Man musste sich schon ein wenig gedulden um das neue Album Here Be Dragons der britischen Band Rhombus in
den Händen halten zu können. Jetzt ist das Album auf dem Markt, für
manche gab es die Scheibe sogar schon früher zu hören, da die ganz
speziell finanziert wurde. Aber dazu erzählen euch jetzt Edward Grasby
vom Bass und Frontman und Gitarrist Ian Grinn mehr. Ein wirklich sehr
aussagekräftiges Interview über Hürden, Glaube und Zusammenarbeit.
Nadine:
Hallöchen, wer benatwortet mir denn mal meine Fragen und wie geht´s euch?
Ian:
Hallo, uns geht´s gut, danke. Hier sind Ian FTG und Edward
Edward:
Hallo!
Nadine:
Ihr habt gerade euer neue Album Here Be Dragons veröffentlicht.
Erzählt mal ein wenig darüber!
Ian:
Der Release dieses Albums ist ein wenig anders, als bei anderen. Wir
haben es über "Pledgemusic" finanziert, das heißt Fans geben ihre Zusage
es zu kaufen, bevor wir es überhaupt erst aufnehmen.
Edward:
Der Reiz dahinter besteht darin, dass diese Leute es vor allen Anderen
hören können.
Ian:
Auch wenn wir das Album dann im August auf den Markt gebracht haben,
haben wir vorher sehr viel Feedback von den "Zusagern" bekommen, die
"Here Be Dragons" als digitalen Download im Juni und die CD im Juli
bekommen haben. Die Reaktionen waren durchweg positiv.
Edward:
Diese Leute waren ein ganz wichtiger Bestandteil des ganzen Prozesses.
Sie konnten es direkt mitbekommen, wie wir aufgenommen haben. Über
regelmäßige Benachrichtigungen wurden sie informiert und wir haben
mehrere Videos aus dem Studio veröffentlicht. Außerdem bekamen sie
frühe Demos und einige Artworks und all das.
Nadine:
Wie würdet ihr euren Sound selbst beschreiben?
Ian:
Unsere Musik hat ihre Wurzeln vor Allem im traditionellen Goth Rock aber
wir haben viele andere Einflüsse und die bringen wir zusammen zu unserem
eigenen Sound. Wir tendieren mehr zu schneller Songs mit mehr Energie.
Und wir schreiben eingängige riffs und Refrains die griffig sind und
die Spaß machen sollen, sie mitzusingen.
Edward:
Wir wollen unsere Musik zugängig zu so vielen Menschen wie möglich
machen. Wir wollen viele besondere Merkmale mit reinbringen um die Leute
anzuspornen reinzuhören.
Ian:
Es ist uns wichtig dass wir unsere Musik vielschichtig machen, dass jedes
Instrument etwas Anderes spielt. Andere Bands mit zwei Gitarren spielen
oft die gleichen Parts, bei Rhombus spielt jede Gitarre und der
Bass sehr unterschiedliche Sachen.
Edward:
Individuelle Lines die sich ergänzen und sich abheben.
Ian:
Das macht eine große Klanglandschaft. Wir haben zwei Leadsänger mit Ed
und Mya. Die Kombination von männlichen und weiblichen Vocals bedeutet,
dass wir mehr Tiefe in die Melodie einbringen können.
Edward:
Ian singt auch ganz viele Harmonien mit.
Ian:
Um es kurz zu machen, unser Sound ist weit, laut und voller Ohrwürmer.
Nadine:
Was könnt ihr uns über Here Be Dragons erzählen? Worum geht es und
was möchtet ihr uns damit sagen?
Ian:
Das Album behandelt nicht ein einziges Thema aber es erzählt fein
säuberlich die Gedanken und Erfahrungen die wir nach dem letzten Album
gemacht haben. Es hat einen vereinenden Ton. Es gibt natürlich auch die
üblichen Themen von Rhombus wie Selbstprüfung und Selbstzweifel,
mit einer Gegenüberstellung auf die äußere Welt.
Edward:
Wir haben alle vier ein sehr ausgelastetes Leben neben der Band. Wir
haben auch Themen berührt, die unsere eigenen Erfahrungen mit und ohne
die Band wiederspiegeln.
