Der Morgen hat begonnen, der Kaffee ist schön schwarz und dann kommen auch noch Tribal
aus den Boxen. So freut man sich auf den Start in den Tag. Das dritte Studioalbum
der Schweizer Rockband, das sich schlicht I-Dentity nennt, scheint
Im Gegensatz zu
den beiden Vorgängern Cardboard Heroes von 2005 und Corner Of A Circle
von 2009 experminetierfreudiger aber dabei auch klarer
geworden zu sein. Die neue Platte strotzt vor Abwechslungsreichtum, dessen Facetten
sich aber in dem deutlichen Sound der Band zusammenfinden.
Während der Opener Eleven noch etwas lahm daherkommt, geht es dann mit
My Identity direkt in die vollen. Klar, der erste Song ist kein schlechtes
Dingen, aber einfach eine Rocknummer mit wenig Druck und keinem BAM-Effekt, den
man sich doch ganz gerne auf einem Album, dass vom Label als Modern-/Dark-/
Alternative-/Classic-Rock-Platte angepriesen wird, wünscht. Dennoch wird von Anfang
an klar,
Verspieltheit und gleichzeitige Härte sind toll eingepegelt und wechseln sich
nicht nur ab, sondern treten gleichzeitig auf die Bildfläche um einen interessanten
Klang zu kreieren. Mit verspätetem Start kommt dann aber, wie schon erwähnt,
My Identity. Wenn man sich da mal nicht an die frühen Zeiten des New Metal
erinnert. Ohne viel Gedöns shoutet die Stimme von Sänger Greg Bächi in die Ohren,
die Gitarren knallen bewusst betont dazu, lösen sich in der Strophe sehr melodiös
auf um dann wieder mit geballter Kraft zurückzukommen. Geile Sache!
Weiter geht´s mit On A Silken Thread und plötzlich weicht die Power fast
gänzlich. Atmosphärischer Gesang paart sich mit rein elektronischen Klängen à la
The Cure und schafft dann dennoch den Sprung zu dem träumerisch-rockigen
Refrain. Drei Songs, drei (Sub-)Genre. Interessant? Auf jeden Fall, aber es kommt
noch besser!
Der vierte Song gibt nicht nur musikalisch seinen Senf dazu, nein, auch die Sprache
darf mal variieren und so kommt Die Kraft ist in dir als rein deutscher
Song daher. Hat man noch bei My Identity vermutet, dass die Vocals eher den
harten Rahmen bedecken, so darf diese Song das Gegenteil beweisen. Hohe und weiche
Klänge sind hier an der Tagesordnung, aber man muss zugeben, dass die Härte Bailey
besser steht und vor Allem die etwas höheren Töne recht dünn klingen.
So stellen Tribal sich vor: Facettenreich und in allen Lebenslagen hörbar.
Vor Allem die Abwechslung in den Songs selbst ist ein ganz großer Pluspunkt, der
nicht nur Fans der Band aufmerksam machen dürfte. Aber einmal aufgetreten, muss
das Level jetzt auch noch gehalten werden. So ist Spiral Of Insanity ein
doomig angehauchter Track, der mit einer äußerst coolen Bridge überrascht. Tempo
und Stimmung werden gebrochen, die Gitarre hat ihren Soloauftritt bis der Bass
wieder ordentlich reinhaut und mit einem letzten fetten Refrain der Song zuende
gebracht wird.
Tribal bewegen sich jetzt eher auf der etwas ruhigeren Schiene. Während
Liberation wieder zum Träumen anregt und hier die Höhen besser genutzt werden,
gibt der Alternative Rocktrack Metamorph den Auftakt zu Hardcore,
der zwar nicht so hart ist, wie man vermutet, aber die zu Anfang aufgebaute
Spannung kehrt zurück und bedient wieder das Herz des New-Metallers, allerdings kommt
man an den Hardrock-Elementen nicht vorbei. Leider leider ist der Sound hier etwas
zu dünn. Gitarre und Bass sollten schieben und sich durch den Gehörgang ballern,
bei dem was sie spielen. Aber irgendwie fehlt hier etwas der Druck. Dennoch ein
sehr starker Song auf I-Identity. Nach dieser kurzen Odyssee in die Welt des
Hardrocks, wird wieder auf träumerische Melodien und gesetzt und Tribal
finden ihren Weg auf einem schmalen Steg zwischen Soft- und Hardrock. Believe
kommt zwar etwas kitschig daher, Distant Memories bedient sich dafür
zu Anfang einiger Folk-Elemente. Aber ich lass mich hier von gar nichts mehr
überraschen, man freut sich einfach auf den nächsten Song.
Auch die folgenden Tracks bieten ein weites Spektrum an Musikalität um sich dann in
dem 7:25 Minuten-Song Past-Present-Future zu vereinen. Hier darf dann
nochmal voll auf die Kacke gehauen werden. Jeder darf mal zeigen, was er kann,
das ganze Album wird noch einmal reviewed und klingt dann seicht und auch etwas traurig
aus.
Dreizehn Songs voller Spieldrang und Intensität findet ihr auf I-Dentity.
Kein Song klingt wie ein anderer, darunter leidet etwas der Wiedererkennungswert
aber seine Favoriten vergisst man dafür so schnell nicht wieder. Es mag sein, dass
es dem Hardrocker zu soft, dem Softrocker zu hart, dem New-Metaller zu dark und dem
Classic-Rocker zu modern ist. Fakt ist einfach, dass Tribal auf ihrem neuen
Werk es geschafft haben, all dies zu vereinen. So ist vielleicht nicht jeder Track
was für Jeden, aber die Allgemeinheit dürfte doch ihren Spaß an I-Dentity
haben.
Anspieltipps
My Identity
Spiral Of Insanity
Past-Present-Future
Trackliste
01 Eleven
02 My Identity
03 On A Silken Thread
04 Die Kraft ist in dir
05 Spiral Of Insanity
06 Liberation
07 Metamorph
08 Hardcore
09 Believe
10 Distant Memories
11 Odd Nativity
12 Blame
13 Past – Present – Future
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Veröffentlichung: 18.05.2012
Stil: Rock in allen Facetten
Label: Blacklight Entertainment / Bob Media
Website: www.tribal-rock.com/
Facebook: www.facebook.com/TribalSwiss
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