Dass die Musikbranche voll ist von kreativen Köpfen mit enormer Schaffensenergie ist wohl
kaum eine sonderlich tiefgründige Feststellung. Dennoch scheint es unter den
Musikschaffenden den einen oder anderen zu geben, dessen Output in besonderem Maße
sprudelt. Aktuell kann man dazu wohl auch den Týr-Frontmann Heri Joensen zählen,
der sich neben seinem überaus erfolgreichen Hauptprojekt mit der hier vorzustellenden
Formation Heljareyga eine Herzenswunsch erfüllt hat. Im Grunde könnte man es fast
ein Solo-Projekt nennen, denn Joensen ist es, dessen musikalische und lyrische Werke hier
aufgenommen wurden. Drei Jahre verbrachte der Týr-Sänger damit fünf epische Stücke
zu komponieren, die komplett in faröisch gehaltenen Texte zu schreiben und letztlich
Musiker zu suchen, die mit ihm gemeinsam Heljareyga Leben einhauchten.
Auf den Faröer Inseln gibt es Löcher im Steinbett nahe dem Ufer durch welche die Brandung
bei Flut oder schlechtem Wetter aufsteigt. Manche dieser Löcher haben nur einen
Durchmesser von zehn Zentimetern, andere widerum sind so groß, dass ein Mensch
hineingehen könnte. Im traditionellen Glauben der Faröer handelt es sich bei diesen
Löchern um Wege nach Hel, der Unterwelt und zu ihrer gleichnamigen Göttin. Die Faröer
nennen diese Löcher Heljareyga und Heri Joensen empfand diesen Namen als ideal, um
dem episch-lyrischen Inhalt seines Projektes Ausdruck zu verleihen. Man mag bei nur fünf Songs
im ersten Moment eher an eine EP, denn an ein vollwertiges Album denken, doch in diesem
Fall ist keines der fünf Stücke kürzer als acht Minuten und so bringt es
Heljareyga auf eine Gesamtlänge von fast 48 Minuten. Dabei erinnern die Stücke
natürlich allesamt an Týr, weil sie nun mal aus der Feder des Týr-
Masterminds entsprungen sind und dennoch sind die Unterschiede deutlich spür- und vor
allem hörbar. Heljareyga ist progressiver, die Songs sind in ihrer Struktur
deutlich vielschichtiger. Tempi- und Melodiewechsel sorgen für Abwechslung und verleihen
den Tracks eine höhere Komplexität ohne dabei an Eingängigkeit einzubüßen.
Dass Heljareyga mit Heri Joensen als Kopf kein Newcomer-Projekt sein kann und auch
nicht wie eines klingt, dürfte niemanden überraschen. Viel mehr taucht man ein in eine
professionelle Produktion, der man mit jedem Ton die Liebe und Energie anhört, die
investiert wurde. Heljareyga ist ein episches Projekt aus Herzblut und
musikalischer Leidenschaft, das große Berechtigung hat, mehr als nur ein Seiten-Projekt
zu sein und Liebhaber von progressivem Viking Metal begeistern dürfte. Ich kann versichern, dass mir bisher nie der Gedanke kam, dass es schade sei, dass ich dem Faröischen nicht mächtig bin. Dies gehört nun der Vergangenheit an.
Trackliste:
01. Regnid
02. Heljareyga
03. Lagnan
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04. Feigdin
05. Vetrarbreytin
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Veröffentlichung: 29.10.2010
Heljareyga @ MySpace
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