Gerade noch das 15jährige Jubiläum gefeiert, jetzt schon wieder mit einem
neuen Album am Start. Schandmaul sind DIE Folkband an der keiner
in der Szene dran vorbeikommt. Über das letzte Jahrzehnt und darüber
hinaus liefert die sechsköpfige Combo immer wieder geniale Songs und
herausragende Alben, an die nun das achte Studioalbum Unendlich
nahtlos anknüpft. Natürlich erwarten euch auf dem knapp einstündigen
Werk märchenhafte Geschichten, wahre Begebenheiten und herzzerreißende
Balladen. Eben ein typisches Schandmaul-Album!
Bereits bei den fetten Jubiläumskonzerten im August gab es einen kleinen
Einblick in die weitere Arbeit der Band und der Song Bunt und nicht
braun, der eine eindeutige Message trägt, machte Lust auf mehr.
Vor Allem, da dieser Song sich zwar politisch auf eine Seite stellt
aber gleichzeitig auch zum Zelebrieren des eigenen Charakters anhält
und dies mit stimmungsvoll folkigen Klängen untermalt.
Und auch die Singleauskopplung von dem wunderschönen Euch zum
Geleit, die den balladesken Kontrast darstellt, zeigte schon Anfang
Januar, dass man sich wahrscheinlich auf ein ziemlich cooles Album
freuen darf. Zu diesem Song muss ich sagen, dass, obwohl er möchte,
dass man sich über gemeinsame Zeiten freut anstatt über den Verlust
darüber zu trauern, das Herz nicht nur erweicht sondern auch in der
Mitte durchreißt. Gefühlvolle Vocals und liebliche Instrumentalisierung
machen Euch zum Geleit zum Herzstück von Unendlich und
somit war es wirklich die beste Entscheidung, dieses Stück direkt mit
den Fans zu teilen.
Insgesamt zeigen sich Schandmaul mal wieder von einer sehr
abwechslungsreichen Seite, was die Stimmung aber auch die aufgegriffenen
Themen angeht. So wird zunächst das wilde Meer besungen und mit
Trafalgar in See gestochen. Hier haben wir einen schön folkigen
Song und einen super Einsteiger für das neue Album. Nicht zu pompös
sondern schön arrangiert geht der Opener an den Start und macht klar,
dass der Zuhörer sich nun dem Klang des Sextetts nicht mehr entziehen
kann. So ist es auch kein Wunder, dass es mit Tippelbruder
direkt mit kleinen Flötenmelodien und marschierendem Schlagzeug auf den
Weg vom Meer aufs Festland geht um dann im folgenden folkig-rockigen
Kaspar auf einen bayrischen Volkshelden zu treffen, der den
Sensemann übers Ohr haut. Dieser Song macht richtig Spaß und ist fast sofort
mitsingbar, während man sich auf der Tanzfläche damit richtig wohlfühlen
wird. Doch auch der Glaube hat seinen Platz auf Unendlich, so
geht In Deinem Namen recht drückend in die Vollen und überzeugt
mit einem beschwörenden Refrain, der jeden in seinen Bann zieht.
Doch es wird nicht nur gerockt, die besinnlichen Saiten werden nicht
nur mit Euch zum Geleit angeschlagen sondern auch bei Baum
des Lebens und Mein Bildnis wird zum Abtauchen und Träumen
angehalten.
Okay, wir haben schnelle und langsame Songs, was fehlt denn da noch?
Na klar, die Instrumetalstücke! Die sind dieses Mal sehr unterschiedlich
aufgeführt und tragen beide jeweils zu einer neuen Stimmung auf dem
neuen Album bei. Während Tangossa recht südländisch angehaucht
den Tango gänzlich im Blut hat greift die Band bei Little Miss
Midleton auf ihre irischen Einflüssen zurück und gibt diesem
Song eine Lebensfreude, die aus jeder einzelnen Note singt.
Für ein schönes Geschichtchen voller Liebe sorgt dann Saphira, das
für meinen Geschmack im Refrain durch die seichten Backgroundvocals
ein wenig zu kitschig rüberkommt. Doch dennoch klingt der Song frisch
und jung und bildet mit Mittsommer ein gutes Stück Freiheit und
Freude ohne großartig zu beschweren, man muss nicht viel über eine
Message nachdenken, sondern man kann einfach hören und tanzen.
Kurz vor Ende darf dann aber noch einmal richtig gefeiert werden.
Der Teufel... hat nämlich den Schnaps gemacht und deswegen darf
das Glas gehoben werden und sich daran erfreut werden, dass man noch da ist
und immer weitersaufen kann. Ein folkiges Partylied voller Spaß und
Gelassenheit einer betrunkenen Truppe, die das Leben genießen.
Doch wie alle guten Dinge, geht auch dieses Album irgendwann zu Ende
und das mit dem wirklich eindrucksvollen Märchenmond. Dieses
Stück hat mit knapp sieben Minuten den Durchchnitt der Länge der Songs
ums Doppelte getoppt aber absolut verdient. Hier nutzt die Band noch
einmal die Chance einfach alles aus den Instrumenten herauszuholen und
einen großartigen Song zu kreieren, der den Zuhörer mit einem
wundervollen aber auch fragendem Gefühl zurücklässt.
Unendlich hat wirklich alles, was das Folkherz begehrt und was die
Schandmaul-Fans sich wünschen. Mit diesem beachtlichen Werk
haben es die Jungs und Mädels mal wieder geschafft sich durch Mark und
Bein zu musizieren. Von folkigen Feierlauten über genussvolle Momente
bis hin zu tief ergreifenden Balladen wird hier eine ganz große Show
geliefert und mal wieder bewiesen, dass Schandmaul es noch immer
drauf haben und noch lange nicht ihrer Musik müde sind. Großartiges
Album, kann ich nur wirklich Jedermann und Jederfrau ans Herz legen!
Anspieltipps:
Kaspar
Euch zum Geleit
Der Teufel...
Tracklist
01. Trafalgar
02. Tippelbruder
03. Kaspar
04. In Deinem Namen
05. Bunt und nicht braun
06. Mit der Flut
07. Baum des Lebens
08. Tangossa
09. Euch zum Geleit
10. Saphira
11. Mittsommer
12. Little Miss Midleton
13. Der Teufel…
14. Mein Bildnis
15. Märchenmond
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Veröffentlichung: 24.01.2014
Stil: Folk / Folkrock
Label: Universal
Website: http://schandmaul.de/
Facebook: https://www.facebook.com/Schandmaul
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