Dass aus jeglichen Himmelsrichtungen immer wieder Metalbands nach Deutschland
überschwappen und die ganze Welt bevölkern, ist kein Geheimnis. Noch weniger ist es ein
Geheimnis, dass der Großteil dieser Bands schnell wieder in der Versenkung verschwindet,
weil es schlichtweg schlechte Mucke ist. Aber so nicht mit Darktribe. Das
voranschreitende Land ist heute Frankreich und das Debut-Album nennt sich Mysticeti
Victoria, was nicht nur mit einem wunderschönen Unterwasser-Ruinen-Motiv auf dem
Cover glänzt, sondern auch mit klarem und bestens bedachten Sound überzeugt.
"Mysticeti" sind übrigens sogenannte Bartenwale, die eine ganz eigene Geräuschkulisse
unter Wasser erzeugen. Diese wird natürlich im Intro sofort aufgegriffen, wo wir uns
scheinbar für eine knappe Minute unter Wasser befinden und diese Sonar-Sounds auf uns
wirken lassen können. Der Übergang zum Opener Taiji ruckelt leider und
reißt deshalb den Hörer unschön aus den schönen Geräuschen, stürzt ihn aber sofort in die
klangvolle Welt des Heavy Metals. Die Jungs setzen auf atmosphärische Keys und wuchtige
Gitarren. Darüber noch Sänger Anthony Agnellos hoher und durchdringender Gesang und ein
Opener der Extraklasse ist fertig. Der Refrain ist sehr hymnenartig und lässt den Kopf
im Takt schwer mitwippen, auch zu dem nachfolgenden Gitarrenpart, der mehr als stark
an Papa Roach´s Last Resort erinnert. Doch im Gesamtbild haben wir hier
einen tollen Auftakt für ein vielversprechendes Album, das mit Roma XXI dann
ebenso bombastisch weitergeführt wird. Die tanzenden Keys ergänzen sich wunderbar mit
den schrammelnden Gitarren. Ein Sprecher leitet den Song dann ein, bei dem mein erster
Gedanke an Sonata Arctica ging, die bei Stücken wie Don´t say a word sich
mit dem selben Stilmittel befassen. Aber liegt ja auch nahe, denn immerhin wurde
Myticeti Victoria von Mika Jussila gemastert, der auch schon mit den Finnen
arbeitete. Aber zurück zu unserem Song, der mit fixen Gitarrensoli besticht und eine
wunderschön treibende Bridge zu bieten hat, in der die Saiten nur so um das
Restarrangement zu fliegen scheinen. Um wieder den Bogen zum Anfang zu finden, wird die erste
Melodie erneut aufgegriffen und macht somit Roma XXI zu einem runden und sehr
eigenen Song.
Schwerer und metallischer wird es dann mit Black Meteor. Der Keyboardsound
kommt einem Aufruf gleich, während die Gitarren sich auf der Stelle anspornen um dann
im Refrain durch ein klar gesetztes Riff ordentlich reinzuhauen. Der Gesang ist hier
auch durchdringended und fordernder als zuvor um dann in der ruhigen Bridge zu einem
Durchatmer zu animieren. Der Bass knallt an dieser Stelle ordentlich rein und gibt
diesem kurzen Zwischenpart eine noch schwerere Note um dann wieder durch die zackigen
Keys auf den vorangegangenen Weg zu gelangen. Wirklich geiler Song! Doch alles, was an
Power aufgewandt wurde, darf jetzt erst einmal in der Metal-Schublade verschwinden,
denn es ist Balladen-Time! Poppig-geschmeidig lugt plötzlich Lightning Guide
um die Ecke und ist einfach Kitsch pur. Der Gesang ist vor Allem in den Strophen viel
tiefer als auf den ersten Songs des Albums und fließt fast akzentfrei in den
bombastischen Refrain ein. Natürlich darf ein krasses Herzschmerz-Solo auch nicht fehlen,
wo die höchsten Quietschetöne angespielt werden. Ich möchte mich an dieser Stelle bei
der Band bedanken, dass dieser Song jetzt erst auf der Platte kommt, denn so hat man
die Chance zu genießen und wird nicht zu früh vom generellen Sound abgewimmelt. Sehr
gut gemacht, auch wenn dieser Track nicht für Jeden etwas ist.
