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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Bulletmonks: Spaß geht vor Innovation

Die neue Scheibe Royal Flush On The Titanic der Bulletmonks aus dem schönen Frankenland habe ich euch ja letztens vorgestellt, ein richtig hübsches Teil, das genau eines macht: Spaß! Nicht mehr und nicht weniger.
Das folgende Interview mit Fronter Tyler Voxx fördert dann auch zu Tage, dass genau dies die Intention der Band ist, eben Freude am eigenen Schaffen zu haben. Schön, dass wir uns da so gut einig sind! Zugleich aber hat der Sänger und Gitarrist aber auch noch viele andere Dinge zu sagen und wirklich coole Ansichten zum Thema Musik als solche... Aber lest einfach selbst!

Otti:
Zunächst mal ganz generell The Bulletmonks sind wohl der Inbegriff einer internationalen Band - Zwei gebürtige Australier, ein Franzose und ein US-Spross, die sich in Nürnberg zusammen gefunden haben. Wie hat sich das denn damals genau zugetragen, also wie habt ihr euch gefunden?

Tyler Voxx:
Naja, es ist so, dass die Gegend nahe Nürnberg in der wir großgeworden sind, jetzt nicht gerade der Nabel des Entertainment Business war oder ist. Das heißt, das es sich eigentlich ziemlich schnell herauskristallisiert hat, wer in unserem kleinen Vorort Musik macht und wer nicht. Dabei muss ich erst einmal klarstellen, dass Dan und ich keine gebürtigen Australier sind, sondern dort aufgewachsen sind. Unseren Drummer mit französischem Blut in den Adern lernte ich eigentlich ziemlich schnell kennen und ich stieg in seine damalige Band ein. Nach ein paar Monaten übernahm ich auch die Vocals und wir holten Dan an Bord. Spreace lernten, wir um genau zu sein, betrunken unter einer Bierbank kennen, als wir gerade auf der Suche nach einem neuen Basser waren. Eigentlich ist es ein großer Zufall, dass wir so multikulti sind, das war natürlich niemals das Konzept. Aber ich glaube fest daran dass man unsere unterschiedlichen Roots in der Musik hören kann.

Otti:
Euer erstes Album erschien bei Napalm Records, für Royal Flush On The Titanic habt ihr dann bei Deaf Shephard unterschrieben. Was hat denn zum Labelwechsel geführt?

Tyler Voxx:
Das waren eigentlich mehrere Umstände, die auch mit diversen Meinungsverschiedenheiten zu tun hatten. Es wäre jetzt allerdings nicht fair, da ins Detail zu gehen, ohne dass Napalm sich äußern kann, schließlich verdanken wir ihnen unsere Chance auf ein Debütalbum, wofür wir vor Allem Max und Thomas nach wie vor ultra dankbar sind. Ich denke mal, es war ein Mix aus zum einen interessanter und besserer Optionen für das nächste Release und zum anderen auch Unerfahrenheit unsererseits sowas zu regeln.
Im Endeffekt ist es aber so: Die Musikindustrie sitzt in Deutschland vor Allem in Hamburg und Berlin, auf jeden Fall alles andere als hier in Mittelfranken. Wir haben einfach eine Möglichkeit gesucht, enger mit unserem Label zusammenzuarbeiten und kennen Deaf Shephard, welche ganz in der Nähe von Nürnberg sitzen, schon länger. Wir hatten glücklicherweise nach unserem Debüt ein kleines Label "Büffet" aus welchem wir auswählen konnten und Deaf Shephard bietet uns extrem gute Möglichkeiten zu wachsen und uns in die Businessseite einzubringen.

Dartfieber

Otti:
Wie hat sich denn eure Arbeitsweise generelll beim neuen Album von der beim Debüt unterschieden?

Tyler Voxx:
Wir haben uns einfach nicht unter Druck gesetzt, da wir ja keine Deadline hatten oder sowas. Wir haben einfach Musik gemacht. Vor Allem konnten wir im Vergleich zum Debüt ein Album schreiben. Die erste Platte bestand aus Songs welche wir in den Jahren zuvor geschrieben haben und dann ausgewählt wurden. Diesmal haben wir ein Album in einem Guss geschrieben. Wir konnten diesmal außerdem diesen ganzen Lifestyle einbringen. Es war toll, mit so vielen coolen und zum Teil auch legendären Bands zu spielen, zu touren, das fixt einen natürlich an. Das ist Rock n Roll! Abgesehen davon hat uns das viele Spielen natürlich auch weiter gebracht.

Otti:
Euer Sound bewegt sich auf den Pfaden ursprünglichen Rocks und Metals, böse Zungen könnten ihn als "altbacken" bezeichnen. Was erwidert ihr solchen Kritikern?

