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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

SONIC RIOT: Positive Metal

Dieser Tage erscheint die SLAM #111, zu der ich wieder den einen oder andewren Text beisteuern durfte. Darunter auch eine kurze Story über die Grazer Metal-"Neuling" Sonic Riot, die kürzlich mit ihrem selbstbetitelten Album größere Aufmerksamkeit in der Szene gewinnen konnten. Nun war es wieder einmal so, dass die Jungs so sympathisch und umfangreich auf meine Fragen geantwortet haben, dass nur ein Bruchteil dessen ins Heft gepasst hat - den Rest des Interviews präsentiere ich Euch daher hier:

Otti:
Zwischen der Gründung von Sonic Riot im Jahr 2015 und Eurem selbstbetitelten Debütalbum sind vier Jahre vergangen. Was waren in dieser Phase die wichtigsten Erfahrungen und Eckpunkte in Eurer Geschichte?

Raphael:
Also ich denke, die für mich wichtigste und vor allem angenehmste Erfahrung war, dass niemand in der Band sich vor Arbeit scheut. Ich hatte schon einige Projekte vor Sonic Riot und ich muss sagen, dass es spätestens dann, wenn es darum ging wirklich Arbeit in die Musik zu stecken, bei den meisten Bands zu Problemen kam. Wir haben, so denke ich, alle gemerkt, dass wir zusammen gut arbeiten und es sich wirklich auch auszahlt einen großen Teil unserer Freizeit in die Band zu investieren. Abgesehen davon war es für mich eine tolle Erfahrung und auch eine große Motivation zu sehen, dass man sich auch im Ausland für uns interessiert und wir bei Fans außerhalb unserer Heimat gut ankommen. Insofern waren unsere ersten Auslandsshows wohl was ganz besonderes.


"Die Musik soll dich motivieren, du sollst eine gute Zeit damit haben und mit einer positiven Erinnerung dein Leben weiter führen."

Paul:
Ich tu mir eigentlich immer noch schwer es zu glauben wenn mir jemand sagt, dass er die Musik mag die wir machen. Ich kann von mir behaupten, dass ich jeden einzelnen Song auf Sonic Riot 110% mag, da ich eigentlich nur Musik machen würde, die ich selber gerne hören will. Und wenn dann Nachrichten von wildfremden Menschen in deinem Postfach auftauchen, die dir mitteilen, wie deine Musik sie berührt und bewegt, Leute die dich in ihrer WebRadioShow spielen wollen oder deine Musik kaufen wollen. Das ist eigentlich etwas, worüber ich mir vorher nie Gedanken gemacht hab und im ersten Moment gedacht habe: "Hey verarschen die mich da gerade?" *gg*. Aber es is etwas wirklich etwas schönes, sich auf diese Art und Weise mit den Menschen zu vernetzen. Man kennt sich nicht, aber man hat zumindest einen kleinen gemeinsamen Teiler. :)

Otti:
Mit welchen Ideen und Wünschen habt Ihr das Album schließlich zusammengestellt und aufgenommen?

Paul:
Wir sind fünf Jungs, die alle unterschiedliche Musikgeschmäcker haben, welche über die großen Hauptkapitel Death, Black, Power, Thrash und Heavy Metal verstreut sind und auch Pop, elektronische Musik oder orchestraler Musik beinhalten. Einer unser gemeinsamen Nenner ist, dass wir sehr auf den Flair der 80er Jahre abfahren und dies ist auch maßgeblich in der Band zu hören und zu sehen. Wir sehen uns als fünf Individuen, die ihren Helden zwar huldigen, aber doch ihren eigenen Weg gehen und dem Projekt einen modernen Anstrich verpassen. Sonic Riot war immer von vorne herein als eine Metalband konzipiert und unser Album Sonic Riot ist unsere Art und Weise, Musik aus dem Hard´n´Heavy Bereich zu kreieren. Die Band besteht durch und durch aus positiv denkenden Optimisten, die Spaß am Leben haben. Dies spiegeln wir auch in unserer Musik wieder. So war von Anfang an klar, dass auch unsere Musik unseren Lebenseinstellungen entsprechen soll. Die Musik soll dich motivieren, du sollst eine gute Zeit damit haben und mit einer positiven Erinnerung dein Leben weiter führen. Welche Thematiken die Stücke im Endeffekt besprechen, haben wir von vornherein nicht festgelegt. Wir schreiben aber auch melancholischere, nachdenklichere Stücke, denn es wäre ein ziemlicher kreativer Einschnitt, solche Songs nicht zuzulassen.

