Was für ein spätpubertärer Rotzlöffel! Betty Blitzkrieg ist das Pseudonym eines jungen Musikers, dessen "Kunst" es zu sein scheint, Fäkalsprache mit "Tun-Wörtern" und verdrehtem Satzbau zu einem auf Provokation ausgelegten Stilmittel zu verbinden. Selbstbeweihräucherung und Arroganz in den Texten runden das aufs erste Hinhören plumpe Bild des Pop-Provokateurs ab, während musikalisch eine recht simple aber treibende Mischung aus Gitarren- und Elektroklängen den Klangteppich bietet.
Eigentlich könnte man Voodookind, das Debüt des Protagonisten mit dem seltsamen Namen, auch gleich wieder zur Seite legen. Aber da ist etwas, was durch diese banale Fassade hindurchschimmert. Ist es eine gesunde Portion Selbstironie, das Wissen, daß Betty Blitzkrieg sich selbst nicht wirklich ernst nimmt? Oder die eingängen Tanzrhytmen (z.B. bei Es macht mich aufstehen)? Gibt man dem Album eine Chance, entdeckt man jedenfalls mehr Tiefe, als die Sprachkulisse auf den ersten Blick vermuten lässt, und vor allem viele Partysongs, die ein wenig in der Tradition von Ascii Disko wandeln...
Und abseits der Stimmungskracher beweist Betty mit dem businesskritischen Affengeschäft und dem fast schon in sich kehrenden Geblasen in den Wind, daß Nachdenklichkeit und Banalität nur in Einklang wirklich existieren können, einen aufrüttelnden Kontrast bilden. Hört man sich Vodookind bewusst an, dann entdeckt man viele Anspielungen und Persiflagen auf die moderne Rock- und Popwelt - Betty Blitzkrieg singt von "Kacke" und "Ärschen", als ob es da auch Zusammenhänge gibt? Die Antwort darauf ist wohl geblasen in den Wind - Oder ein kleiner Sturm in einer musikalisch schnöden Wirklichkeit.
Tracklist:
01. Intro (Raten sie mal das Gewicht)
02. Wir feiern anders
03. Ärsche und Titten
04. Küss mich
05. Es macht mich aufstehen
06. Ze Glam vs. Westbam
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07. Affengeschäft
08. Böse Sachen
09. Der Sheriff
10. Sie schreien Blitzkrieg
11. Mutter
12. Geblasen in den Wind
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Veröffentlichung: Ende Mai 2009
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