Junge, aufstrebende Bands mit dem Etikett Batcave zu versehen ist eigentlich für beide Seiten ein Unding. Die 80er sind vorbei könnte man sagen - Statt Post-Punk sind wir in den Augen vieler Ursprungsgruftis bereits in einer Art Post-Gothic-Zeit, und der moderne Schwarzseher ist oft der Meinung, alles geht den Bach runter. Aber ist nicht dieser Pessimismus immer schon ein Teil jener Szene gewesen, die in ihrer Vielfals aus vielen Wurzeln zusammengewachsen ist? Und ist nicht eine dieser Wurzeln eben die Generation Mitte der 80er, welche gewisse Begriffe und Bezeichnungen erst geprägt, ja ins Leben gerufen hat, und in der mit Alien Sex Fiend, Sisters of Mercy und Siouxsie and the Banshees nahezu legendäre Bands herangewachsen sind, deren Namen nicht nur nachhallen, sondern bis heute sowohl die Clubs als auch die Live-Stages zum Kochen bringen?
Die Saat, die damals gesät wurde, und von der ein paar Körner sich eben Gothic oder New Wave nannten, ist nicht nur gesprossen, sondern zu einem eigenen Wald gewachsen, in dem eben solche Jungpflanzen wie KarmaDeva ihren Platz zum Entfalten finden. Und so dürfte es dem britischen Trio auch relativ egal sein, ob sie nun unbedingt kategorisiert oder einfach nur gehört werden. Die Ursprünge sind sicher vernehmbar, aber wie es sich für eine Nachwuchsband gehört wird auch hier aus bewährten Elementen ein eigener Sound kreiert, der zwar nicht zu eigenartig, aber doch angenehm eigensinnig ist.
Von Publikum und Presse durch ihre Livegigs bereits gefeiert, hat sich die Band um Frontfrau JJ Stanness nun auch den Traum vom ersten Album erfüllt: Disgrace verarbeitet eben jene bereits geschilderten Eindrücke zu einem runden, wohlklingenden Erstling, der Freunde melancholisch-kreativer Rocktöne verwöhnen dürfte.
Was bleibt ist der Eindruck, daß KarmaDeva zu jener neuen, noch grenzenloseren Generation junger Musiker gehört, welche zwar ihre Wurzeln nicht verkennen, aber sich auch nicht einengen lassen. Der Geist jener "guten alten Tage" stirbt nicht, sondern beseelt Publikum und Künstler gleichermaßen. Und eben jene Seele ist es, die ein Debütalbum wie Disgrace zu einem Genuß werden läßt.
Tracklist:
01. Feed Your Soul
02. Disgrace
03. Longing
04. Broken
05. Dark Days
06. Diamond
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07. Carry On
08. Forgive Me
09. Sentient
10. Lilac Park
11. Missing A Skin
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Veröffentlichung: 01.08.2008
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