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In den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sah die Welt noch ganz anders aus - Im Sudetenland lebten Deutsche und Tschechen friedlich zusammen. Auch der Unternehmer August Habermann (Mark Waschke) ist hier sesshaft, in vierter Generation betreibt er eine große Mühle inklusive Sägewerk, beschäftigt Menschen ungeachtet ihrer Herkunft und interessiert sich weniger für die Weltpolitik, denn für seine frisch angetraute Frau Jana (Hannah Herzsprung). Doch das Idyll wird jäh zerstört, als die Nazis sich das Sudetenland einverleiben, um von hier aus den Krieg an der Ostfront zu stützen. Nicht nur, dass der SS-Obersturmbandführer Koslowski (Ben Becker) und seine Schergen das Städtlein auf den Kopf stellen, auch Habermanns jüngerer Bruder Hans (Wilson Gonzales Ochsenknecht) macht Probleme und lässt sich zur Wehrmacht einberufen. Wo zuvor noch friedliche Eintracht herrschte, nehmen nun Misstrauen, Verrat und Gewalt das Szepter in die Hand.
In Anlehnung an den Roman Habermanns Mühle des Schriftstellers Josef Urban wurde im vergangenen Jahr mit Habermann eine internationale Produktion geschaffen, die sich mit jener ganz speziellen Schattenseite des zweiten Weltkriegs befasst, die oft vernachlässigt wird: Die Saat des Misstrauens zwischen vormals guten Freunden. Auch geht es um die Hintergründe dessen, was man heute als "Vertriebene" bezeichnet, um Kollaborateure und Saboteure und nicht zuletzt um die Erkenntnis, dass Menschen in Extremsituationen oftmals erst ihr wahres Wesen zeigen.
Das internationale Team aus Tschechen, Deutschen und Österreichern (auch in der Schauspielerriege) schafft es dabei eindrucksvoll, eine scheinbar kleine Randgeschichte des Krieges zu inszenieren, deren Einzelschicksale wohl metaphorisch das Unglück widerspiegeln, was zahllosen Menschen während des zweiten Weltkriegs wiederfahren ist. Besonders gelungen ist dabei auch die Darstellung der einzelnen Charaktere: In Habermann gibt es nicht die "guten" und die "bösen", sondern ein breites Spektrum an Einzelpersonen, die aus unterschiedlichen Beweggründen agieren, manchmal moralisch äußerst verwerfliches tun, manchmal vom Umfeld in bestimmte Situationen gezwängt werden und letztlich von den Auswirkungen des Krieges alle nicht unberührt bleiben. Die Geschichte wird dabei spannend erzählt und spitzt sich stets zu, so dass man sich anfangs noch seicht unterhalten fühlt, um später wirklich die Protagonisten und deren Erlebnisse zu spüren.
Einziger Kritikpunkt liegt wohl in den Extras: Das Making Of ist nicht nur recht knapp ausgefallen, sondern wurde auch weder synchronisiert, noch mit Untertiteln versehen. Da aber ein Großteil der zu Wort kommenden Teammitglieder tschechisch sprechen, versteht ein Unkundiger dieser Sprache die meiste Zeit kein Wort, was ich persönlich extrem schade finde, da mich gerade bei diesem Film auch die Hintergründe interessiert hätten. Davon abgesehen aber kann ich Habermann als Film uneingeschränkt empfehlen: Als gutes Machwerk europäischer Filmkunst, das unter die Haut geht, Wissen vermittelt und dabei dennoch unterhält.
Ausstattung: 1 DVDs
Extras: Trailer, Making Of, Schulmaterial
Vertrieb: Lighthouse Home Entertainment
Genre: Kriegsdrama
Spieldauer: ca. 104 Min
FSK: 12
Veröffentlichung: 24.06.2011
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