Ian:
Es geht auch um gewisse Prüfungen von Einstellungen und Herangehensweisen
des Lebens, was wir schwer verstehen, wie Arroganz, Kontroversen,
Selbstmitleid, pseudo-intellektueller Nonsense.
Edward:
Wir beabsichtigen, dass unsere Texte diese Sachen in einer offenen Weise
behandeln, reflektieren universelle Begriffe mit der Hoffnung, dass
die Hörer erreicht. Lyrics die zu spezifisch sind erreichen nur genau
die Hörer, die genau diese Erfahrungen schon gemacht haben. Wir versuchen
Raum zu lassen für eigene Interpretation.
Ian:
Das Album ist schlussendlich positiv, wie die Band selber. Die vorrangigen
Töne sind Selbstständigkeit, Respekt und Selbstbestimmung. Wartet nicht
darauf, dass etwas Interessantes passiert sondern geht raus und macht
es wahr!
Nadine:
Was bedeutet der Name Here Be Dragons?
Ian:
In früheren Zeiten, Seemänner bezeichneten mit "Here Be Dragons" auf
ihren Karten als gefährliche oder unerforschte Gebiete. Also im Allgemeinen
bedeutet es das den Schrecken und das Unbekannte. Mit Rhombus
navigieren wir uns immer in unbekannte Gebiete, metaphorisch in der Musik
und literarisch in Bezug auf uner Touring.
Edward:
Menschen haben sehr viel Angst vor Veränderung. Zu sagen, dass Drachen
in unbekannten Orten lauern ist ein gutes Beispiel dafür. Unser letztes
Album Open The Sky kam sehr gut an. Es wurde oft erwartet, dass
die neue Scheibe genau so sein würde. Das wäre für uns leichter und
sicherer gewesen aber letztendlich sinnlos.
Nadine:
Habt ihr selbst eine besondere Verbindung oder ein Faible für Drachen
und mystische Dinge?
Ian:
Wir sind eigentlich Pragmatiker im Herzen. Wir genießen guten Seemansgarn
genau wie andere Leute aber für uns sind Mythen und Fablen mehr
metaphorisch als spirituell. Wir interessieren uns mehr für die
menschliche Natur, die Gesellschaft und die Beziehungen zwischen Menschen.
Wir kommen aus einer punkig-folkigen Tradition, die sich auf das
Verständnis der Menschheit fokussiert und dokumentieren diese Geschichten,
Themen und Verwirrungen aus den Leben der Menschen.
Nadine:
Edward Wolvstenholmen ist momentan an der Geige und Lee Talbot unterstützt
euch auf dem Album an den Drums. Erzählt mal, was so in den letzten
Jahren so bei euch passiert ist und wie die Zusammenarbeit zustande kam.
Ian:
Der Umfang von unserer Musik wurde immer mehr eingeschränkt durch die
praktische Veranlagung als durch die Ambition. Wir strebten immer nach
mehr Zusammenarbeit und neuer Instrumentalisierung aber wir hatten nicht
immer die Zeit, Mitel oder das Duchhaltevermögen um das zu erreichen.
Jeder von uns hat schon in jungen Jahren begonnen Stücke zu schreiben und
zu performen und wir haben mit einer Menge Leute zusammengearbeitet.
Ed und Lee gehörten schon seit vielen Jahren zu der erweitereten
Rhombus-Familie und sind beide exzellente Musiker. Für dieses
Album hatten wir mehr Budget und Studiokonditionen als bei vorherigen
Releases. Wir konnten uns die Zeit nehmen mehr zu experimentieren und
ein Teil davon war es, Musiker einzuladen, mit denen wir immer gerne
gearbeitet haben.
Edward:
Leute, die an die Musik glauben, bereichern die Arbeit, die wir tun.
Ian:
Der Kern von besteht immer noch aus den vier Standard-
Leuten aber wann auch immer es möglich ist laden wir Gastmusiker ins Studio
oder auf die Bühne ein.
Edward:
Ich bin ein Fand von großen Shows. Ich bringe gerne neue Leute mit rein,
stelle Background-Sänger ein und all das. Unser Gitarrist Rob hingegen
glaubt sehr stark an die Einfachheit und versucht so viel wie möglich aus
uns vier herauszuholen.
