VNV NATION: Laola, Strandkörbe und Livemusik!

Es ist der 08. August 2020 - die Kulturlandschaft kämpft ums überleben. In einer schönen Stadt am noch schöneren Niederrhein jedoch finden regelmäßig "Strandkorb Open Airs" statt - an diesem Tag mit VNV Nation, die gemeinsam mit dem von nah und fern angereisten Publikum ein ganz besonderes Konzert zelebrieren und so ein wenig Hoffnung verbreiten wollten.

Beginnen wir beim Wesentlichen: Ein Open Air Konzert in Zeiten von Corona? Unter entsprechenden Hygieneauflagen durchaus möglich. Hierfür hat der Sparkassenpark in Mönchengladbach zahlreiche Strandkörbe angeschafft, diese mit ausreichend Abstand zueinander in der eigenen Arena positioniert und eine Bühne aufgebaut, die von all diesen Strandkörben aus gut sichtbar ist. Sowohl beim Einlass, als auch beim Verlassen der Venue greift ein ausgeklügeltes Konzept, welches Schlangenbildung und Menschananhäufungen vermeidet. Dazu kommen weitere Maßnahmen wie Desinfektionsmittel an den Strandkörben und Maskenpflicht auf dem Gelände.

Ausnahme: Der Strandkorb selbst. An jedem Strandkorb können bis zu zwei (zusammengehörige) Personen Platz nehmen und das Konzert genießen. Hier gilt auch keine Pflicht zur Gesichtsbedeckung, und unmittelbar vor dem eigenen Strandkorb darf man gar tanzen!

Unter diesen Voraussetzungen sind in den vergangenen Wochen schon zahlreiche unterschiedliche Künstler in Mönchengladbach aufgetreten. An diesem Abend waren es VNV Nation, die uns persönlich das erste Live-Konzerterlebnis seit dem Lockdown bescherten. Ronan und seine Mitstreiter hingegen wussten, was auf sie zukam: Nachdem "unser" Termin in kürzester Zeit ausverkauft gewesen war, hatte man kurzerhand einen Zusatztermin angesetzt und ebenfalls ausverkauft - dieser fand am Vorabend unseres Events statt.

Nach einer kurzen Einweisung durch einen Herrn vom Sparkassenpark mit dem äußerst sympathischen Namen "Frank", kam die Band auf die Bühne und wurde mit großem Applaus begrüßt. Wir hatten zum Glück mit die beste Position auf dem Gelände, mit perfekter Sicht und gutem Sound - von Besuchern, die weiter hinten ihren Strandkorb hatten, gab es da wohl im Nachhinein einige nicht ganz so glückliche Äußerungen. In jedem Fall aber feuerten VNV mit Begeisterung ihr Set ab - die (hoffentlich korrekte und vollständige) Liste der Songs findet Ihr unten.

Insbesondere Frontmann Ronan Harris war richtig anzumerken, dass er die Möglichkeit live zu spielen und mit seinem Publikum zu interagieren mehr als nur genoss. Ronan ist und bleibt eben ein Entertainer, der stark vom Feedback der Leute vor der Bühne lebt. Das merkte man auch daran, dass er wieder einmal mitten in einem Song (Praise The Fallen) mit einem Besucher schimpfte, der wohl lieber mit einem Smartphone filmte, statt das Geschehen live zu genießen. Aber auch die von Besuchern aus der ersten Reihe (bei Farthest Star) begonnene Laola-Welle griff er auf, machte sie zu seinem eigenen Showelement und sorgte dafür, dass diese mehrfach durchs gesamte Infield schwappte.

Dem Publikum indes war schon anzumerken, dass die Umstände ungewohnt waren: Für die allermeisten dürfte es das erste Livekonzert seit Monaten gewesen sein. Man steht zudem bei dem Konzept nicht halbwegs anonymisiert in der Menge, sondern schön paarweise getrennt und sowohl von der Bühne aus, als auch von anderen Besuchern gut sichtbar, was sicherlich den einen oder anderen in Sachen "Tanzen" oder gar "Ausrasten" etwas hemmt. Mitsingen kostet den einen oder anderen auch mehr Überwindung, weil man nicht eng beeinander steht und so ein Chorgefühl hat, sondern sich selbst in dem Fall am allermeisten hört - mit all den Missklängen, die sonst von anderen übertönt werden.

Dennoch haben VNV Nation es geschafft, den überwiegenden Teil der versammelte Menge mitzureißen, zu begeistern und mit ein wenig Freude und Hoffnung zu erfüllen. Im Umkehrschluss war es den Musikern ebenso anzumerken, dass dies ein besonderes und erinnerungswürdiges Ereignis in ihrem Leben war. Natürlich wünschen sich alle Livemusikfans, dass es irgendwann wieder "freier" möglich ist, mit seinen Stars zu feiern, aber für den Moment und unter den gegebenen Voraussetzungen war dieser Abend in Mönchengladbach echt eine tolle Erfahrung!

Setlist: *
01. When Is The Future
02. Retaliate
03. Tommorrow Never Comes
04. Testament
05. Armour
06. Space And Time
07. Farthest Star
08. Carbon
09. Praise The Fallen
10. Lights Go Out
11. Chrome
12. Illusion
13. Standing
14. God Of All
16. Immersed
17. Control
Zugabe 1:
18. Nova
10. Resolution
Zugabe 2:
20. Perpetual
21. All Our Sins

* Nach bestem Wissen und Gewissen, Fehler möglich.

Eine Anmerkung noch zur Orga im Sparkassenpark: Das ganze ist insgesamt sehr professionell und von freundlichen Mitarbeitern geregelt worden. Ein Kritikpunkt ist wohl die Lieferung der Speisen und Getränke an die Strandkörbe: Hier wird für jede Order eine Plastiktüte ver(sch)wendet, was im Laufe zahlloser Konzerte eine Menge unnötigen Müll verursacht. Der Umwelt zuliebe sollte man dahingehend eher mit Handschuhen und Körben arbeiten. Davon abgesehen können wir das Konzept aber nur loben!

Links:
vnvnation.com
sparkassenpark.de

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