Den Underground supporten ist ja aus Prinzip schon nicht verkehrt... Einfach, weil er es ist, aus dem unsere geliebte Musikkultur erwächst und in dem auch die später einmal "großen" Acts geboren werden... Casting-Opfer nehmen wir mal außen vor, die sind eh in den wenigsten Fällen ernst zu nehmen. Der Underground hat aber aufgrund seiner Beschaffenheit und der Tatsache, dass jede auch noch so untalentierte Band naturgemäß zu dieser Kategorie zählt, einen Nachteil: In ihm schwimmt neben hoffnungsvollen Nachwuchstalenten vor allem viel Grütze, mit der ein Musikjournalist wie ich sich leider auch regelmässig herumschlagen muss. Da freut man sich dann um so mehr, wenn man mit einer Untergrund-Produktion überrascht wird, die einem Topact qualtitativ in nichts nachsteht - Wobei sich Qualität hier sowohl auf das Songwriting als auch auf den Klang bezieht!
Lemuria aus Belgien sind wohl auch nur aus einem Grund auch 10 Jahre nach ihrer Bandgründung noch nicht zur Metal-Elite zugehörig: Zahlreiche Bewechsungswechsel, die zwischenzeitlich sogar in einer Bandauflösung (2006) ihren traurigen "Höhepunkt" fanden.
Erst zwei Jahre später fand man sich wieder zusammen, Lemuria erfanden sich neu. Gründungsmitglieder und auch neue Mitstreiter machten sich daran, das ganze Konzept nicht nur wieder aufleben zu lassen, sondern neu zu definieren. Wo die Band vorher eine Art Death-Folk-Metal machte, hat man sich beim neuesten (dritten) Album dazu entschieden, den Folk in den Hintergrund zu schieben und ein orchestral-episches Konzeptwerk aufzunehmen, welches sich mit der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs befasst.
Musikalisch birgt Chanson de la Croisade dabei ein Klangspektrum, welches professionell und mitreissend sondergleichen ist. Todesmetall trifft Symphonie könnte man meinen. Das gipfelt in komplexen und finsteren Weisen ebenso wie in Songs, welche die Folk-Wurzeln der Band gebührend honorieren, so zum Beispiel Court Music. Jedes Stück erzählt dabei seine eigene Geschichte, selbst das kurze Fields Of Toulouse wirkt wie ein instrumentaler Ausflug in eine Fantasywelt. Wobei Lemuria sich den größten Bombast dann fürs epische Finale in Als Catars aufgespart haben, hier wird nochmal all das aufgerissen, was vorher durch kolossale Songs zementiert wurde.
Das faszierendste an der Sache ist, dass Lemuria dieses fantastische Meisterwerk ganz in Eigenregie aufgenommen und veröffentlicht haben. Wer sich die CD kauft bekommt im übrigen ein edles Digipack mit umfangreichem Booklet. Chanson de la croisade ist ein Album, welches nach fettem Budget und Mainstream-Label klingt - Gerade dadurch entfaltet sich die Underground-Note bei diesem Release um so mehr. Wer auf guten Metal, epische Klänge und Fantasy-/Mittelalter-Flair steht, sollte sich dieses Release auf keinen Fall entgehen lassen!
PS: Zum Abschluss noch ein kleiner Anspieltipp für die Fans des Todes- oder des Schwarzmetalls: The Slaughter Of Innocence ist ganz schön biestig und für manche sicher das Highlight dieser Scheibe. ;)
Trackliste
i. Occitania, Anno 1209
ii. The Cross And The Crusade
iii. The Slaughter Of Innocence
iv. Carchachouna
v. Death & Submission (Requiem Aeternam)
vi. A Coming Storm
vii. Fields Of Toulouse
viii. The End Of A Reign
ix. The Conflict Of Toulouse
x. Court Music
xi. Crusher Of Souls
xii. Als Catars
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Veröffentlichung: 11.11.2010
Stil: Black Metal/Klassik/Metal
Label: Eigenproduktion
Website: www.lemuria.be
MySpace: www.myspace.com/lemuriascrypt
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