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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

ENTERA: 30 Jahre purer Thrash

Als Band drei Dekaden zu durchleben ist gar nicht so einfach. Entera feiern in diesem Jahr ihr 30. Jubiläum, unter anderem mit einem starken Album namens Hate Factory. Zu diesem Anlass haben wir uns Bandgründer Carsten Lutter im Interview zur Brust genommen und nicht nur ein Blick auf das neueste Werk geworfen, sondern auch ein wenig in der Geschichte der fränkischen Thrash-Formation gekramt.

Otti:
In diesem Jahr feiert Ihr 30 Jahre Entera. Was waren die wichtigsten Eckpfeiler in der Geschichte der Band, an die Du Dich gerne erinnerst?

Carsten:
Unser erste EP Crossing auf jeden Fall und auch die erste vollständige CD Betrayal Against Time 2000. Dann kam 2003 der Umzug vom Saarland nach Nürnberg. Dort hat es ein wenig gedauert, einen Proberaum und Musiker zu finden, aber danach kamen sehr viele gute Gigs mit z.B. Macabre, Master, Malevolent Creation, Hämatom, Sabaton, Debauchery und viele mehr. Zum 25jährigen Jubiläum haben wir mit der 7" EP The Pit Is Ours endlich mal wieder eine Veröffentlichung auf Vinyl gemacht. Irgendwann werden wir auch unsere beiden EPs mal als CD rausbringen.

Entera: Hate Factory
"Uns ist wichtig, dass jedem Musikern jeder Part gefällt."

Otti:
Unter anderem habt ihr zum Jubiläum ein wirklich schickes, neues Album namens Hate Factory veröffentlicht, welches in den letzten vier Jahren heran gereift ist. Was sind mit Deinen eigenen Worten die größten Stärken des Albums?

Carsten:
Wir versuchen keine Standard Songs zu schreiben. Die Songs sind über einen längeren Zeitraum entstanden und wir haben sie öfter umgeschrieben, bis sie uns zu 100% gefallen haben. An den Aufnahmen haben wir auch sehr lange gearbeitet. Wir haben einige neue Mikros gekauft und sehr viel versucht, welches Mikro für Gitarre, Bass und Drums das beste ist. Viele Bands programmieren das Drum, nehmen Bass und Gitarre nur noch direkt über den PC auf, das wollen wir auf keinen Fall. Das Drum ist bei uns komplett echt, Bass und Gitarre wurden mit mehreren Mikros abgenommen. Die Songs sind auch so aufgenommen, wie wir live spielen. Es gibt keine Rhythmusgitarren beim Gitarrensolo, da wir so nah wie möglich an den Live Sound rankommen wollen. Das ist übrigens auf allen Entera Veröffentlichungen so.
Neben der Musik haben wir auch noch einiges an Zeit in das Booklet und den CD Rom Part der CD investiert. Es gibt ein Lego Stop Motion Video zu dem Song "War Of The Zombies" und jede Menge Bilder, Wallpaper und eine sehr lange Biografie in dem CD Rom Part.

Otti:
Wo und unter welchen Umständen habt Ihr die Songs geschrieben und aufgenommen?

Carsten:
Wir hatten 2015 schon 7 Songs fertig und wollten da eigentlich schon eine komplette CD machen. Leider ist damals der Drummer ausgestiegen und wir haben dann beschlossen, erst mal nur 4 Songs für die EP The Pit Is Ours zu verwenden. Danach ging es gleich weiter, die restlichen drei Songs haben wir noch mal überarbeitet und relativ schnell die anderen Songs geschrieben und fingen im August 2016 mit den Drumaufnahmen an. Mitten in den Aufnahmen hat sich dann leider der Drummer am Fuß verletzt und wir mussten ein paar Wochen Pause einlegen. Danach sollte es mit dem Bass gleich weitergehen, aber auch da gab es ein paar Probleme. Zuerst war ich krank, und dann gab es ein paar technische Probleme. Als das alles wieder im Lot war, war der Bass relativ schnell eingespielt. Die Gitarre folgte direkt danach und parallel dazu fing ich schon mit meinem Gesang an. Am Ende kamen noch die Backings und Mischen und Mastern war auch schnell fertig. Wir haben wie immer die Aufnahmen selbst gemacht und waren nur zum Mischen und Mastern in einem Studio. Die Songs schreiben wir immer gemeinsam im Proberaum. Uns ist wichtig, dass jedem Musikern jeder Part gefällt. Wenn ein Musiker ein Riff ablehnt, dann fliegt es raus.