Paul:
Wir haben uns einige Zeit mit den Ansprüchen, die wir an eine Albumproduktion, stellen auseinander gesetzt und sind im Endeffekt zum Schluss gekommen, dass wir nicht das Budget für eine Studioproduktion haben, die unseren Ansprüchen ensprechen würde. Motiviert durch eine vorab selbst aufgenommene Single (welche unser Freund Friedrich Habeteler gemischt hat, mit welcher wir als vielversprechender Newcomer rund um den Globus in diversen Underground Radiostationen als vielversprechender Newcomer vorgestellt wurden), haben wir uns entschlossen, dass wir wohl den steinigen Weg des Selbstrecordings gehen werden müssen.

Raphael:
Mir war es wichtig, ein generell gutes Album abzuliefern. Trotzdem war mir klar, dass es unmöglich ist, es so hinzukriegen, dass es meinen Ansprüchen genügen würde. Ich selbst bin nicht einmal mit meiner Performance im Gesang zufrieden, obwohl viele Leute mich als "gut" bezeichnen. Was uns allen wichtig war, war das Album so zu präsentieren und aufzunehmen, dass es Eindruck machen kann. Wir wollten ein auffälliges Cover in einem ungewöhnlichen Stil. Wir wollten unsere Musik, die viele Elemente des traditionellen Hard Rock und Heavy Metal in sich vereint, jung und frisch wirken lassen. Ich denke, das haben wir auch geschafft.

Otti:
Wo und unter welchen Umständen habt Ihr die Scheibe denn aufgenommen?

Paul:
Motiviert und inspiriert über unseren ehemaligen Bandkollegen Illy (Suncrust) haben wir beschlossen, das Album gänzlich selbst aufzunehmen und zu produzieren. Der Aufnahmeprozess hat sich dadurch natürlich etwas länger hingezogen, da wir alles selbst und mit begrenzten Mitteln bewerkstelligt haben. Wir hatten dadurch aber auch den Vorteil, gewisse Teile so oft wie nötig einzuspielen.
Die Aufnahmen begannen, denke ich, so um Dezember 2018 rum, vielleicht war es auch November. Wir haben das ganze Album auf drei 10 Jahre alten PCs, sowie Second Hand Recording Equipment, aufgenommen, und den Datenaustausch um alle Stände aktuell zu halten war schon ein logistsches Projekt für sich alleine. Die Vocals hat Raphi bei mir im Keller in diversen Nachtschichten eingesungen, die Backing Vocals haben wir in unserem Proberaum und Headquarter eingesungen. Gemixt wurde das Album von unserem Freund und Helfer Friedrich Habeteler im September 2019, welcher der ganzen Scheibe einen wirklich fetten Sound verliehen hat, und gemastert und gefinished wurde die Sache von Andrej, unserem Bassisten.

Raphael:
Ja, die Arbeit in Pauls Keller war wirklich ein Highlight. Zum Glück haben wir alle sehr tolle Familien und Partner, die uns nicht nur den Freiraum gaben, unsere Arbeit zu machen, sondern auch aktiv daran beteiligt waren uns die Zeit dafür freizuschaufeln.

Loris:
Auch für mich war das recorden ein ganz neues Thema. Durch viel Ausprobieren und Falschmachen habe ich aber gemerkt, dass mir die Musikproduktion sehr viel Spaß macht und mich auch, nachdem wir mit unserem Album fertig waren, weiterhin damit beschäftigt, was dazu führte, ein eigenes Homestudio einzurichten. Einerseits um für Sonic Riot Material zu produzieren, andererseits auch, um mich meinen eigenen Projekten zu widmen.

Markus:
Das Recording war auch für mich Neuland und ich musste mich eine ganze Weile damit beschäftigen - was anfangs recht mühsam war, sich im Nachhinein betrachtet aber wirklich gelohnt hat. Die Gitarren zu den ersten zwei Nummern, die wir recorded haben, wurden in Pauls Keller aufgenommen. Den Rest habe ich dann von daheim eingespielt. Alles in allem konnte ich in relativ kurzer Zeit einiges über das Aufnehmen von Gitarren lernen, was mir jetzt zu Gute kommt.

