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MARIA HIMMELBAUER: Devotinas Glück

Maria ist Ende 40, frisch getrennt und orientiert sich neu. Sie meldet sich im Internet in verschiedenen Foren an, um ihre neu gewonnene Freiheit auch sexuell auszukosten. Bald lernt sie "Sir Costar" kennen, der sie tief in die Welt des BDSM einführt. Angefixt von den ersten Erfahrungen will sie mehr, trifft andere Männer und sucht nach ihrer ganz persönlichen Erfüllung.

In Devotinas Glück erzählt die Autorin Maria Himmelbauer (offenkundig ein Pseudonym, da im Buch der gleiche Name in Abwandlung als Pseudinym der Hauptfigur verwendet wird) in Tagebuchform, wie ihre Protagonistin die Welt des BDSM für sich entdeckt. Im Laufe des Buches trifft sie sich mit mehreren unterschiedlichen Männern, die teils sehr verschiedene, manchmal auch deckungsgleiche Vorlieben haben. Hier und da kommt es zu kleineren Komplikationen und Verwirrungen, weswegen mal der eine, mal der andere Kerl interessanter ist, oder auch mal wieder abgeschossen wird.

Sagen wir es so: Eigentlich hatte ich mich sehr auf die Lektüre von Devotinas Glück gefreut, da es zum Thema BDSM nur sehr wenige (mir bekannte), wirklich gute Romane gibt. Leider, soviel sei vorweg genommen, hat sich mit dem vorliegenden Werk nichts an diesem Umstand geändert.

Da wäre zum einen der kalte, deskriptive Stil, in dem die "Tagebucheinträge" verfasst sind. Die Verfasserin schreibt ihre Erfahrungen ebenso wie ihre Gedanken einfach runter, ohne dass es den Leser wirklich mitnimmt. Im Buch werden sehr viele(!) sexuelle Handlungen verschiedenster Form dargelegt, ohne dass hier mit entsprechenden Adjektiven oder guter Reflektion Tiefe erzeugt wird. Tatsächlich gibt es zwar gelegentliche Momente, in denen die Protagonistin ihre eigenen Gefühle hinterfragt, aber selbst hier wird eher beschrieben, als wirklich fühlbare Emotion erzeugt. Vielleicht ist das als Stilmittel für dieses "Tagebuch" beabsichtigt, es motiviert aber nicht unbedingt zum Weiterlesen.

Dann ist die Geschichte in sich recht inkonsistent. So wird vom Klappentext und auch von den einleitenden Tagebucheinträgen zunächst das Gefühl erzeugt, es handele sich bei der Hauptfigur um eine BDSM-Anfängerin, die dann aber seltsamerweise schon über eigenes "Zubehör" verfügt und innerhalb kürzester Zeit an Praktiken teilnimmt, die für einen Neuling in dieser welt in der Regel ziemlich überfordernd sind... Ohne, dass sie diese in ihrem Tagebuch hinterfragt oder zumindest mal bewertet. Innerhalb weniger Wochen ist sie quasi Vollprofi und glaubt auch schon nach kürzester Zeit, perfekt zu wissen, woran man einen richtigen Dom (dominanten Herrn) erkennt. Kleinere Fehler in der zeitlichen Abfolge kommen ebenso vor, wie widersprüchliche Aussagen der Hauptfigur bezüglich ihrer Wünsche, Vorstellungen und Ansichten. Auch hier ließe sich vielleicht manches erklären, z.B. durch den wechselhaften Charakter der Hauptfigur - da diese aber über weite Strecken sehr altklug daher kommt, und die Selbstreflektion trotz des Tagebuchcharakters der Erzählung auf der Strecke bleibt, wirkt das alles eher befremdlich. Hinzu kommt, dass die Protagonistin teilweise sehr seltsame Ansichten äußert, so zum Beispiel, dass das Genital eines Mannes in direkter Relation zu seiner Körpergröße steht.

Das mag in vielerlei Hinsicht subjektives Empfinden sein, trug aber bei mir überhaupt nicht zur Leselust bei - im Gegenteil: ich musste mich oft zwingen, das Buch in die Hand zu nehmen, und das, obwohl es sich ja eigentlich um ein anregendes Thema handelt. Dass die Protagonistin zwischendurch mal einfach so betrunken und bekifft Auto fährt, zum Ende eine gefährlichere Droge schlicht verharmlost und gar einen rassistischen Spruch raushaut, macht es nicht besser.

Nach all dem Gemecker möchte ich wohl noch positiv anmerken, dass die Autorin einen insgesamt guten und sauberen Schreibstil pflegt, der eben nur wirklich "kalt" wirkt. Hier und da kommen sprachliche Eigenheiten zu Tage, die einen regionalen Dialekt vermuten lassen... Wo genau man zum Beispiel "Pölster" als Mehrzahl von Polster als korrekt empfindet, konnte ich zwar nicht eruieren, aber diese sprachliche "Unsauberkeit" unterstreicht zumindest ein wenig das Gefühl, ein Tagebuch zu lesen.

Nun möchte ich bei aller Kritik Devotinas Glück seine Daseinsberechtigung nicht streitig machen. Wer einen BDSM-Porno in Buchform, ohne Tiefgang, Konsistenz und erkennbaren Spannungsbogen, sucht, kann sein Glück hier gerne versuchen. Meine persönlichen Hoffnungen in dieses Schriftwerk sind jedoch nicht im Ansatz erfüllt worden.

Veröffentlicht: 31. März 2020
Genre: Erotik
Verlag: R.G. Fischer
Umfang: 360 Seiten
Preis: 29,90 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-907126-31-8

Maria Himmelbauer: Devotinas Glück

08/14/20 by Otti

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