Eines vorab: ich liebe Massiv in Mensch! Und da mir nach wie vor zuviele Menschen begegnen, die noch nie von der Band gehört haben, hier eine kurze, sehr subjektive Beschreibung: Massiv in Mensch klingen ein wenig wie eine Mischung aus Welle: Erdball und Melotron, ganz entfernt gibt es auch eine Nähe zu Bands wie Second Decay, Patenbrigade: Wolff oder Kontrast... Und dabei haben sie doch ihr eigenes Klangspektrum. Im Grunde produzieren MiM einfach elektronische Mucke zwischen Synthpop und Wave, mit oftmals deutschsprachigen, manchmal aber auch englischen Texten. Bezeichnend ist ihre gekonnte Gratwanderung zwischen bittersüßer Melancholie und speziellem, jedoch nie albernem Humor. Sie selbst bezeichnen ihren Sound als "100% Offshore-Electro". Passt auch irgendwie.
Wer sich nun irgendwie angesprochen fühlt, kann sich getrost durch die komplette Diskografie der Friesen hören, ohne dass es an irgendeiner Stelle langweilig wird - allenfalls im positiven Sinne skurril. Erweitert wird das Portfolio nun um eine EP namens Gestrandet, auf der Massiv in Mensch die großartige Sängerin Rana Arborea featuren - wohlgemerkt nicht die erste Kollaboration der beiden Parteien. Schon bei den jüngeren Singles Verne (Ave Maria) und Zero Gravity hat man zusammengearbeitet.
Im Ergebnis steht die neue Single Gestrandet, wobei "Single" hier untertrieben ist: Ganze sechs Tracks umfasst das Release, und das ohne die sonst üblichen, mehrfachen Remixes ein und desselben Songs. Andere Künstler hätten dies als EP, manche sogar als "Mini-Album" verkauft.
Letztlich geht die musikalische Reise dann vom hymnischen Titeltrack Gestrandet, über den eher sanften Song Ocenana I, zunächst zu einer coolen und abgefahrenen EBM-Coverversion des 80er-Schlagers Das Lied von Manuel. Wo der Strom beginnt ist ein schönes, reduziertes Stück, welches von seiner Stimmung lebt, während Schiff aus Stein anschließend als Instrumental knackige Beats mit mit wavigen Melodien verbindet. Beendet wird der Tonträger von Kaffee und Rindermarkt - einem mit seltsamen Samples gespickten Track, der ganz in der Tradition der ausgefallerenen Massivin Mensch-Stücke steht. Zu diesem fehlt mir persönlich jedoch ausnahmsweise komplett der Zugang...
Wenn ich von sechs Songs nun einen nicht mag, die anderen fünf aber bärenstark und jeder für sich besonders finde, dann sagt das eigentlich alles: Massiv in Mensch sind und bleiben eine Band, die genug polarisiert, um als Kunst durchzugehen und ausreichend Eingängigkeit mitbringt, um die Pop-Kultur zu bedienen. Gemeinsam mit Rana Arborea haben sie mit Gestrandet einmal mehr wirklich hochwertiges, hörenswertes Material veröffentlicht.
Trackliste
01. Gestrandet
02. Oceana I
03. Das Lied von Manuel
04. Wo der Strom beginnt
05. Schiff aus Stein
06. Kaffee und Rindermarkt
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Veröffentlichung: 30.10.2020
Stil: Synthpop/Wave/Electro
Label: Katyusha Records
Website: www.massivinmensch.de
Facebook: facebook.com/massivinmensch
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