Beim Namen Nachtgreif musste ich zunächst unweigerlich an eine Gothic- oder Mittelalter-Combo denken... Lag damit allerdings relativ falsch. Tatsächlich handelt es sich um eine Formation, die deutschsprachigen Rock mit starkem Metaleinschlag in den Riffs verbindet. Gegründet wurde Nachtgreif im vergangenen Jahr von Thorsten Fries (ex-Winterland), Udo Spohn und Arndt Hebel. Bereits jetzt, ein Jahr später, können die Mannen mit ihrem ersten Album Unter Strom aufwarten. Zu schnell? Das will ich dann mal durchleuchten.
Der erste Höreindruck erinnert mich irgendwie an die legendären Luna Luna. Dieser Eindruck relativiert sich aber schnell. Wenn man den Songs etwas länger lauscht, haben Nachtgreif doch einen deutlich härteren Grundton in ihrem Songwriting - Zumindest soweit man dieses mitbekommt. Denn der größte Makel von Unter Strom offenbahrt sich zügig: Die Abmischung ist eher mäßig, zumindest für meinen Geschmack.
Offenbar wollte man den Gesang von Thorsten in den Mittelpunkt stellen, was auch gelungen ist. Allerdings gehen dabei die Instrumente selbst ziemlich unter, wodurch dem Hörer die eigentlich doch sehr schönen Kompositionen nicht wirklich ins Ohr dringen. Hier hätte ein wenig mehr Feingefühl den Hörgenuss deutlich verstärkt.
Dass der Gesang im Mittelpunkt steht, ist ansonsten natürlich nicht verkehrt. Die lyrischen, teils sehr metaphorischen, dann wieder relativ direkten und nicht selten sozialkritischen Texte wissen zu überzeugen, sind sie doch weder zu plakativ, noch zu abstrakt. Nachtgreif haben etwas mitzuteilen, und es macht Sinn, ihnen zuzuhören.
Das "relativ" oben bei der Stileinschätzung ist übrigens Absicht. Nachtgreif lassen sich schwer einordnen. Klar, man kann die Mucke "Deutschrock" nennen, aber das wäre vielleicht zu einfach. Den Metal-Aspekt habe ich ja bereits erwähnt und kann man nicht verleugnen. Zugleich schwebt aber über allem eine gewisse Düsternis und Melancholie, die auch beim einen oder anderen Goth Anklang finden dürfte. Und Herrn Fries Sangesstil, ebenso wie seine Texte, haben eine gewisse Nähe zu mancher Mittelalter-Rock-Truppe.
Wäre der Sound besser gemischt, ich wäre verdammt begeistert von Unter Strom. So wie sich das Album präsentiert finde ich das Lauschen aber leider mitunter leider etwas anstrengend, allerdings ist das ein Makel, den man bei zukünftigen sicherlich vermeiden kann (und sollte). Vielleicht ist dies einem gewissen Übereifer zu verdanken... Aber darübera werde ich jetzt nicht wild spekulieren. Fest steht vielmehr, dass Nachtgreif für ein so junges Projekt schon gute Arbeit geleistet haben und das Potential besitzen, mittelfristig viele Fans zu gewinnen.
Trackliste
01. Geerdet (Intro)
02. Radio im Nirgendwo
03. Unter Strom
04. Böse Träume
05. Allein zu stehen
06. Im Auge des Sturms
07. Die Wahrheit stirbt zuletzt
08. Schwarze Magie
09. Von Jägern und Sammlern
10. Mittelalternacht
11. Zeit zu Träumen
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Veröffentlichung: 13.06.2014
Stil: Deutschrock/Metal
Label: 7us/D7
Facebook: www.facebook.com/Nachtgreif
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