Gerade die schwarze Szene krankt von Zeit zu Zeit immer mal an Mangel von Innovation und frischem Blut. Klar, es gibt viel guten Nachwuchs, doch wir Gruftis sind schon von Natur aus Nostalgiker, die gelegentlich vergessen wieviel schöne Musik es eigentlich in der Welt gibt. Zum Glück gibt es da auch Ausnahmen, so zum Beispiel Danse Macabre, die mit unnachgiebigem Eifer und auch weit östlich der üblichen Fanggebiete auf Künstlerjagd gehen, und dabei manch exotisches aber eben auch vielversprechendes Exemplar erlegen. Jüngstes Beutestück einer solchen Safari ist der russische Künstler Roman Rain. In seiner Heimat bereits unter den Dunkelromantikern etabliert, möchte er nun auch die Herzen hierzulande erobern - Das selbstbetitelte Debüt Roman Rain stellt hier die Speerspitze dar.
Eine Art "Best Of", gemischt mit dem neuesten (in Russland erschienen) Werk stellt der Künstler uns zur Verfügung, so kann der geneigte mitteleuropäische Hörer sich gleich ein Gesamtbild seines bisherigen Schaffens machen. Eine gewisse Seelenverwandschaft mit den Leuten von Gothika, deren Album Album ZeitGeist im Herbst letzten Jahres ebenfalls bei Danse Macabre erschien, ist dabei obligat. Ähnlich ungewohnt und fremdartig kommt Roman Rain daher, mischt leicht exotisch anmutende Melodien mal mit seichter Melancholie, mal mit strukturierten Pop-Attitüden.
Vom westlichen Wave inspiriert zeigt sich dabei zum Beispiel der Ohrwurm The Cradle Of My Craving, eher sphärisch hingegen erklingt dann ein Veter Moi. Und so könnte man weiter Stilfacetten in jedem einzelnen Song entdecken, selbst EBM-Grundtöne schwelen unter manchen Stücken wie z.B. Kukla.
Doch trotz all dieser vertraut anmutenden Konstrukte ist Roman Rain sehr speziell. Das liegt wohl hauptsächlich an seinem Gesangsstil, welcher auf keinen Fall schlecht ist, aber oftmals so ungewohnte Aspekte annimmt, dass man sich darauf einlassen muss. So ist es schwierig, das Album neutral zu bewerten - künstlerisch hochwertig ist es auf jeden Fall, und Roman Rain wird sicherlich einige Anhänger in unseren Gefilden finden. Auf der anderen Seite sind nur wenige Stücke auf diesem Debüt "massentauglich" genug, als dass hier ein kommerzieller Volltreffer zu erwarten wäre. Eigentlich schade.
Trackliste
01. Uletaju
02. Umerla
03. Moj Ubijca
04. Kukla
05. Prinzessin der Träume
06. Noch´-Devochka-Noch´
07. Stanu peplom
08. Salomeja
09. The Cradle Of My Craving
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10. Angel
11. Zerkala
12. Koroleva
13. Piero
14. Veter Moi
15. Vashe Sovershenstvo
16. Malchik Lay
17. Rekviem
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Veröffentlichung: 04.06.2010
Roman Rain - Website
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