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Verlustprinzip: Lyrische Konstruktionen

Experimental Ambient Electro - Hach ja, manchmal macht es Spaß, Bands einfach mal Etiketten aufzudrücken. Wofür sind wir Pressefutzis sonst auch gut, wenn nicht dazu, Musikern zu erklären wie die Musik heisst die sie machen? Naja ganz so einfach ist es natürlich nicht, in der heutigen Zeit gibt es unendliche Genres und die wenigsten Künstler lassen sich da noch in exakt eine Schublade pressen. So auch Verlustprinzip, das Trio um das es in der vorliegenden Rezension geht. Erwachsen aus einem Ein-Mann-Experiment haben sich hier drei Männer aus Berlin und Leipzig zusammengefunden, um ihre eigene musikalische Vision auszuleben.

Will man einen Vergleich herbeiziehen, mir würde als erstes Relatives Menschsein in den Sinn kommen. Verlustprinzip bewegen sich auf einem ähnlichen Feld wie jene Kultband aus den 90ern, sowohl was die Klangsphären angeht, als auch in der Art wie Stimmgeber Timo seine Texte verfasst und vorträgt. Eine ferne Verwandschaft findet sich auch zu den elektronischeren Stücken von Goethes Erben, der Song Aufschrei der Götter zum Beispiel erinnert in seiner Art stark an Erben-Stücke wie Zimmer 34 oder Teile des blauen Albums.

Dass Verlustprinzip vor allem Inhalte transportieren wollen, merkt man nicht zuletzt am Titel des Debüt-Albums - Lyrische Konstruktionen. Als CD-Box hat die Band ihren Erstling schon vor Monaten veröffentlicht, ab sofort gibt es das Album aber auch als kostenfreien Download unter Creative Commons Licence und vertrieben von afmusic.

Nicht jeder der zehn Tracks überzeugt gleichermaßen. Während das bereits erwähnte Aufschrei der Götter einen schön mechanischen und morbiden Touch hat, Erinnerung durch seine Sanftheit die Textzeilen wundervoll transportiert und der Cano de Gate-Remix von Du und ich ebenfalls knackig wirkt, ist gerade letzterer Song im original zum Beispiel eher gewöhnlich und kaum packend.

Wahrscheinlich sieht das aber jeder anders, wer generell auf experimentelle Musik und tiefsinnige, metaphorische Texte abfährt, sollte sich definitiv mal mit Verlustprinip befassen. Zu entdecken gibt es hier auf jeden Fall einiges, Lyrische Konstruktionen besticht eben gerade auch dadurch, dass man die enthaltene Musik nicht nebenher konsumieren kann, sondern sie verinnerlichen sollte, um sie zu erfassen. Auditive Kunst darf und sollte eben auch herausfordern, statt nur zu berieseln.

Trackliste
01. Der Weg
02. Chemischer Rausch
03. Erinnerung
04. Der Hauch auf weißem Papier
05. Im Moment des Glücks
06. Du und ich
07. Aufschrei der Götter
08. Du und ich (Rmx by Cabo de Gata)
09. Der Weg (Ambient Remix)
10. Erinnerung (Meditativ)

Veröffentlichung: 12.11.2010
Kostenfreier Download: afmusic.de
Verlustprinzip @ MySpace

Cover

11/11/10 by Otti

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