Manche Bands scheinen einen schier unbremsbaren Schaffensdrang zu haben - dazu gehört
ganz klar auch Rabenschrey. Die Mittelalter-Metal-Kombo aus Nordrhein-Westfalen
wurde vor zehn Jahren gegründet und mit dem neuen Longplayer Exzessivus veröffentlicht
die Band bereits ihr neuntes Studio-Album. Eine reife Leistung, die Donar von Rabenschrey
da mit seinen Musikerkollegen abliefert. Zumal Exzessivus mit 16 Songs und einer
Länge von über 57 Minuten nun auch durchaus eine Hausnummer im Umfang darstellt.
Die Songs auf Exzessivus könnten zum Teil unterschiedlicher kaum sein. Eben noch
hat man bei Heiden tanzen Lust auf fröhliches Hüpfen in mittelalterlicher Athmosphäre bekommen, wird man bei einer Nummer wie Der Kreis unweigerlich an Rammstein erinnert. Bilder auf die Haut - als musikalische Ode an die Kunst des Tätowierens, stimmt dann widerum ganz andere, athmosphärischere Klänge an. In eine ähnlich intensive Kerbe schlägt später auch Drachenboot, während das darauffolgende Kraftvoll wieder die Rammstein-Assoziationen auf
den Plan ruft. Wünsch dir was greift mit humorigen Lyrics das Thema "Bück dich,
Fee" auf, während Die Kirche brennt wohl bei jedem Erinnerungen an den
Extrabreit-Klassiker Hurra, Hurra die Schule brennt heraufbeschwören
dürfte. Geschöpfe der Nacht und noch eindringlicher Strauch aus Dornen
wandeln eher auf gothischen Spuren und wissen beide zu gefallen und überzeugen. Wenn der
Rausschmeißer Stumpf mit Industrial-angelehnten minimalistischen Elektro-Klängen
startet, traut man als Hörer erstmal seinen Ohren kaum. Schnell stellt sich Stumpf
jedoch als Persiflage heraus, einerseits beruhigend, andererseits für mich nur halbwegs
überzeugend. Was durchweg erhalten bleibt ist die immer wiederkehrende Flöte und Donars
intensive Stimme. Was widerum fehlt ist die leichtgängige und freudvolle Musik der
vergangenen Tage, die man nicht immer, aber bei manchen Songs doch herbeiwünschen würde.
Ein Fazit zu Exzessivus fällt mir im Gegensatz zu sonstigen Rezensionen
durchaus nicht ganz leicht. Einerseits gehen Rabenschrey konstant ihren
musikalischen Weg weiter, sie klingen satter, härter und noch düsterer. Die folkigen
Anteile rücken erkennbar in den Hintergrund, die Riffs werden wuchtiger. Ein neues
Studio, ein neuer Drummer und ein neuer Gitarrist - die frischen Einflüsse sind deutlich
hörbar. Andererseits dürften Fans der ersten Stunde die Entwicklung der Band sicherlich
als eine Herausforderung sehen und nicht jeder wird in Exzessivus sein Glück
finden. Die Vorstellung Rabenschrey mit solchem Material noch auf
Mittelaltermärkten zu bewundern, scheint beinahe absurd. Denen jedoch, die sich schon mit
der letzten Scheibe Unvollkommen anfreunden konnten, wird Exzessivus große
Freude bereiten. Wer Rabenschrey hingegen bisher sträflicherweise gar nicht kennt
und mit Neuer Deutscher Härte oder Metal mit Folk-Anteilen grundsätzlich etwas anzufangen
weiß, der sollte Exzessivus ganz unvoreingenommen sein Gehör schenken und
geniessen.
Trackliste:
01. Intro
02. Laufe
03. Heiden tanzen
04. Der Kreis
05. Bilder auf die Haut
06. Puppenspieler
07. Veris
08. Halt mich fest
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09. Drachenboot
10. Kraftvoll
11. Wünsch dir was
12. Die Kirche brennt
13. Geschöpfe der Nacht
14. Ich hasse euch
15. Strauch aus Dornen
16. Stumpf
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Veröffentlichung: 24.09.2010
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