Da Rhombus jetzt shows überall in Europa spielen müssen wir
praktisch denken. Es wäre schrecklich, wenn die Show unter Geldmangel
leiden würde, weil wir die zusätzlichen Musiker nicht bezahlen könnten.
Deswegen muss Rhombus alle Auftritte mit vier Leuten bestreiten.
Das ist zwar härter für jeden von uns aber das ist es absolut wert.
Nadine:
Wie schreibt ihr denn eigentlich eure Songs? Macht ihr das alle
gleichzeitig oder bringt einer das Ganze ein?
Ian:
Es gibt nicht einen einzigen Weg wie wir Songs entwickeln. Manchmal kommt
einer mit einer ganzen Idee zur Probe an, an anderen Tagen haben wir nur
ein Riff, eine Melodie oder eine Gesagsline. Manchmal jamen wir auch nur
mit neuen Ideen aber es ist immer ein Prozess voller Zusammenarbeit.
Rhombus hat wirklich Glück, weil wir erfahrende Songwriter haben.
Edward:
Vor ein paar Jahren ist mir klar geworden, dass wenn ich mit einer
kompletten Idee ins Studio komme, es sehr hart für die anderen Musiker
ist mit reinzukommen. Es ist besser, wenn man einen halbfertigen Song
hat oder eine rohe Idee zu der jeder etwas beisteuern kann um sie
weiterzuentwickeln. Zum Beispiel der Titelsong des Albums. Rob und ich
hatten eine rohe Chordsequenz, die ich "Here Be Dragons" genannt hatte.
Wir haben es Ian vorgespielt, der dann die Struktur arrangierte. Ian
ud ich machten dann die Lyrics um Studio fertig, Rob brachte dann ein
paar kleine Teile mit ein, während er an seiner Lead-Gitarre arbeitete.
Mya entwickelte die Harmonien, die wir dann mit der Violine verwoben
und die finale Fassung machte dann Ed, noch bevor Lee die massiven
Drums einbringen konnte, die dann den endgültigen Sound formten.
Jedes Mal, wenn jemand an dem Song arbeitete, gab er etwas Neues dazu
an dem der nächste weiterarbeiten konnte.
Nadine:
Das Gute ist, dass niemand sein Ego durchsetzen will sondern jeder darauf
fokussiert ist, was für den Song am besten ist und nicht, dass er selbst
am besten aussieht. Das heißt nicht, dass wir keine Unstimmigkeiten
haben. Manchmal haben wir hitzige Debatten aber diese beinhalten immer
die Bereitschaft die Idee von jemand Anderem auszuprobieren. Wir
versuchen das neue Material live so schnell wie möglich spielen zu
können denn es gibt nichts Besseres als das Feedback des Publikums.
Nadine:
Was wollt ihr im Musikbusiness erreichen? Gibt es einen gewissen Traum
den ihr verfolgt oder ist dieser schon wahr geworden, indem ihr das
neue Album veröffentlichen konntet?
Ian:
Es ist eine faszinierende Zeit um im Musikbusiness zu arbeiten. Es
begeistert uns sehr, dass wir Alben unabhängig von einem traditionellen
Label aufnehmen, veröffentlichen und verbreiten können. Also sind in
vielen Hinsichten unsere Ziele erfüllt worden. Es ist eine tolle Zeit
eine unabhängige Band zu sein, wenn man bereit ist die Verantwortung
dafür zu übernehmen. Wir träumen nicht davon die größte Band der Welt zu
werden aber wir wollen noch mehr Länder bereisen und vor noch mehr Leuten
spielen.
Edward:
Jedes Jahr erreichen wir wieder etwas, was vor ein paar Jahren noch
unmöglich war. Unsere Show auf dem WGT letztes Jahr war ein riesiger
erfolg. Wir dachten erst, wir müssten noch eine Zeit warten aber dann
kamen wir zu dem Entschluss, dass es genau die richtige Zeit sei.
Ian:
Wir würden gerne mehr große Festivals spielen um unseren Stil des
Gothic-Rocks mit anderen Bands zu verbinden. Wir hatten so viel Glück
schon mit vielen großen Bands spielen zu können aber es gibt auch viele
kleinere Bands, die noch nicht sehr bekannt sind, mit denen wir auch
sehr gerne gespielt haben.
