Der Name Elvenking hat sich im letzten Jahrzehnt in die Ohren eingebrannt
und darf natürlich nicht mehr aus der Folkmetal-Szene wegzudenken sein. Nach zwei
Jahren hat die inzwischen sechsköpfige Combo jetzt ihr bereits siebtes Studioalbum
Era rausgehauen und startet dadurch mehr als einmal wieder neu durch. Durch
einen kleinen Wechsel am Bass, der nun von Jakob gespielt wird und Symohn, der die
Sticks von Zender in die Hand gedrückt bekommen hat, zeigen die Italiener, dass
sie immer noch präsent sind und hier eine neue Era antreten, mit gereifterem
Sound und besser arrangierten Ideen vom Vorgängeralbum Red Silent Tides.
Nicht lang fackeln, einfach starten ist das Motto des Openers The Loser, der
brachial auftritt und direkt zu Anfang alles auffährt, was Elvenking zu bieten
haben. So kracht der Gesang über die harten Gitarren und wird dabei von der Geige
unterstützt. Was meiner Meinung nach immer ein bisschen schwierig, aber absolut
prägend für den Stil der Band ist, sind die vielen verschiedenen Teile, die den Song
zwar treibend ohne Ende machen, ihn aber auch ein wenig überladen. In der gesprochenen
Bridge wird dann die Stimmung noch einmal absolut aufheizt um dann mit dem letzten
Refrain noch einmal durchzustarten um dann in einem leichten Chaos zu enden. Hier
wolle man wohl ein bisschen zu viel aber Elvenking treten nun einmal so auf.
Durch einen nahtlosen Übergang wird es dann definitiv geordneter und musikalisch
etwas dezimierter. Bei I Am The Monster steuert Jon Oliva seine Stimme bei,
ein schwerer aber dafür emotional aufgeladener Song, bei dem der Gesang sehr schön
arrangiert ist und schnell ins Ohr geht. Leider ist die folkig angelehnte Bridge
teils missglückt und nimmt dem Track etwas von seiner Dynamik. Dennoch haben wir hier
eines der Highlights des Albums. Aber damit solls das nicht gewesen sein, denn auch
Midnight Skies, Winter Sighs hat so Einiges zu bieten! Während zunächst nur
Gitarre und Gesang den Song einläuten, wird dann mit voller Instrumentalisierung
eingesetzt, wo ein sphärisches Keyboard natürlich nicht fehlen darf. Ein absoluter
Hymnensong, in dem die Vocals mit super arrangierten Tönen sofort ins Herz gehen.
Im Hintergrund darf das Keyboard weiterhin verspielte Tönchen von sich geben und
sticht dabei trotzdem heraus. Aber ein reiner runder Song darf es natürlich nicht sein,
so gibt es noch eine Mosh-Brdige, die dann in einen sehr treibenden Instrumentalpart
ausartet, der überraschenderweise ohne ein Gitarrensolo auskommt. Alleine dadurch
wird die Spannung extrem gehalten und so kracht der letzte Refrain noch einmal
ordentlich rein.
Aber jetzt ruft der Folk durch die Boxen, gestaffelt mit der Stimme von Netta
Dahlberg, die auch schon auf der Platte The Beginning Of Times von
Amorphis zu hören war. A Song For The People ist ein niedlicher kleiner
Song, der mit 1:45 Minuten
leider etwas zu kurz, aber dafür wirklich schön ist und das gezupfte Ende dem ganzen
noch eine Krone aufsetzt. Genug davon, denn jetzt startet We, Animals. Das
elektronische Keyboard schleicht sich aus dem Hintergrund an, wird immer lauter und
wird dann schwebend mit der Gitarre unterstützt. Die Strophe ist zunächst tief und
fordernd, wobei sich auch hier alles auf einen Schlag steigert. Der Refrain kommt
dann zunächst etwas lame daher, wird dann aber richtig schön melodisch und macht die
nächste Strophe umso schöner und hier geht wahrlich die Sonne auf. In der Bridge hat
dann die Geige ihren großen Auftritt und liefert sich ein duales Solo mit der Gitarre
was einfach nur MEGAGEIL klingt! Viele kleine Elemente des Schlagzeugs, das mal ein
Becken hier, mal ein Becken da spielt, unterstützen dann den Gesang, der sich ebenfalls
in viele kleine Stimmen aufteilt um dann mit dem letzten Refrain noch einmal alles
nieder zu reißen.
