld Informationen eingeholt, was mich erwartet. Einfach mal von der Musik überraschen lassen, war das Motto.
Ein durchaus spannendes Intro mit Steigerung ins Epische lässt eine Richtung vermuten, die sich kurz darauf mit dem Song Dark Miracles bestätigt: Das hier ist klassischer Female Fronted Symphonic Metal. Mancher treue Leser mag noch wissen, dass ich früher mit dieser Richtung deutlich auf Kriegsfuß stand, einfach weil für mich da vieles wie ein Abklatsch vom Abklatsch klingt, aber mittlerweile habe ich meinen symphonischen Frieden geschlossen und kann zumindest einigermaßen aufgeschlossen an die Sache rangehen.
Dream Ocean sind eine türkisch-deutsche Formation, und sie klingen natürlich weitestgehend wie die Platzhirschen des Genres. Doch schon beim erwähnten Miracles tun sich Nuancen auf, mit denen sich die Band von anderen abzuheben sucht: Growls eines männlichem Mitglieds (das machen auch andere) und eine arabeske, gesangliche Zwischeneinlage der stimmgewaltigen Frontfrau Basak Ylva. Orientalische Anleihen finden dezent, aber pointiert auch mindestens in einem weiteren Stück statt, was der Musik von Dream Ocean prinzipiell eine Extra-Note an Eigenständigkeit verleiht.
Solche Besonderheiten sind aber leider rar. Die meiste Zeit bewegen sich die Dame und die Herren in gewohnten Fahrwassern. Vollkommene Überraschungen bleiben aus, ein Stück wie Lucid Air ist mir gar zu penetrant und zeigt mal wieder, warum ich nie der größte Genre-Fan sein werde. Dafür entschädigt das anschließende As I Die mit wunderbaren Melodien und Harmonien und auch Rhythmik und Riffing von Daydreamer zählen zu den überzeugenden Momenten auf The Missing Stone - vergleichsweise simpel, aber im positiven Sinne effektiv, zeigt das Stück, das weniger manchmal eben doch mehr ist. Der Titeltrack selbst ist wiederum ein mächtiges Monument, welches den Hörer förmlich wegbläst - in dieser Form aber durchaus eine der cooleren Nummern der Platte.
Da mir die entsprechende Affinität schon von der Musikrichtung her etwas abgeht, ist es für Dream Ocean natürlich schwer, mich zu Begeisterungsstürmen zu bewegen. Es gab vereinzelt Symphonic-Acts, die das geschafft haben, bei The Missing Stone zumindest bleibt der subjektive "Wow-Effekt" jedoch aus. Aus möglichst neutraler Perspektive kann ich aber zumindest beurteilen, dass die Band ihre Sache grundsätzlich gut macht und entsprechende Hörerkreise höchstwahrscheinlich erreichen wird, etwas mehr Mut zum Außergewöhnlichen hätte mir aber deutlich besser gefallen.
Trackliste
01. Nightmare
02. Dark Miracles
03. Pendulum Of Time
04. The Great Silence
05. Lucid Air
06. As I Die
07. Eterna Espera
08. Daydreamer
09. Song To The Ocean
10. The Missing Stone
11. Uyan
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Veröffentlichung: 24.09.2021
Stil: Symphonic Metal
Label: Eigenproduktion
Website: dreamocean.net
Facebook: facebook.com/dreamoceanband
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