Otti:
Bezüglich der Lyrics, was sind für Euch die wichtigsten Themen, die Ihr transportieren wollt? Und über was würdet Ihr niemals singen?

Raphael:
Die Lyrics sind eigentlich bis jetzt immer mein Werk gewesen. Als Band sind wir uns einig, dass wir generell als "positiv" betitelt werden wollen und unsere Musik den Leuten gute Laune verschaffen soll. Trotzdem verarbeite ich in den Texten unseren persönlichen Alltagsärger, Probleme in unserer Gesellschaft, persönliche Herausforderungen und Hoffnungen und sogar Dinge, die vielleicht nicht direkt mit uns zu tun haben, aber Leute beschäftigen, in die wir uns empathisch einfühlen können.
Ich denke, dass es uns grundsätzlich immer um die Message geht, dass alles immer gut wird, wenn man sich reinhängt und sich nicht einfach gehen lässt. Unsere Songs zeigen sehr gut, dass auch wir, als die Menschen die wir sind, genau die gleichen Probleme haben, wie die Leute im Publikum. Wir wollen sagen: "Hey Leute. Wir sitzen alle im gleichen Boot und uns allen haut das Leben manchmal wirklich hart in die Fresse. Aber wenn die Musik erklingt und wir hier gemeinsam Spaß haben, dann ist das Leben gut und alle Probleme sind gerade nicht wichtig. Zumindest für diesen Moment." Worüber ich niemals schreiben könnte, wäre wohl eine Thematik, die nur dazu dient möglichst flächenwirksam zu sein. Sei es durch absolut flachen Mainstream oder durch zwangsweise herbeigeführten Schock. Insofern wird es von Sonic Riot wohl nie einen Song über beispielsweise das hirnlose Saufen am Urlaubsstrand oder einen grausamen Hammermord geben. Maximal über eine Enthauptung mit einem Schwert, weil ich ein großer Fantasy-Fan bin.

Otti:
Eigentlich soll jedes Album einer Band ja neuen (Auf)Schwung bringen. Kurz nach dem Release von Sonic Riot kam jedoch Corona - wie sehr hat Euch das Virus zurückgeworfen?

Raphael:
Wir mussten vor allem einige Shows und Probetermine absagen, was natürlich auch dazu führte, dass wir etwas weniger Einnahmen hatten und das Songwriting anders ablief als gewohnt. Dazu muss man sagen, dass vieles auch aufgrund einer Erkrankung meinerseits bereits im Vorfeld der Krise beeinflusst war. Ich hatte nämlich tatsächlich für fast vier Monate keine Singstimme. Reden ging zum Glück nach ungefähr eineinhalb Wochen wieder. Corona brachte aber auch andere Effekte mit sich: Die Leute waren zu Hause und ihnen war langweilig. Das führte dazu, dass wir einige CDs ins Ausland verschiffen konnten, denn nicht überall war es möglich, sich schnell mal CDs kaufen zu können. Ich denke, dass der Impact von Corona auf kleinere Bands auch dementsprechend geringer ausgefallen ist.

Otti:
Und worauf arbeitet ihr derzeit als Band hin?

Raphael:
Derzeit sind wir dabei, das Material für eine EP sowie ein weiteres Album zu schreiben. Ich persönlich würde mir auch ein weiteres Musikvideo wünschen, da sich das erste wirklich toller Rückmeldungen erfreut. Unsere Sorgen liegen jedoch bei einem erneuten Anstieg der Corona-Infektionen in unserer Heimat. Das würde uns wieder vom gemeinsamen Proben abhalten und unsere für den Herbst geplanten Shows zunichte machen.

Paul:
Wie Raphi schon angesprochen hat, haben wir die Zeit gut kreativ nutzen können. Natürlich versuchen wir, weiter im Songwriting zu wachsen und unseren Erstling Sonic Riot zu toppen. Wir wollen uns mehr vermarkten und auch was Gigs betrifft einen Levelup machen und versuchen, auch den Schritt aus dem Underground zu wagen und den Namen Sonic Riot einem breiten Publikum geläufig zu machen. Das wird sicher hart, speziell für ne Heavy Band, aber wer hat gesagt, dass es leicht wird? :)

Mehr Infos:
facebook.com/sonicfukkinriot

Art des Interviews: Email
08/02/20 by Otti
SONIC RIOT in unserer Band- und Künstlerdatenbank

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