Otti:
Was waren die markantesten Momente während der Arbeit an Hate Factory?

Carsten:
Das sind immer so einzelne Punkte während der Arbeit an der CD. Wenn zum Beispiel der Soundcheck von einem Instrument gemacht ist, oder wenn alle Spuren im Kasten sind und man kann sich zum ersten mal den Song komplett anhören. Das Abhören vom fertigen Master ist noch mal so ein Punkt, und auch wenn die Arbeiten am Booklet beendet sind und die Testausdrucke Korrektur gelesen werden.

Otti:
Es gibt zahlreiche großartige Tracks auf der Platte, aber ich persönlich habe mich gerade in Here I Am What I Am verliebt... Daher hierzu konkret die Frage: Was sind die Hintergründe des Songs?

Carsten:
In der heutigen Zeit hat man nirgends mehr seine Ruhe. Jeder hat sein Handy in der Hand und muss ständig erreichbar sein. Da bleibt nur noch ein Platz, an dem wirklich mal Ruhe herrscht und das ist das Klo! Dort kann man in Ruhe sitzen und seinen Rock Hard, Deaf Forever oder sonst was lesen. Der Song sollte eigentlich den Namen "Toilette" tragen, aber der Drummer war dagegen :)

Otti:
Hast Du selbst auch Favoriten auf Hate Factory? Und wenn ja, welche sind es, und was macht sie dazu?

Carsten:
Das ist echt schwierig. Bei mir ist es so, dass es immer wieder ein anderer Song ist. Zur Zeit ist es für mich der Song War Of The Zombies. Der Song hat ein gutes, "düsteres" Intro, in Strophe und im Chorus singen die anderen beiden mit und es gibt ein Gitarren und ein Basssolo. Wir haben auch in dem Song wieder versucht, keinen typischen Songaufbau zu benutzen und einige Riffs sind auch nicht gerade. Fake Persons gefällt mir auch sehr gut. Da haben wir das Break - das drei mal im Song gespielt wird - jedesmal ein klein wenig anders gespielt. Die Strophen gehen in die Power Metal Richtung und der Chorus ist guter alter 80er Thrash.

Otti:
Corona hat natürlich einige Eurer Planungen zum Jubiläum durcheinander geworfen. Neben dem Album, welche Ideen konntet Ihr denn trotz Pandemie umsetzen, und welche werden voraussichtlich im Laufe des Jahres noch realisiert werden können?

Carsten:
Wir hatten noch ein wenig Glück mit unseren Planungen. Die beiden Jubiläumsgigs für unser 30jähriges Anfang März (06. und 07.) konnten beide noch stattfinden. Die Woche darauf, am Freitag, kamen dann die ersten drei Absagen für die Gigs im März. Bis jetzt wurden uns 7 Gigs deswegen abgesagt, leider auch die CD Präsentation, die im Mai stattfinden sollte. Ersatztermine zu planen ist derzeit nicht möglich, keiner kann abschätzen, wann das endlich vorbei ist. Im Herbst stehen derzeit noch 4 Gigs an, wir hoffen, dass bis dahin alles wieder normal läuft.
Das Pressen der CD war nicht so einfach. Einige Presswerke konnten nicht liefern und eines, das uns schon zugesagt hatte, konnte plötzlich doch nicht liefern. Wir mussten erst mal ein anderes Presswerk suchen, die Daten wieder hinschicken, einen neuen Freistellungsauftrag bei der Gema besorgen usw. Wir planen derzeit noch, 1-2 Videos zu der CD zu veröffentlichen. Zum Glück haben die die Dreharbeiten alle schon vor ca 2 Jahren gemacht, das Material muss nur noch bearbeitet werden.

