Oswald Henke - Nur wenige Underground-Künstler polarisieren so stark, wie der umtriebige Dichter und Sänger. Die einen vergöttern seine Werke, andere ergießen sich in Spott und Abscheu. Und genau das macht wohl einen wahrhaft großen Artisten aus, dass er eben aneckt und begeistert zugleich, dass er sich nicht an Konventionen hält und einen eigenen, unverkennbaren Stil entwickelt. Sowohl als Musiker (u.a. Henke, Goethes Erben) als auch als Autor (und äußerst spannendem Lese-Performancer) geht Oswald Henke seit Jahren seinen einzigartigen Weg, der oft steinig war, aber sicherlich niemals langweilig.
Sein neuestes Buch Zwischengeist ist nun seit September auf dem Markt, wie auch die Vorgänger schon beim Culex Verlag erschienen. Einmal mehr lässt uns Oswald an seiner einzigartigen Lyrik teilhaben, die, wie er im Vorwort angemerkt, nicht für Germanistiker geschrieben ist, sondern für jene Menschen, die seinen Gedanken folgen wollen. Dementsprechend erwarten einen auch eher keine klassischen Gedichte mit Reimen und Struktur, vielmehr sind es in Worte gemalte Bilder und Gefühle, die Oswald Henke zu Papier bringt. Das liegt sicherlich nicht zuletzt auch daran, dass einige der Texte als Songtexte konzipiert sind - So findet man nicht wenige (sind es alle?) Lyrics von Oswalds aktueller Band Henke im ersten Kapitel des Buches, Seelenfütterung, wieder.
Danach folgen weitere Kapitel, beginnend mit Vorsünde & Sündenfall, die thematisch gegliedert eine Geschichte zu erzählen scheinen - Den schwierigen Weg einer Person durchs Leben vielleicht? Die Interpretation hierzu überlasse man jedem Leser selbst.
Fakt ist, dass Oswald Henke einerseits mit der Sprache und ihren Möglichkeiten jongliert, anderseits einen roten Faden durch sein Werk zieht, der die einzelnen Stücke miteinander verbindet. Es bleibt einem selbst überlassen, ob man nun von vorne bis hinten den Gedanken des Autors folgt, oder sich sprunghaft durch die Lyrik forsten will.
Abgeschlossen wird Zwischengeist schließlich mit dem dezent sarkastischen ersten Kapitel eines Erziehungsratgebers, und einem Anhang über interessannte Wortneuschöpfungen. Bissig, interessant und eigen.
Überraschend neues findet man leider nicht im Buch, wenn es um Textformen geht - Mir persönlich wären ein paar mehr Fließtexte ganz recht gewesen. Auch ist klar, dass man den speziellen Stil von Oswald Henke mögen muss, um mit Zwischengeist etwas anfangen zu können. In diesem Fall, und das ist bei mir zum Glück so, findet man jedoch viel Freude bei der Lektüre und kann lange und ausgiebig in die gebotene Lyrik eintauchen.
Veröffentlicht: 01. September 2012
Verlag: Culex Verlag
Umfang: 132 Seiten
Preis: 18,90 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-942003-05-6
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