Also jetzt schnell Ohren auf für Lost denn es werden die metallischen Geschütze
erneut aufgefahren um abgefeiert zu werden! Hard Metal vom Feinsten steht hier an der
Tagesordnung, der durch die melodiösen Gitarren getragen wird und von der Strophe lebt,
die mit treibenden Drums und anstachelnden Vocals arbeitet. Der Pre-Chorus bedient sich
eines coolen dualen Gitarrenlaufs, der dann in den Refrain aufbauen sollte. Allerdings
kommt dieser leider etwas flat daher. Schade schade, denn dieser Song hat ansonsten
absolut Potential ein Hit zu werden. In der Bridge gibt es dann passenderweise noch
ein sensationell schnelles Gitarrensolo. Sehr geil!
Mit einem nahtlosen Übergang geht es nun in eine Art Thrash-Metal Passage mit
Poison Of Life. Mystisch tastende Keys und rauchiger Gesang melden sich dann zur
Strophe zu Wort mit einer gar walzenden Melodie. Insgesamt gibt es hier viele kleine
verschiedene Parts, die in sich sehr stimmig sind, aber den Song leider ziemlich
unübersichtlich machen und ihn sehr durcheinander und überladen wirken lassen, obwohl
der Refrain total ins Herz trifft. Schade schade, aber wenn alles perfekt wäre, dann
müsste ich hier ja gar nichts schreiben;)
Auch der folgende Eyes Have You kann nicht komplett überzeugen, auch wenn er
stark beginnt. Der Anfang zeichnet sich durch einen wunderbar gezupften Gitarrenpart
aus, der melodiös durch die Boxen klingt und sich passend mit dem Gesang
vermischt. Zum Refrain werden die Vocals dann aber einfach zu eintönig und auch an
sich zu sprunghaft. Das Gitarrensoli macht den kommenden missglückten Zwischenpart
leider auch nicht mehr wett. Aber zwei Ausrutscher bei ganzen elf Songs bedeuten nicht
die Welt und so geht es dann knackig weiter mit Beware The God. Hier haben wir
einen klassichen Heavy Rock Song, bei dem jeder Metalhead auf die Tanzfläche stürmen
MUSS um sein Haupthaar kreisen zu lassen. Dieser stimmungsvolle Rocker erinnert
an Dio´s Holy Diver aber nicht als schlechte Kopie sondern eher als
Inspiration und das kracht ordentlich! Die Repeat-Taste ist im Anschlag! Nach dem
kurzen vierzig-sekündigen Einspieler From Us, der durch ein minimiertes
Orchester und eine schlcihte Gitarre auszeichnet, folgt wieder durch einen nahtlosen
Übergang auch schon der letzte Track von Mysticeti Victoria Life, Love &
Death, der auch gleichzeitig mit 07:18 Minuten das längste Stück ist. Hier
bekommen wir noch einmal Honig für die Ohren, unter anderem durch einen bombastischen
Engelschor zu Beginn. Die scheinbar gesetzte Stimmung wird dann durch einen einzigen
Gitarrenton, der immer weiter ansteigt gebrochen und neu verfasst. Der duale Gesang
kommt hier zu seinem Höhepunkt und fasst eigentlich das komplette Album noch einmal
sehr gut zusammen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Der Gesang in den Strophen ist
teilweise sehr erzählerisch anstatt melodiös und bekommt dadurch einen belehrenden
Duktus, was den Song umso interessanter macht. Der Refrain klingt wieder wie gewohnt
und erhofft, während eine relativ überraschende Bridge noch ein letztes Mal für
Hartmetall in der Luft sorgt. Ein letztes fixes Solo darf natürlich auch nicht fehlen,
bevor das Album dann symphonisch und atmosphärisch ohne viel Tamtam ausklingen darf.
Darktribe und Debut-Album? Tatsächlich! Aber Fakt ist, dass Mysticeti
Victoria um Längen besser ist, als so manch andere erste Platte. Was finnische
Bands über Jahrzehnte perfektioniert glauben, haut das französische Quartett mal eben
so raus. Elf Songs, knapp eine Stunde voller Bombastik, Symphonik und Ideenreichtum.
Fans von Sonata Arctica, Epica oder Nightwish müssen hier
zugreifen, aber auch für Anhänger von Negative, Sturm und Drang oder
Lovex werden ihren Spaß an diesem Album haben. Ab in den Laden, besorgt euch
das Teil oder sterbt unwissend;)
Anspieltipps:
Roma XXI
Black Meteor
Lost
Tracklist
01 Genesis
02 Taiji
03 Roma XXI
04 Black Meteor
05 Lightning Guide
06 Lost
07 Poison Of Life
08 Eyes Have You
09 Beware The God
10 From Us
11 Life, Love & Death
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Veröffentlichung: 24.08.2012
Stil: Symphonic Metal
Label: Massacre Records
Website: http://www.darktribe.free.fr
Facebook: https://www.facebook.com/DarktribeOfficial
MySpace: http://www.myspace.com/darktribemetal
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