Otti:
Passend zum runden Geburtstag würde ich gerne eine kleine Retrospektive mit Dir starten.
In dreißig Jahren Entera...
...was waren die beste, und die schlechteste Erfahrung, die Ihr mit Vertretern der Presse gemacht habt?

Carsten:
Die schlechteste Erfahrung war ein Zeitungsbericht über einen Livegig von uns. Es stand darin, dass Entera mit drei Akustikgitarren Songs von den Beastie Boys covern würden.
Die beste / lustigste war ebenfalls ein Zeitungsbericht über einen Gig in Zweibrücken. Es war ein Bild von mir zu sehen und die Überschrift war "der schönste Heavy Metal Bart". In dem Bericht ging es fast nur um den Bart, die Musik wurde nur nebenbei erwähnt.

Otti:
...wo und unter welchen Umständen fand der abgefahrendste Gig statt?

Carsten:
Wir hatten schon einige abgefahrene Gigs, aber ich glaube der Gig im Exile in Friedenfels war sehr abgefahren. Ein Haus, umgebaut zu einer Konzertlocation. Es war so voll in dem Raum, dass einige Leute auf der Treppe ins Untergeschoss standen. Der erste Zuschauer vor der Bühne war nur ca 30 cm vor meinem Gesicht. Ich hatte das komplette Konzert sein Gesicht vor mir. Er konnte nicht weg, ich konnte mich auf der Bühne auch keinen Millimeter bewegen. Links war die Wand, hinter mir das Drum und rechts direkt der Gitarrist, weil die Bühne winzig war. Die Stimmung war aber richtig gut, solche Gigs spielen wir sehr gerne.

Otti:
...wer waren die coolsten Musiker-Kollegen, mit denen Ihr die Bühne teilen durftet?

Carsten:
Da gab es schon sehr viele, aber dennoch würde ich mich für die Band Master entscheiden. Ich habe sie für einen Gig 2011 eingeladen und war echt überrascht, wie unkompliziert die waren. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich Leute wie den Paul Speckmann oder Peter Hobbs mag. Das sind Leute, die trotz ihres Erfolges auf dem Boden geblieben sind und sich auch nicht zu Schade sind, mit jedem mal ein paar Sätze zu reden. Das sollte eigentlich normal sein, es gibt aber Bands, die sich nur in ihrem Backstage-Raum verkriechen.

Otti:
...welchen Text würdet Ihr nicht nochmal so schreiben?

Carsten:
Da muss ich dich enttäuschen, da gibt es keinen. Auch die alten Texte gefallen mir nach wie vor. Ich schreibe immer sehr lange an den Texten rum. Wenn wir neue Songs schreiben, habe ich meist so ca 20 Texte im Vorrat und suche den aus, der am besten zu dem Song passt. Wenn ein paar Kleinigkeiten nicht passen, dann schreibe ich die auch mal um.

Otti:
...was war die ekligste Backstage-Erfahrung die Ihr gemacht habt?

Carsten:
Der ekligste Auftrittsort den wir je hatten, war das Juz in Homburg. Ich trug mit dem Gitarristen meine Bassbox auf die Bühne und wollte die abstellen. Als ich aber den Boden sah, haben wir die Box wieder rausgetragen und erst mal mehrere Lagen Zeitungspapier auf den Boden gelegt, bevor wir die Box draufstellten. Das war alles so was von dreckig. Ich bin vieles gewöhnt, aber das war einfach zu viel. Wir spielten an dem Abend als zweite Band, die nachfolgende Band hatten einen Sänger, der ohne Schuhe auf der Bühne stand!

Otti:
...welche Fanbegegnung hat Euch am meisten geprägt?

Carsten:
Geprägt würde ich jetzt nicht unbedingt sagen, eher erstaunt. Manche Leute erzählen mir, dass ihr erstes Metalkonzert ein Entera-Konzert war. Da merkt man, wie schnell die Zeit vergeht, wenn einer erzählt das es vor 20 Jahren war.

Otti:
Und zum Abschluss des Interviews ein wenig Pathos: Wenn Du einen Wunsch frei hättest, was würde da ganz oben auf der Liste stehen?

Carsten:
Gesund bleiben und viele Gigs spielen.

Website:
www.entera.org

Art des Interviews: Email
06/10/20 by Otti
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