Horrorpunk - Ein Begriff, den vor Allem die Misfits geprägt haben. Ein Genre
voller bizarrer Songtexte, erschreckender Riffs und hämmernden Beats. Doch wer jetzt
denkt, dass diese Richtung ausgestorben ist, der sollte mal in The Other
reinhören. Mit ihrem jetzigen bereits fünften Album The Devils You Know
starten die vier Deutschen erneut durch ohne einfach nur in die Fußstapfen der
Urväter zu treten sondern vielmehr den Horrorpunk neu zu definieren. Und das rockt
ordentlich, so dass ich mir hier herausnehme die angestrebte Richtung eher
Horror-Rock zu nennen.
Los geht es also mit einem düster daherkommenden Intro. Flüstern, strange Sounds
und dahinter ein Opener, der sich gewaschen hat, machen The Devils You Know
sofort zu einem Hinhörer. Vor Allem halten sich The Other nicht lange mit
instrumentalem Gedöns auf, sondern starten auch direkt mit der gewaltigen Stimme
von Frontman Rod Usher durch. Entgegen der üblichen Erwartung des Horrorpunks
wird hier richtig gesungen! Und der Refrain hat absolutes Mitsing-Potential, alleine
durch die eingängigen "Oh-ooooohs" im Chor. Das Schlagzeug trommelt immer weiter
nach vorne, die Gitarren unterstützen mit rockigen Riffs den hämmernden Bass und
machen My home is my casket zu einem geilen Start. Und genau so geht es dann auch
mit Take you down weiter. Die beiden songs könnten fast einer sein, was
keinesfalls schlecht ist, denn so bekommt man direkt einen perfekten Einstieg in
das Album und darf sich auch auf den Rest freuen. Hier geht es allerdings ein
wenig punkiger zu, alles wird ein wenig simpler gehalten und der Sound prescht
ohne Pause nach vorne.
Weiter geht es dann mit Skeletons in the closet. Melodiös und ein wenig
verspielter geht der Song in die Vollen und stellt immer wieder Rods Stimme in den
Vordergrund. Dazu ein ständig wiederkehrendes Riff zwischen den Phrasen lässt Kopf
und Körper nicht stillhalten. Einen kurzen Break gibt es dann mit Fright Night.
Eine ruhigere Strophe mit einem folgenden sehr rockigen Refrain zum Mitsingen
bleibt definitiv im Kopf hängen und spätestens nach dem zweiten Mal kann jeder den
Text mitschmettern.
Das Schöne an den Songs von The Other ist einfach ihre
knackige Länge. Alle Songs bewegen sich zwischen drei und vier Minuten, halten sich
nicht mit unnötigen ewig andauernden Soli auf sondern bringen alles sehr schnell
auf den Punkt. Und da alle Songs von der Power nahtlos aneinander anknüpfen,
bekommt man stetig Lust auf mehr. Die Erwartungen werden auch weiterhin nicht
enttäuscht. Puppet on a string ist ein melodiöser Rocksong mit treibenden
Beats und einem geilen Bass zu Beginn, der sich immer wieder vom Rest absetzt.
Weiterhin wird hier im Refrain auch auf eingängige Melodien gesetzt, die den
Horror-Charakter immer wieder hervorheben. So geht es auch mit In my veins
weiter, auch wenn dieser Song ein wenig neben den anderen schwächelt. Macht aber nix,
denn dann kommt der knackig-gruselige Nice day for a funeral daher, der
den Rocker wie auch den Punker auf die Tanzfläche treiben wird. Headbangen und
Pogo sind hier an der Tagesordnung. Was soll man da sagen außer geil gemacht?
Nach diesem schweißtreibenden Stück darf dann für einen Moment durchgeatmet werden.
