Fantastische Geschichten und magische Musikmomente sind garantiert, wenn Faun zu ihren Instrumenten greifen, um ihre Weisen zu spielen. In den gut 17 Jahren ihrer Bandgeschichte hatten die bayrischen Barden freilich nicht immer nur Höhenflüge, sind aber stets ihren Weg gegangen und haben verlorene Gefährten durch neu gewonnene Mitstreiter ersetzt. Wer sich mit Oliver, Fiona & co beschäftigt, der weiß, wieviel Herzblut in dieser Band steckt, und wieviel Schweiß und Fleiß aufgebracht wurden, um dahin zu kommen, wo man heute steht. Spielte man noch vor wenigen Jahren in kleinen Kaschemmen, füllen Faun nun große Hallen und bekommen seit Jahren durch Universal Music einen starken Rückhalt.
Mit Midgard haben Faun nun ein neues Album voller wunderschöner Melodien veröffentlicht, welches (der Name lässt es erahnen) thematisch vor allem nordische, germanische und keltische Mythen und Legenden aufgreift.
Gleich der Prolog begrüßt den Hörer monumental mit dem Klang eines Horns. Die so entstandene Schwere wird aber gleich mit dem ersten Lied namens Federkleid aufgelockert - Beschwingt und wahrhaft federleicht erklingen Flöten und Percussions, sowie glockenheller Gesang. Den so begonnenen Tanz darf man beim anschließenden Sonnenreigen fortführen - Faun beweisen auf Midgard ein ganz besonders feines Händchen für Stücke und Klänge, die im Hörer akuten Bewegungsdrang verursachen. Tatsächlich ist man über die gesamte Länge des Albums verlockt, sich den unheimlich eingängigen Melodien hinzugeben.
Das heißt selbstreden nicht, dass Midgard nur aus locker-flockiger Happy-Musik besteht. Tiefe, schwere und mitunter gar bedrohliche Momente finden ebenfalls statt. Die Nacht des Nordens, Odin und die Rabenballade sind Stücke, die auf jeweils unterschiedliche Art und Weise die dunklen Seiten des faunschen Musikkosmos aufzeigen. Insbesondere im Stück mit dem Titel Odin erzeugen Faun eine derart beängstigende Stimmung, dass man sich Sorgen um das Seelenheil all jener neu gewonnenen "Mainstream-Fans" machen könnte, die in den letzten Jahren das Publikum der Faune erweitert haben...
Nein Spaß beiseite, so schlimm ist es sicher nicht. Es tut allerdings gut, zu sehen, dass Faun sich selbst treu bleiben. All jene Stimmen, die durch den Deal mit Universal seinerzeit einen "Ausverkauf" der Band befürchtet haben, sind hoffentlich verstummt. Ich persönlich finde es wohl schade, dass Faun mittlerweile fast ausschließlich deutschsprachig singen. Nichts gegen unsere Sprache, ich liebe sie, aber in früheren Jahren war es ein Markenzeichen der Gruppe, Stücke in außergewöhnlichen, vergessenen oder gar erfundenen Sprachen vorzutragen, was wunderbar zum zauberhaften Sound gepasst hat. Liebe Faune, wenn ich einen Wunsch bei Euch frei habe, vielleicht mögt ihr diesen Aspekt wieder aufgreifen?
Dieser subjektive Wunsch meinerseits ist für den Moment jedoch unerheblich, da Midgard längst fertig gestellt und erwerbbar ist. Und was soll ich sagen? Das Album ist zweifellos ein absolutes Meisterwerk.
Trackliste
01. Midgard Prolog
02. Federkleid
03. Sonnenreigen (Lughnasad)
04. Alba II
05. Nacht des Nordens
06. MacBeth
07. Gold & Seide
08. Brandan
09. Odin
10. Rabenballade
11. Lange Schatten
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Veröffentlichung: 19.08.2016
Stil: Pagan Folk
Label: Electrola/Universal
Website: www.faune.de
Facebook: www.facebook.com/FaunOfficial
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