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Iny Lorentz: Die Ketzerbraut

Auf der Reise zu ihrem zukünftigen Gatten in Innsbruck, gerät die Bürgertochter Genoveva in einen Hinterhalt: Räuber ermorden all ihre Begleiter, ihren geliebten Zwillingsbruder inklusive, und nehmen sie gefangen. Entgegen all ihrer Befürchtungen wird sie jedoch unversehrt befreit. Ihr Retter Benedikt Haselegner allerdings verbreitet in ganz München die Geschichte ihrer Schändung, wohl um sie für andere Männer uninteressant zu machen, schließlich will er sie ja selbst ehelichen.
Genovevas Vater wiederum denkt nicht daran, den Haselegner zu seinem Schwiegersohn zu machen. Stattdessen verheiratet er seine vermeintlich befleckte Tochter mit dem jungen Ernst Rickinger, dem Sohn seines besten Freundes. Ernst hat durch seine zahllosen Streiche gegen die Diener der Kirche ebenfalls nicht den besten Ruf, und so finden er und Veva sich bald in einer Zweckehe wieder, die ihnen beiden ganz und gar nicht gelegen kommt.

Die Ketzerbraut ist ein historischer Roman aus der Feder von Iny Lorentz, welche vor allem durch Die Wanderhure und deren Forstetzungen unlängst zu einer der bekanntesten Autorinnen des Genres avanciert ist. Dies war mir zunächst allerdings gar nicht bewusst, als ich das Buch erstanden habe. Mir ging es nur darum, dass ich Lesestoff brauchte, der Titel im Ständer eines lokalen Kiosks am interessantesten schien, und ich Die Ketzerbraut einfach mal auf gut Glück gekauft habe.

Ein lohnenswerter Spontankauf war das, wie ich gleich mal vorweg nehmen will. Iny Lorentz erzählt in diesem Roman eine komplexe, aber gut verständliche Geschichte, welche zahlreiche historische Begebenheiten in eine spannende und realistische Rahmenhandlung einwebt.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist die Gesellschaft geprägt von der Dominanz der katholischen Kirche, welche mit Ablassbriefen, Ketzerprozessen und Doppelmoral so manches Gemüt gegen sich aufbringt. Es ist die Zeit, in der der Mönch Martin Luther aus Wittenberg seine Thesen verbreitet und hofft, dem Katholizismus so wieder zu seinen frommen Wurzeln zurück zu verhelfen. Es ist eine Zeit, in der das Bürgertum und der weltweite Handel immer mehr erstarken, während die alten, mittelalterlichen Hierarchien und Machtmonopole zu wanken beginnen...

In dieser Zeit leben Veva und Ernst, die das Schicksal zu unfreiwilligen Gefährten gemacht hat, die aber auch beide für die damaligen Verhältnisse äußerst freigeistig und fortschrittlich denken. Beide sind sie Erben wohlhabender Münchener, die sich im Handel verdient gemacht haben und somit Paradebeispiele für das neue Bürgertum sind.
Einigen Vertretern der Kirche ist Ernst allerdings ein Dorn im Auge, da er sich gerne in die Belange des Klerus einmischt ... Im Klartext heißt das, er hat so manchen Pfaffen des sündigen Treibens überführt und bloßgestellt. Zwar spricht er mit seinen Taten und Worten einigen seiner Zeitgenossen aus der Seele, selbst der Herzog und einige der wirklich tugendhaften Kirchendiener sind ihm wohlgesonnen, aber dennoch ist es natürlich riskant, sich so offen mit der Kirche anzulegen. Dass zudem immer wieder Flugblätter mit Schriften des - von manchem als Ketzer angesehenen - Martin Luther in München auftauchen, macht die Situation für Ernst nicht besser... Läuft er doch jederzeit Gefahr, damit in Verbindung gebracht und somit ebenfalls als Ketzer angeklagt zu werden.

So wird er also zeitgleich mit der "unreinen" Genoveva Leibert verheiratet und dann nach Augsburg geschickt... Wohl, um vom berühmten Handelsherrn Jakob Fugger zu lernen, aber auch um ihn aus der Schusslinie des Münchener Klerus zu bekommen.
Für Veva scheint dies der Beginn eines weiteren Albtraums: Sie muss weg aus ihrer geliebten Heimatstadt und einen Haushalt mit dem Rickinger gründen, den sie für einen absoluten Taugenix hält. Doch, wie so oft, hält das Leben Irrungen, Wirrungen und Wendungen bereit, die letztlich dazu führen, dass das Leben des jungen Ehepaars vollkommen auf den Kopf gestellt wird.

Es ist schwierig, eine angemessene Review zu Die Ketzerbraut zu schreiben, wenn man gleichzeitig nicht zuviel von der Handlung verraten will, aber auch nur ansatzweise erklären möchte, worum es geht. Mit vielen spannenden Nebencharakteren, kleinen Seitensträngen in der Handlung und einem tollen, in sich geschlossenen Hauptplot gespickt, ist Die Ketzerbraut definitiv ein Lesegenuss, wie man ihn kaum besser gestalten könnte. Aus vielen kleinen Ereignissen spinnt sich ein mittelalterliches Abenteuer, in dem scheinbar gar nicht viel passiert, und doch so mancher Spannungsmoment auftaucht.

Als kleinen Kritikpunkt könnte man anbringen, dass dem aufmerksamen Leser schon recht früh klar wird, wer hinter den Haupt-Untaten steckt... Aber das ließe sich bei einer solche facettenreichen Story auch kaum anders gestalten. Also schließe ich einfach mit einem Kompliment an Iny Lorentz: Die Ketzerbraut ist definitiv ein rundum gelungenes Werk!

Veröffentlicht: 20. Dezember 2011
Genre: Historischer Roman
Verlag: Knaur
Umfang: 720 Seiten
Preis: 10,99 Euro (Taschenbuch)
ISBN: 978-3-426-63523-0

Cover

07/14/12 by Otti

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