Industrial gemischt mit Hip Hop - Das klingt zunächst sehr spannend. HausHetaere versuchen diese scheinbar unvereinbare Kombination hinzubekommen, und sich auch sonst keinen Genre-Grenzen zu fügen, ein nobler Vorsatz, an dem allerdings schon viele Musiker kläglich gescheitert sind. Es hat nunmal auch Gründe, warum es Stilrichtungen gibt, bzw zumindest einen gewissen roten Faden, der sich durch die Musik jeder Band zieht, und sei er auf den ersten Blick auch noch so unscheinbar.
Diesen gemeinsamen Nenner lassen die Stücke auf Syndicate, dem neuen Album des Chemnitzer Duos, aber zum Glück nicht missen. Das hätte auch schwer verwundert, haben sich hier doch zwei äußerst erfahrene und talentierte Musiker zusammengetan: Pedro von Acylum und Nadine (Aengeldust) sind die beiden kreativen Köpfe, die sich hinter dem Namen HausHetaere verbergen.
Nachdem beide schon bei Acylum gemeinsame Schritte gegangen sind gibt es nun also ein waschechtes Debüt für das neue Projekt. Syndicate präsentiert sich dabei allerdings als sehr schwierige Scheibe, die irgendwo zwischen Genie und gewöhnlich wandelt, voller spannender Ideen und Kompositionen, aber auch leider immer wieder mit Lückenfüllern und Längen abgewertet. Das ist schade, denn im Grunde verschenken die beiden Künstler damit große Chancen.
Besonders schade ist das bei Believe, dem Track der eben Electro und Hip Hop am ehesten verbindet. Mit "Gaststar" Joe Rilla hat man sich einen Aggro-Berlin-Freak an Board geholt, der mit seinen Passagen eben auch genau aufzeigt, warum gerade diese Musikrichtung einen dermassen schlechten Ruf hat. Sinnbefreite, platte Textpassagen lassen die von Nadine beschworene Formel "Musik kennt keine Grenzen" ad absurdum laufen, denn hier gibt es halt gute Gründe warum die meisten Gothics, Electroheads, Metaller usw sich klar von dieser Form des Rap distanzieren. Musik ist Geschmackssache und es gibt definitiv guten Hip Hop, aber das war ein Griff ins Klo.
Auf der anderen Seite beinhaltet Syndicate dann wiederum Lichtblicke wie zum Beispiel das Minimal-Industrial-Glanzstück Sunshine Is My Destroyer oder das vermutlich von Spurlos (Letzte Instanz) inspirierte Dreams, ein einfach nur wundervoll arrangiertes Electrowerk.
Im Grunde machen HausHetaere auf ihrem Erstling den gleichen Fehler wie viele andere neue Projekte: Auf Teufel komm raus Innovation zeigen. Viele Ansätze und manche Song-Umsetzungen sind Klasse und zeigen das Potential des Duos. Aggro-Berlin-Geschnetzel hat allerdings in meinen Augen so rein gar nichts im Dark-Electro-Sektor zu suchen, da wird selbst meine sehr weitläufige Toleranzgrenze überstrapaziert.
Trackliste
01. Hetaere
02. The Game
03. Believe (feat. Joe Rilla)
04. Rotes Sofa
05. East & West
06. Rauschgift
07. Sunshine Is My Destroyer (Album Version)
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08. Cold Feel
09. Blutspiel
10. Sky
11. Girls
12. Milieu
13. Dreams
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Veröffentlichung: 19.11.2010
Label: Alfa Matrix
Stil: Electro/Hip Hop/ Industrial
HausHetaere @ MySpace
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