Tyler Voxx:
Hehe, ich weiß nicht wo ich da anfangen soll. Die Frage lautet doch generell, was will man als Künstler in seinem viel zu kurzen Leben erreichen, beziehungsweise erschaffen? Ist Innovation denn überhaupt ein Kriterium, um Musik als gelungen oder beschissen zu bewerten? Und was macht Innovation dann eigentlich aus? Ich persönlich kann Musik nur dahingehend bewerten ob sie mir Spaß macht oder nicht. Ob auf Platte oder auf einem Konzert. Es geht darum, ob ich darauf einsteige. Und genauso ist es in unserer Band. Wir schreiben natürlich Songs, die uns Spaß machen zu denen wir feiern können und ich glaube, das ist es, worum es in der Musik geht. Es gibt Elemente, die stechen bei manchen Bands in Form von abgefahrenen Sängern, Melodien oder Produktionen heraus, aber man merkt finde ich sofort, ob das aufgesetzt oder real ist. Im Prinzip basiert doch jede Musikrichtung auf einer anderen. Klar, die Aufnahmetechnik wird immer besser, die Produktionen immer fetter, aber die Idee hinter einer Band ist doch, dass ein paar Leute musikalisch zusammenfinden und geil zusammen abgehen.
So oder so sind wir eine Band, die lediglich zusammen spielen können was uns taugt und das springt dann auch beim Publikum über. Das ist nun mal die Musik, die wir machen können und wollen. Wenn ich Erfolg haben will, dann mit meiner Musik und nicht mit etwas, was ich geschustert habe, um es zeitgemäß oder medienrelevant zu gestalten. Wenn das mein Ziel wäre, würde ich Popsongs schreiben, da gibt’s mehr Kohle zu holen, als im Rock- und Metalbereich.
Ich denke die von dir angesprochenen Kritiker sind genau diejenigen, welche das 18. Album einer alten, legendären Band als "immer dasselbe" verreißen, dann trotzdem zu 2 ihrer Konzerte im Jahr rennen, sie ultra abfeieren und danach jedem erzählen, dass sie früher mal besser waren.
Es geht um Spaß. Spaß auf der Bühne generiert Spaß im Publikum. Ich liebe Bands wie Motörhead, Metallica oder Maiden, genauso wie alle anderen, die sich in ihrem Fahrwasser befinden. Sind Wolfmother, The Answer oder Airbourne innovativ? Nein. Machen sie Spaß? Oh hell yeah, das machen sie!!
Wir sind die Bulletmonks, das ist unser Sound. Love it or leave it. Abgesehen davon gibt es auf unserem Album eine Menge zu entdecken. Man muss sich einfach reinhören und es wirken lassen. Es ist eh so, dass der eine es als innovativ und der andere es als altmodisch bezeichnet, weil Musik schlichtweg Geschmacksache und somit extrem subjektiv ist. Jeder hat das Recht, uns altbacken zu finden.

Otti:
Worin seht ihr denn generell die größte Stärke eures Bandgefüges?

Tyler Voxx:
Ohne Zweifel darin, dass wir schon vor der Band Freunde waren und schon alles zusammen erlebt haben. Die Egos, die es gibt, sind bekannt und wir wissen damit umzugehen. Es funktioniert einfach. Man muss kein Blatt vor’s Maul nehmen, um zu sagen was man gerade denkt. Ob es da um kreative, persönliche oder geschäftliche Dinge geht. Wir kennen uns gut genug um zu wissen wie es gemeint ist.
Deshalb passiert es auch so gut wie nie, dass wir uns mal streiten oder sowas. Im Gegenteil. Wir haben irgendwann als Teenager mal davon geträumt, genau das zu machen, was wir jetzt tun und dieser Aspekt macht es zu noch einem cooleren Trip.
Als wir unsere erste Platte aufgenommen haben, mussten wir alles auf eine Karte setzen. Wir hatten keine Kohle, hatten kaum finanziellen Support und sind einfach ohne Label zur Bank gerannt, haben einen Kredit aufgenommen und Weapons Of Mass Destruction aufgenommen. An dem Tag, an dem wir uns getroffen haben, hab ich schon kurz befürchtet, dass sich die Spreu vom Weizen trennt, dass irgendjemand es doch nicht so ernst gemeint haben könnte und einen Rückzieher macht. So war’s aber nicht. In 5 Minuten waren wir uns alle einig, dass wir lieber ganz unten enden als es nicht versucht zu haben. Das schweißt uns zusammen und scheint sich ja auch langsam auszuzahlen. Wir sind eine Familie, auch wenn ich diese Klischee-Floskel eigentlich hasse.

Otti:
Und was sind nun eure nächsten geplanten Schritte für 2012?

Tyler Voxx:
Wir kommen gerade von einer Support Tour mit D-A-D zurück, das war wahnsinnig cool. Im Sommer folgen dann etliche Festivals und im Herbst machen wir uns an unsere erste eigene Tour durch die ganzen Städte und Länder, die wir bisher nur als Support besucht haben. Da wo es Fans gibt, kommen wir dieses Jahr noch vorbei. Dann gibt es da schon einige ziemlich coole Ideen für das dritte Album, wir drehen zwei neue Musikvideos und haben da noch eine kleine Studiodoku, welche wir bald online stellen werden. Wir wollen das jetzt alles auskosten bis zum letzten Schluck und spielen, spielen, spielen…

www.bulletmonks.com

03/04/12 by Otti

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