"Warum liegst du nicht im Sarg?". Das ist der erste Satz des Debütalbums
Monotonie und Gebete der deutschen New-Dark-Wave Band Gruftschlampen.
Diese Frage mag sich auch der ein oder andere stellen, wenn er in die Platte reinhört.
Die Band um Brita (Gesang) und Kokel (Gitarre, Bass, Programming) lässt alle
Sounds, an die man sich aus den 80ern erinnert, wieder aufleben, allerdings
versetzt mit neuen Elementen. Und alles auf deutsch.
Der letzte der acht Songs auf Monotonie und Gebete wurde bereits 2010
zum freien Download auf der bandeigenen Homepage zur Verfügung gestellt. Und
nun folgt das neue Material, das ebenfalls auf der Internetpräsenz zu finden
ist.
Beim ersten Hören wird man zunehmend an Nina Hagen erinnert, denn Sängerin
Brita hat genau wie die Stilikone der 80er-Jahre eine sehr prägnante
und eingängige Stimme. Vom Musikstil selber her, kann man ebenfalls an
Nina Hagen und Band oder an Fehlfarben denken, mit einem nicht
übersehbaren Touch der Neuen Deutschen Todekunst, mit Bands wie Das Ich
oder auch Goethes Erben. Also ein schwarzes Potpourri an Einflüssen.
Dennoch geben die Songs keine große Abwechslung her, alles klingt wie schon
einmal gehört. Aber da der Albumtitel auch Monotonie und Gebete
heißt, ist dies keine große Überraschung und möglicherweise genau so gewollt.
Die Songs im einzelnen betrachtet haben keine klare Linie und leider auch
keine erkennbare Stimmung. Die Texte hingegen sind eindrucksvoll und gut
durchdacht. Das Thema Religion wird immer wieder aufgefasst, bei Predigt
wird imemr wieder "Tut Buße, zahlt Ablass" wiederholt aber dank der recht
theatralischen Vortragsweise darf man davon ausgehen, dass es sich hier nicht
um die Lobpreisung des Katholizismus handelt. Aber nicht nur die Kirche wird
besungen, sozialkritische Texte, die auch in Verbindung mit Religion aufkreuzen,
sind zu Hauf zu finden. Einfallsreich und gut durchdacht.
Der Namenträger der Platte
bringt das Album eigentlich sehr gut auf den Punkt: Monotonie und Gebete
lebt von verzerrten einfachen Gitarrenriffs, dem Schlagzeug aus der Dose und
einem Bass, der viel viel viel zu kurz kommt. Dafür wird mehr auf Soundeffekte
und Beats gesetzt. So beginnt Schwarz mit einem schnellen computergenerierten
Rhythmus und geht dann in Gitarren über, die auch mehrere Male durch den
Computerhäxler gejagt wurden. Das gibt natürlich dem Song einen sehr interessanten
Ton, ist aber eher für den speziellen Hörer bestimmt.
Kurz vor Ende taucht aus der ganzen Kritik und den schweren Riffs plötzlich der
tanzbare Song Grabesruh auf. Hier versucht sich Brita das erste Mal an
einer richtigen Gesangsmelodie anstatt nur Sprechgesang zu schmettern aber scheitert
leider daran.
Die Gruftschlampen sind auf jeden Fall harter Tobak, auch für Anhänger
der vergessenen Szene. Zwischen Deathrock und Dark Punk meldet sich ab und zu
mal der Dark Wave um dann wieder reinem Elektro zu weichen, immer begleitet vom
lyrisch zwar guten aber technisch eher fragwürdigen Gesang. Klar, dass das so
gewollt ist, mag aber für viele ein großes Negativ-Punkt sein, da die Hauptstimme
sich scheinbar nur auf das loswerden von durchdachten Texten versteht, aber
leider keine wirkliche Stimmung kreiert.
Dennoch, viele Szenegänger dürfen sich den ein oder anderen Song in den Ohren
zergehen lassen. Die komplette Platte ist am Stück vielleicht ein bisschen viel
auf einmal, aber gesondert haben einige der Tracks wirklich Potential zum
Dauerbrenner im CD-Player zu werden.
Anspieltipps
Predigt
Grabesruh
Trackliste
01. Kein Wiedersehen
02. Predigt
03. Monotonie und Gebete
04. Pestilenz
05. Schwarz
06. Schweigen der Gassen
07. Grabesruh
08. Gummizelle
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Veröffentlichung: 14.02.2012
Stil: 80s Darkwave / Deathrock
Label: afmusic
Website: http://gruftschlampen.unordnungsamt.net/
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