Bereits der Name Nightmare on Halloween verspricht nicht zuviel. Ein
ständiges bedrohliches Flüstern und ein Glockenspiel unterstützen den Charakter
dieses Songs und auch der immer weiter und weiter und weitergehende Gesang rufen
genau diesen Nightmare hervor. Gefällt voll und ganz, hat aber nix mit Punk zu tun
sondern eher mit einem gut gearbeiteten Rocksong. Wer Phantom of the opera
als klassischen Musical oder Opernsong im Ohr hat, der kann sich hier auf eine
gelungene Abwechslung freuen. Das Haupriff wurde aufegegriffen und knallt durch
die Gitarren ordentlich rein ohne langweilig zu werden. Immer wieder zeigen
The Other, dass sie eine tolle Mischung aus Klassiker und ihrem Sound
gefunden haben. Leider fehlt es hier ein wenig an Einfallsreichtum, da sich alles
zum Ende hin nur noch wiederholt aber dafür den Drucklevel weiterhin aufrecht
erhält. So in etwa klingt auch Fire from outer space, man vermisst
ein wenig die Unnahbarkeit des Horrorpunks die dann mit Where is your saviour
now nochmal kurz auftaucht um dann mit Hell is a place on earth
gänzlich verschwindet. Alle Songs greifen arrangementtechnisch gut ineinander
über und treiben voran, gehen aber auf der Platte ein wenig unter, auch wenn
Letzterer mit einer betörenden Strophe ein wenig heraussticht.
Zum Ende hin darf es dann noch einmal punkiger werden. In the shadows ist
zwar musikalisch keine Glanzleistung, haut dafür aber rein und bringt einem den
Gedanken näher The Devils You Know noch einmal von vorne zu beginnen. Aber
halt, da ist ja noch ein Song! Dieser nennt sich Ewigkeit und ist tatsächlich
eine Ballade. Da frage ich mich jetzt, was dieser Song hier zu suchen hat. Was einen
Track vorher noch Horrorpunk war, ist jetzt plötzlich ein tiefschürfender Popsong
mit schweren Gitarrenriffs. Okay, wenn Bands das Bedürfnis haben ihr ganzes
musikalisches Potential aufzuzeigen, dann sollen sie das ruhig machen nur dürfte
das den gängigen Fan etwas abschrecken. Keine Frage, Ewigkeit ist ein
wirklich guter Song mit gut gearbeitetem Arrangement und einem epischen Refrain
aber sollte wohl eher ein Bonustrack sein.
Ganze fünfzehn Songs umfasst The Devils You Know und in der Special Limited
Edition gibt es sogar noch einen Bonustrack und ein Comicbuch dazu. Wenn das alleine
nicht schon ein Grund ist zuzugreifen! The Other bringen mit ihrem selbst
kreierten Genre den Horror-Rock auf ein neues Level und sind kraftvoll von Anfang
bis Ende. Jeder Song ist tanzbar, jeder Refrain kann zu einer Hymne werden und auch
wenn man manchmal das Gefühl hat, das man den Track schon gehört hat, bedient jeder
einzelne seinen persönlichen Charakter. Dieses Album ist definitiv ein Dauerbrenner
und wird dem Horrorpunker wie auch dem Gothrocker genau das geben, was er braucht -
Befriedigung!
Also besorgt euch das Teil denn es lohnt sich!
Anspieltipps:
Take you down
Puppet on a string
Nice day for a funeral
Trackliste
01 The Devils You Know
02 My Home Is My Casket
03 Take You Down
04 Skeletons In The Closet
05 Fright Night
06 Puppet On A String
07 In My Veins
08 Nice Day For A Funeral
09 Nightmare On Halloween
10 The Phantom Of The Opera
11 Fire From Outer Space
12 Where Is Your Saviour Now
13 Hell Is A Place On Earth
14 In The Shadows
15 Ewigkeit
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Veröffentlichung: 15.06.2012
Stil: Horror-Punk / Horror-Rock
Label: SPV / Steamhammer
Website: www.the-other.de
MySpace: www.myspace.com/theother
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