Deine Lakaien: Indicator

Fünf Jahre ist es nun her, dass Veljanov und Horn ihr letztes Studio-Album April Skies veröffentlicht haben. Erst kurz danach habe ich meine journalistische Tätigkeit begonnen und Nightshade um einen (damals als Nebenbereich gedachten) Magazinteil erweitert. Seitdem wartete ich sehnsüchtig auf eine neues Album von Deine Lakaien, der Band die meine Jugend und mein Leben inspiriert hat wie kaum eine andere. Es ist die Kombination aus Alexander Veljanovs göttlicher Stimme, den kompositorischen Meisterwerken von Ernst Horn und den unvergleichlich emotionalen Lyrics, welche diese Band seit jeher zu einer Ausnahmeerscheinung macht. Mitte September nun hat das Warten ein Ende: Indicator heisst das zutiefst ersehnte Album, ein Album welches zunächst vor allem überrascht.

Indicator kehrt ein wenig zurück zu den Wurzeln - Weg von tanzbarer Populärkultur und hin zu avantgardistischen, auf Emotion und Ekstase aufgebauten Komposita. Das wirkt zunächst seltsam, schienen die Lakaien doch bei ihren letzten Werken immer auch einen dezenten Blick auf Hitparadentauglichkeit zu werfen. Hier jedoch geht es weniger um Erfolg, vielmehr bedienen uns die beiden Künstler mit spritzigen, experimentellen Stücken, die vor allem diejenigen glücklich machen dürften, welche Deine Lakaien schon vor der Kasmodiah verehrt haben. Stücke wie Who´ll Save Your World leben vom virtuosen Zusammenspiel zwischen Horns komplexen Arrangements und Veljanovs Gabe, sein Stimmwerkzeug bis zur letzten Nuance auszureizen. Auch ansonsten zeigen sich Deine Lakaien hier von einer ungewohnt verspielten Seite. Mehrfach wechselt die Sprache der Lyrics innerhalb eines Songs, oftmals bewegen sich die Klänge auf einem Meer von wavigen, poppigen und nahezu psychedelischen Elementen, um dann zu für die Band typischen oder auch untypischen neuen Klangebenen zu reifen.

Es mag komisch klingen, aber Indicator ist für mich ein wenig auch Aussöhnung mit den Helden meiner Jugend. Ich habe die Musik der Lakaien immer geliebt, war aber Ende der 90er etwas geknickt, als sich vor allem Alexander ein wenig sehr von uns, dem schwarzen Publikum abgewand und in Richtung "Erfolg" geschielt hat. Zwar bin ich bei solchen Dingen nicht sonderlich nachtragend, dennoch fehlte mir seither das Herz dessen, was ich an dieser Formation immer geliebt habe, es war eine gewisse Distanz gewachsen. Indicator ist pure, ehrliche Musik, manchmal etwas anstrengend, dann wieder eingängig und gefühlvoll... Das sind Deine Lakaien wie ich sie liebe!

Veröffentlichung: 17.09.2010