Mit Through Wolf´s Eyes geht es sofort folkig rockig los. Dieser Song treibt
unglaublich nach vorne und animiert absolut zum Mitsingen. In der etwas härteren
Folkmetal Bridge fiddelt die Geige vor ich hin und wirkt dann sehr krachig mit den
einsetzenden Gitarren. Der folgende Gesang orientiert sich an der Gitarre und
bringt den Folk-Charakter absolut zur Geltung. Hier hätte ich mir vielleicht noch eine
Minute mehr gewünscht, denn dieser Song ist der Megaburner. Das Level wird aber
gehalten mit Walking Dead, welcher ohne viel Schnick-Schnack sofort in die
Vollen geht und den Metal in den Vordergrund drückt. Hier gibt es einfach harte
Riffs, harten Gesang, einen krachenden Bass und im Refrain darf dann Netta noch einmal
die recht rauhe Stimme von Damna unterstützen. Fetzig, fetzig, sagt da das Metalherz.
Forget-Me-Not wird am Anfang auch von Netta gesprochen und löst sich dann in
einem verträumten Gitarrenriff mit einsetzendem Klavier auf. Der Gesang ist hier
ruhiger und getragener, wobei Jon Oliva auch wieder seinen Senf dazu gibt. Lehnt euch
zurück, atmet durch und genießt diesen Leckerbissen an wunderschön arrangierten
Teilen. Zwar ein sehr seichter Song, aber dennoch kraftvoll. Die Kooperation mit
Jon und Netta wird hier nicht zu sehr nach vorne geschoben sondern perfekt inszeniert
und macht diesen Song schon fast zu einem kleinen Pop-Track. Wäre da nicht die
treibende Bridge, die mit viel Geklimper noch einmal alles herausholt.
Im letzten Refrain gibt es dann sogar einen riesigen Chor aus vielen unterschiedlichen
Stimmen, hinter dem sich die Instrumente langsam auflösen, bis nur noch der Gesang
alleine auf der Bildfläche steht.
Um jetzt nicht vollkommen aus der Bahn geworfen zu werfen, startet Poor Little
Baroness leicht und akutisch um sich dann immer wieder mit dem Folkmetal-
Charakter abzuwechseln. Wir haben hier kein besonderes Highlight auf Era aber
dennoch einen Song, der sich genau passend in dessen Stimmung einreiht und hier mal
wieder alles gezeigt wird, was die Jungs zu bieten haben: Von Metal über Folk bis
hin zu wirklich schnellem Speed. Scheinbar auf den Akustikgeschmack gekommen, darf
der komplett dezimierte The Time Of Your Life jetzt an den Start gehen.
Mit viel Percussion und mit dem Fokus auf den leisen leidenen Gesang, der dann auch
noch doppelt daherkommt, haben wir hier einen verspielten Durchatmer, der die
Zielgerade einleitet. So startet genau im gleichen Stil auch noch Chronicles Of
A Frozen Era, der dann aber mit vielen elektronischen Spielereien der letzte
tanzbare Song zum Abgehen ist, denn mit Ophale startet das langgezogene Outro
der Platte. Komplett akustisch darf eine tänzelnde Flöte hier ran und springt zusammen
mit der Gitarre um das Herz herum, ohne tief einzudringen, dafür aber den Stress der
Welt für einen Moment vergessen zu dürfen.
Also wenn es eines gibt, an dem es Elvenking mangelt, dann vielleicht höchstens
an Schlaf. Era hat einfach alles, was man sich wünscht, man kann lachen, man
kann weinen, man kann mitgrölen oder sich einfach nur zurücklehnen. Soviel
Abwechslungsreichtum und dabei aber dem eigenen Stil treu bleiben zu können
wünscht man sich
definitiv von noch mehr Bands. Ich kann diese Platte einfach nur wärmstens
empfehlen, da hier nicht nur das hartgesottene Herz auf seine Kosten kommt, sondern
auch die Träumer der Metalszene ihren Spaß haben werden.
Anspieltipps:
I Am The Monster
We, Animals
Through Wolf´s Eyes
Tracklist
01 The Loser
02 I Am The Monster
03 Midnight Skies, Winter Sighs
04 A Song For The People
05 We, Animals
06 Through Wolf’s Eyes
07 Walking Dead
08 Forget-Me-Not
09 Poor Little Baroness
10 The Time Of Your Life
11 Chronicles Of A Frozen Era
12 Ophale
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Veröffentlichung: 14.09.2012
Stil: Folk/Powermetal
Label: afm Records
Website: www.elvenking.net/
Facebook: www.facebook.com/elvenking.official
MySpace: www.myspace.com/elvenking
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