Auf ihrer Webseite propagieren Ragnaröek, dass ihr Frontmann und Sackpfeifer Charon, der Fährmann, den Teufel besiegt und aus dessen Hoden seinen magischen Dudelsack geschaffen habe... Müsste ich den Tanzwut-Gehörnten doch glatt mal fragen, was an dieser Geschichte dran ist. Naja egal, Mythen und Legenden regen sich in der Spielmanns-Kultur sicherlich reichlich, und dass die zwielichtigen Gesellen dieser Zunft zu Übertreibungen und erfundenen Geschichten neigen, ist ja nun nichts neues. Fakt ist, dass Ragnaröek seit gut sechs Jahren aufspielen, immer wieder Silberlinge vertreiben und nun erneut einen solchen ans Volk bringen wollen: Eiskalt haben sie dieses Machwerk getauft.
Für mich ist dies auch die erste ernsthafte Berührung mit dieser Formatio. Was gleich auffällt, ist der sehr eigene Stil von Ragnaröek, der sicherlich im Mittelalter-Potpourri einzigartig nicht durch fehlenden Erkennungswert untergeht. Tatsächlich steht bei Ragnaröek wohl der Rock im Vordergrund, an "typisch folkigen" Instrumenten kommt nämlich nur der Dudelsack zum Einsatz. Und das auch eher spärlich, die meisten Songs klingen nach einer Mischung aus Onkelz-Adaption, langsamem Death Metal und einer gelegentlichen Punk-Nuance. Diese Eigenständigkeit ist definitiv lobenswert, dürfte aber tendentiell eher Metaljüngern zusagen, als dem typischen Folk-Fan. Sänger Charons Stimme kann man dabei ebenfalls als markant bezeichnen, ich persönlich finde sie auch etwas gewöhnungsbedürftig und manchmal aufgesetzt. Man kann sich aber damit arrangieren, keine Frage.
Musikalisch klingen die Stücke auf Eiskalt dabei durchweg ordentlich, wenngleich mir hier wirkliche Highlights fehlen - Richtige Mitgröhlnummern, Ohrwürmer oder sonstwie auffällige Tracks sucht man fast vergebens, bis auf vielleicht Piratenbrut und den Electrowahn, der - wie der Name schon andeutet - düsterelektronisch daher kommt und auf so einem Album alleine dadurch schon positiv amüsant erwähnenswert ist.
Bleibt festzuhalten, dass Eiskalt in meinen Augen insgesamt ein wenig schwachbrüstig daher kommt. Nicht schlecht, aber auch ohne wirklich überzeugende Songs. Den eigenständigen Sound an sich finde ich allerdings wirklich toll, zuviele andere Kollegen von Ragnaröek kopieren nur von anderen Bands. Mich hat das nun vor allem mal neugierig auf ältere Releases der Band gemacht, denn ich vermute, da lässt sich doch einiges mehr entdecken, als nun auf diesem neuen Album geboten wird.
Trackliste
01. Eiskalt
02. Wahrheitsfinder
03. Schlachtgebet
04. Mondenkind
05. Jagen
06. Wahnsinn
07. Lanze
08. Piratenbrut
09. Neid
10. Furchtlos
11. Meer
12. Electrowahn
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Veröffentlichung: 30.09.2011
Stil: Mittelalter Rock
Label: Trollzorn
Website: www.ragnaroeek.de
MySpace: www.myspace.com/ragnaroeek
Facebook: www.facebook.com/pages/Ragnaröek/113351122074519
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