Fritz Graber hat in seinem Leben schon einiges erlebt. Der erfahrene Reporter liebt schnelle Autos, Steve McQueen und Frauen, ebenso wie eine gute Story. Allerdings liegen seine besten Artikel schon eine Weile in der Vergangenheit. Junge Kollegen und moderne Technik lassen ihn wie ein Relikt erscheinen, das den Verlag aufgrund seines Gehalts auch noch viel zu viel kostet. Längst steht er auf der Abschussliste, da nimmt sein innerer Spürhund Witterung auf: Ein bekannter Unternehmer verunglückt in seinem Porsche, und er ist nicht der einzige mit einem solchen Schicksal...
In seinem Thriller #CrashTag greift Autor Martin Brückner nicht zuletzt den Gedanken auf, welche Gefahren im Zusammenhang mit zunehmender Digitalisierung und einem Thema wie "Autonomes Fahren" einher gehen. Die Geschichte spielt in einer sehr nahen Zukunft, in der vieles unserer Gegenwart (ohne Corona) entspricht, technische Entwicklungen wie automatisierte Drohnen und selbstfahrende Autos aber eine zunehmende Rolle spielen - zudem verwendet man Windows 12. Dabei spielt aber der SciFi-Aspekt keine wirkliche Rolle, außer dass die Technologie eben der Auslöser und Aufhänger für einen spannenden Thriller ist.
Protagonist Fritz Gruber ist ein gealterter, aber sicher nicht abgehalfterter Reporter der "Neuen Frankfurter Zeitung", der in manchen Hinsichten anachronistisch wirkt und in seinen Gedanken gerne mit Schauspieler- und Rennfahrer-Legende Steve McQueen Zwiesprache hält. Seine Vorliebe für klassische Autos und Sportwagen führt ihn unter anderem immer mal auf eine Website namens "CrashTag", auf der über spektakuläre Autounfälle berichtet wird - inklusive explizitem Bildmaterial. Hier stößt er auch auf Ungereimtheiten, die den Verdacht schüren, dass einige dieser tödlichen Crashs durch Manipulation zustande gekommen sein könnten. Gemeinsam mit seinen Freunden, vor allem seiner jüngeren Kollegin Marie und dem Hacker und Nerd Titus, begibt er sich auf Spurensuche...
Die daraus entstehende Geschichte erzählt Martin Brückner schlüssig, unterhaltsam und in ansprechendem, lockerem Stil. Mal wird es spannend, dann wieder bedrückend, sinnlich oder humorvoll. Einen Kritikpunkt gibt es wohl: An einigen, wenigen Stellen rollt der Autor Szenen oder Begegnungen von hinten auf, was es dem Leser dann schwierig macht, Sinn und Zusammenhang der jeweiligen Szene zu begreifen. Das mag stilistisch gewollt sein, sorgt aber für unnötige Fragezeichen, die mit der Handlung und Spannung nichts zu tun haben. Dies kommt aber auf den gut 400 Seiten höchstens drei bis viermal vor und ist daher leicht zu verschmerzen.
Bei #CrashTag überwiegt nämlich ganz deutlich das Positive! Brückner ist hier ein wirklich lesenswerter, moderner Roman gelungen, der an vielen Stellen ethische oder philospophische Fragen aufgreift, über die man sich als Leser nach eigenem Gutdünken Gedanken machen kann, aber nicht muss. Vor allem aber wird man hier von der ersten bis zur letzten Seite fabulös unterhalten!
Veröffentlicht: 19. April 2020
Genre: Krimi/Thriller
Verlag: edition MaVik
Umfang: 408 Seiten
Preis: 10,99 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-9821026-3-4
Website: martinbrueckner.eu
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