Tja, heute mal eine Scheibe aus Deutschland. Also eher aus Stuttgart. Als frühere Hochburg des Hip-Hop und hochwertiger
Spätzle-Dealer, zeichnete sich Stuttgart immer als pulsierendes Konstrukt der Neuzeit aus.
Wie bei Allem was von Menschenhand geschaffen wird, nagte auch an Stuttgart der Zahn der Zeit und es begann, besonders
musikalisch, zu stagnieren. Doch der ewige Trott wurde endlich mal durchbrochen.
HELLDORADOS schaffen mit ihrem musikalischem Debüt Helldorados eine neue Ordnung auf dem Markt. Die vier
Jungs aus Stuttgart haben sich Gedanken gemacht und festgestellt, dass es heute nicht mehr genügt, einfach
irgendwie Musik zu machen. Immer den Schalk im Nacken, verbinden sie Humor und Spaß mit beinharten Riffs sowie
Durchschlagskraft, was absurd klingt, jedoch total ernst gemeint ist. Fern vom Status einer "Blödelband", bringen
HELLDORADOS etwas Leben in die sonst so urböse Bude des Rock- und Metalgeschäftes.
Der Reise erster Teil In The Beginning ist ein spannendes Klavier- und Streicherintro, bis dann in
Never Gonna Stop alle Energie die Nase hochgezogen und ausgerotzt wird. Klasse Übergang. Never Gonna Stop
ist kein besonders spannender Song, verfehlt jedoch nicht die Wirkung eines starken Openers. Definitiv ein Hardrocksong,
der zwar klingt wie schonmal gehört, aber durch die fetzigen Gitarren und einem Refrain zum Mitsingen deutlich an
Qualität gewinnt. Bei Go To Hell geht es dann hart und rotzig zur Sache, ohne den Eindruck zu vermitteln, dass
man es hier mit üblen Spießgesellen zu tun hat. Die Gitarren wummern und der Drummer muss sich hier sein Geld echt verdienen.
Der Gesang von Frontmann Pierre ist gut, aber nichts Besonderes. Leider klingt er auch ein wenig zu deutsch, wenn auch
ohne den Dialekt, der sich unter der Zunge eines jeden Stuttgarters versteckt.
Mit Changes ist HELLDORADOS eine sehr angenehme Rockballade gelungen und hier fällt auf, dass es den Jungs
definitiv nicht an dem Handwerkszeug für hochwertige Musikerzeugnisse fehlt. Dies merkt man auch an dem Song Hunter,
der stilistisch irgendwo zwischen ZZ Top und KISS einzugliedern ist. Meiner Meinung nach der stärkste Song
der Platte, der sehr gut durchdacht und produziert ist. Absolutes Highlight ist hier der Refrain der rockt und ungemein
nach vorne geht, was den Song schon Hitverdächtig macht.
Allgemein ist HELLDORADOS ein Album für jede Phase des Lebens, besonders für die Partyphase. Man bekommt einfach Lust,
sich mit seiner Gang die Nacht um die Ohren zu schlagen, zu tanzen, VIEL zu trinken, zu vögeln und am nächsten Tag ohne
Knete in der Tasche den Busfahrer zu bitten, seinen Kadaver umsonst die drei Stationen bis nach Hause mitzunehmen, wo
natürlich die völlig hysterische Freundin auf einen wartet. Diese Stimmung wird besonders durch Girls erzeugt.
Einzeln auf jeden Song einzugehen macht bei HELLDORADOS wenig Sinn, da hier das Gesamtkonzept so überzeugend ist,
dass man nicht in jedem Song nach einem Highlight suchen muss. Wer also genug hat von dem Einheitsbrei der Musikindustrie hat,
der ist mit HELLDORADOS sehr gut beraten, denn hier bekommt man solide Musik (wenn auch nicht der Extraklasse) geboten,
die einen hohen Faktor an Spaß und Leidenschaft beinhaltet.
Trackliste
01. In The Beginning
02. Never Gonna Stop
03. You Live, You Learn, You Die
04. Go To Hell
05. Changes
06. Shout Out
07. Hunter
08. Double Dealer
09. Gone
10. Torture Is My Name
11. Girls
12. Got Laid
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Veröffentlichung: 13.07.2012
Stil: Sleaze Metal
Label: Massacre Records
Website: http://www.helldorados.com/
Facebook: http://www.facebook.com/HelldoradosStuttgart
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