Nadine:
Woher bekommt ihr eure Inspiration? Habt ihr einen speziellen Gedanken
oder eine Art Muse, die euch beeinflusst? Oder gibt es Bands an denen
ihr euch orientiert?
Ian:
Ich denke, jeder in der Band ist an der Welt interessiert und gibt acht
auf die Dinge, die er sieht, deswegen gibt es nie einen Mangel an
Inspiration. Viele Leute ignorieren was sie um sich herum sehen, andere
Leute sehen Dinge und wundern sich darüber. Als Musiker sehen wir Dinge,
wundern uns darüber und wandeln sie in starke Songs um diesen Dingen
eine erzählerische Note zu verpassen, um sie zu untersuchen und mit
ihnen zu kommunizieren.
Wir sind alle große Musikliebhaber mit riesigen Sammlungen mit sehr
unterschiedlichen Geschmäckern. Es gibt keine einzelne Band, an der
wir uns orientieren. Wir versuchen selbstbewusst unser eigenes Ding
duchzuziehen aber natürlich haben wir genug Einflüsse von Allem was
wir hören.
Nadine:
Ihr spielt dieses Jahr in der Schweiz, in Griechenland und in England.
Was glaubt ihr wann ihr mal nach Deutschland kommt? Und plant ihr an
eine Tour für 2014?
Ian:
Wir hofften dieses Jahr in deutschland spielen zu können aber die
Plane sind leider gescheitert. Wir würden wirklich gerne eine
Deutschlandtour machen und wir suchen aktiv nach Promotern. Wir bekommen
die meisten Emails aus Deutschland, die fragen, wo und wann wir als
nächstes spielen.
Edward:
Deutschland war das erste Land neben England die uns wahrgenommen haben.
Unser Debüt in Europa war sogar in Berlin in 2011. Wir haben seitdem
ein paar tolle Shows in Deutschland gespielt aber dieses Jahr bekamen
wir nur ein paar einzelne Shows, die schwer realisierbar waren. Jeder
möchte unbedingt wieder in Deutschland spielen und wir werden zurück
kommen.
Nadine:
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Ian:
Der hauptsächliche Plan ist es so viele Gigs zu spielen wie nur möglich
und eben Here Be Dragons zu promoten. Wir sind eine Liveband und
wir leiden ein wenig darunter so lange im Studio gesteckt zu haben und
so sehr in das Release des Albums verwickelt worden zu sein.
Edward:
Wir sind stolz darauf unsere ganzen Details auch live spielen zu können.
Keine Einspieler, Gesangstricks oder vorher aufgenommene Gitarren. Was
ihr hört spielen wir auch so.
Ian:
Wir werden auch anfangen Demos mit neuen Ideen aufzunehmen an denen
wir schreiben. Die werden dann vielleicht B-Seiten auf Singles von
Here Be Dragons, vielleicht auch eine eigene EP oder die Basis
für das nächste Album.
Edward:
Kurz gesagt: Musik kreieren, Musik aufnehmen und Musik spielen.
Nadine:
Ihr habt jetzt die chance euren Fans alles zu sagen, was ihr möchtet!
Ian:
Wir möchten einfach nur DANKE sagen! Wir hatten so viel Support von euch
über die letzten Jahre und ihr Leute habt großes Vertrauen in uns
gesetzt und das hat es erstrebenswert gemacht. Wir bekommen jeden Tag
Mails, in denen steht, wie sehr die Leute unssere shows und Albums
genießen. Manche Leute sind hunderte von Meilen gereist um uns zu sehen.
Die Leute kaufen unsere CD oder ein Shirt weil sie wissen, dass wir
dadurch weiterhin unterwegs sein können.
Jeder der uns nicht kennt: Hallo, schon euch kennen zu lernen!
Edward:
(in deutsch geschrieben) Vielen Dank an alle die Menschen in
Deutschland, die unterstützt haben Rhombus
Nadine:
Dann bedanke ich mich ganz herzlich für das Interview und wünsche euch
noch viel Erfolg für die Zukunft!
Ian:
Danke, dass ihr an uns und an unserer Musik interessiert seid!
Edward:
(in deutsch geschrieben) Danke!
Website: http://www.rhombus.org.uk
Facebook: https://www.facebook.com/rhombus.uk
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