Diese Band ist ein mutiges Kuriosum: Ad Inferna, 1996 unter dem Namen De Profundis in Frankreich gegründet, machen das was viele Bands gerne proklamieren: Schubladen zerstören und auf Konventionen scheissen. Die Umbenennung hat sicher ganz nüchterne Hintergründe, der ursprüngliche Name ist einfach zu oft belegt. Da gibt es zum einen eine Metalcombo aus Großbritannien und ein Mittelalterprojekt, bei dem niemand anderes als der ehrwürdige Prinz Hodenherz (aka Benjamin Metzner) von Feuerschwanz eine zweite Inkarnation als "Steyff der Blaue" aufweist.
Ad Inferna jedoch haben sich durch ihre Umbenennung einen unverbrauchten Namen zugelegt, aber das ist ja soweit nicht ungewöhnlich. Krasser ist der stilistische Wandel, den die Band im Laufe ihrer Geschichte durchgemacht hat. Früher allenfalls als Metal-Combo aktiv, stürzte sich das zum Trio geschrumpfte Ensemble hungrig auf die vielfältigen Möglichkeiten der EBM- und Industrial-Welt, nicht jedoch ohne sich gleich noch Trance- und Techno-Einflüsse zu verinnerlichen. Neuestes Resultat dieser Entwicklung ist das soeben bei Ionium Records erschienene Album Hèroine.
Wie der Untertitel schon andeutet handelt es sich bei Hèroine (Revisited Trance und Tanz) um ein Remix-Album, welches vornehmlich Stücke vom letztes Jahr erschienenen Trance :N: Dance aufbereitet. Der Fokus liegt dabei auf verstärkter Club-Präsenz - Tanztauglichkeit kann man wohl keinem der enthaltenen Stücke absprechen. Fans wird es freuen, dass es gleich drei neue Varianten von SM 4 SM (Sexual Music for Secual Mass) enthält, wobei unter anderem die mexikanischen Helleelectro-Ikonen von C-Lekktor eine sehr kraftvolle Version des Songs geschaffen haben. Auffällig ist insgesamt auch, dass die Franzosen verspielter und mehr auf Melodie bedacht zu sein scheinen, als viele andere Vertreter der Musikgattung. Der Suicide Girl "Hèroine" RMX und auch die "Klub"-Version von You As My Own Drug sind wundervolle Beispiele dafür, das Trance-Elemente und reduzierte Beats dem dunklen Elektro einen angenehm frischen Anstrich geben. Kompositorisches Highlight ist jedoch Metamorphose "for Klubs" - eine brilliante Mischung aus eingängiger Melodie und geschickt darin verwobenen Vocals macht den Track zu einem Tanzflächen-Kracher, der nicht nur in der schwarzen Szene gefälliges Gehör finden dürfte.
Bei allem Lob gibt es aber auch leider einen (einzigen) Ausfall zu vermelden: Ad Inferna haben zusammen mit Mickey Noise den Klassiker Fade To Grey von Visage gecovert, leider trotz vielversprechendem Anfang ein eher farbloser, arg minimalistischer Versuch der zwar viele nette Ansätze birgt, letztlich dem Original aber nicht gerecht wird. Sieht man davon ab haben die Ex-Metalheads von Ad Inferna hier ein wunderschönes, unkonventionelles Album voller elektronischer Perlen hervorgebracht. Hèroine gehört in jeden gut bestückten DJ-Koffer und wirkt auch als Heimbeschallung äußerst intensiv.
Trackliste
01. Injektion
02. Suicide Girl "Hèroine" RMX
03. Transcendez l´Extase "Extatik" RMX
04. Vertige "Klub" RMX
05. SM 4 SM "Mega" RMX
06. You As My Own Drug "for Klubs"
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07. Redemption "DJ Edit"
08. Metamorphose "for Klubs"
09. Fade To Grey * [Mickey Noise vs Ad Inferna]
10. SM 4 SM [Supreme Court RMX]
11. SM 4 SM [C-Lekktor RMX]
12. Vertige "Hitchcock Remix" [Colony 5 RMX]
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Veröffentlichung: 03.05.2010
Ad Inferna - Website
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