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Kaum eine Band, über die wir hier regelmäßig berichten, erfährt aktuell soviel mediale Aufmerksamkeit und ist derzeit so sehr Thema von
ausschweifenden Diskussionen wie Unheilig. All das war im letzten Jahr, als das neue Album und die damit
verbundene Tour angekündigt wurde und ich meine Karten bestellte noch nicht so abzusehen. Was ich für mich jedoch klarstellen muss: es hätte auch
keinen Unterschied gemacht! Ich verstehe jene Bedenken, die langjährige Fans haben, verstehe es, wenn man ob der Auftritte bei Big Brother, The
Dome oder auch im ARD Morgenmagazin skeptisch die Stirn runzelt und einen scheinbaren Ausverkauf fürchtet - was ich nicht verstehe ist, warum man
sich als Konsequenz von einer Band abwenden will, die seit so langer Zeit unser Leben bereichert. Darum halte ich es eher mit Unheilig´s Hört mein Wort: "Legt eure Waffen nieder, wir singen dunkle Lieder die ganze Nacht...".
Und so war es auch keine Frage für mich, dem örtlich so nahegelegenen Tourauftakt der Grosse Freiheit-Tour in Bochum am 19. März
beizuwohnen. Zumal die beiden angekündigten Supports Zeromancer und besonders Diary of Dreams für mich ein weiterer überzeugender
und erfreulicher Grund waren, die kurze Reise nach Bochum anzutreten.
Diary of Dreams
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In Erwartung von mehr Andrang als bei vergleichbaren Konzerten, war ich mit Begleitung in Form einer Freundin dann auch bereits gegen 17Uhr vor
der Halle, obwohl der Einlass erst um 19 Uhr beginnen sollte. Dies stellte sich auch durchaus als weise Entscheidung heraus, denn selbst zu diesem
Zeitpunkt hatten sich schon zwei stattliche Schlangen vor den Türen des RuhrCongress Bochum gebildet. Selbige nahmen im Laufe unserer Wartezeit
Längen an, deren Ende wir überhaupt nicht mehr erblicken konnten und so schien mir schleierhaft, wie es möglich sein sollte, den Einlass bis zum
Konzertbeginn tatsächlich durchzubekommen. In der Warteschlange offenbarte sich dann bereits, was sich auch später im Konzert erweisen sollte:
Viele neue Fans waren zum Konzert gekommen und lockerten den sonst so schwarzen Eindruck der Fan-Massen, die aber ganz eindeutig immer noch den
überwiegenden Anteil an Konzertbesuchern ausmachten. Durch nette Gespräche zwischen den Wartenden wurde dann auch die Zeit bis zum Einlass
kurzweilig gestaltet und das Wetter hatte trotz kühler Temperaturen ein Einsehen mit uns und verschonte uns mit dem Regenguss, der sich durch
allzu dicke schwarze Wolken immer mal wieder ankündigte. Besonders in Erinnerung blieb mir im übrigen eine reizende, 71jährige Dame, die sich an
der Schlange vorbei nach vorn mogeln wollte - was ihr in diesem Alter wohl eindeutig auch gestattet ist - und deren Vorfreude auf das Konzert
durch das stolze Vorweisen ihres Tickets unter Beweis gestellt wurde. Ganz in schwarz gekleidet, erblickte ich sie dann auch später während des
Konzertes zwischen den begeisterten Anhängern wieder und so gab sie meiner Hoffnung Auftrieb in dem Alter auch noch so bewundernswert fit zu sein
und das Leben noch in vollen Zügen zu geniessen!
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Pünktlich 19 Uhr startete dann auch der Einlass, der sehr ordentlich vonstatten ging und trotz intensiver Sicherheitsüberprüfungen auch geschwind
seinen Lauf nahm. In der Halle angekommen, begaben sich die meisten Anwesenden zu den Garderoben, um Jacken abzugeben und bevölkerten das Foyer,
in dem später eine Autogrammstunde mit dem Grafen angesagt war. Mir war jedoch die gute Sicht beim Konzert und auch das Erleben der Vorbands ein
absolutes Bedürfnis und so entschieden wir uns, dem Gedränge zu entfliehen und stattdessen in der Halle sofort unseren Platz in der ersten Reihe
zu suchen. Dort brachten wir gut gelaunt und in erwartungsfroher Haltung die Zeit bis zum Auftritt von Zeromancer hinter uns, der pünktlich
um 19:30 Uhr startete. Wie erwartet legten Zeromancer eine energiegeladene Show hin und begeisterten mit Krachern wie Clone Your
Lover und Sinners International. Nach Sinners International entledigte sich der verschwitze Alex Møklebust dann auch zur Freude
diverser Damen seines T-Shirts und rockte "oben ohne" weiter. Mit Doctor Online und It sounds Like Love (But It Looks Like Sex)
neigte sich die eine gute halbe Stunde dauernde Show von Zeromancer dann leider schon dem Ende zu. Schade, dass so wenig Konzertbesucher
den Auftritt der Norweger geniessen konnten, weil sich im Foyer der Halle wohl immer noch alles um die Autogramme des Grafen drehte.
Es folgte erwartungsgemäß eine Umbaupause, nach der dann Diary of Dreams die Bühne enterten. Von mir besonders sehnsüchtig erwartet,
starteten Adrian & Co. mit The Wedding und ich war vom ersten Moment an begeistert und überglücklich so wundervoll traurig sein zu dürfen.
Neben neueren Stücken wie King Of Nowhere wurden auch ältere Songs wie Amok gespielt und somit ein schöner, wenn auch zu kurzer
Überblick über das Diary of Dreams-Schaffen gewährt. Ganz besonders im Gedächtnis bleiben wird mir wohl Traumtänzer. Eine Nummer,
die ich immer mochte, die aber live in diesem Fall einen so besonderen Reiz bekam, mir die Kehle zuschnürte, Erpelkruste verursachte und auch
meine Augen zum Glitzern brachte - Danke!
Unheilig
Inzwischen hatte sich auch die Halle gefüllt und die Umbauarbeiten zum Unheilig-Bühnenbild wurden mit
Neugier beobachtet. Passend zur Grossen Freiheit war das Schiff vom Album-Cover Mittelpunkt der Bühne.
Große weiße Kerzen in wunderschönen Halbbögen ergänzten die typische Unheilig-Bühnenausstattung. Mit der
leisen Einspielung von Songs wie Hildegard Knef´s Für Mich Solls Rote Rosen Regnen und Hans Albers´ Auf der Reeperbahn Nachts um Halb
Eins wurde die Spannung gesteigert und das mitsingende Publikum auf die Reise zum Meer eingestimmt. Die Ankunft des Grafen wurde durch Video-
Einblendungen auf großer Leinwand und musikalisch mit Das Meer vorbereitet. Dann erklang Seenot, der Graf stürmte energiegeladen auf
die Bühne und ein wunderbarer Abend fand seine Fortsetzung. Selbstverständlich lag das Gewicht vor allem auf den neuen Songs und so gab es neben
dem Titelsong zu Grosse Freiheit auch Für Immer, Schenk Mir Ein Wunder, Unter
Feuer, Halt Mich, meinen Lieblings-Kracher Abwärts und Unter Deiner Flagge zu hören. Letzterer war erwartungsgemäß eines
meiner persönlichen Highlights - einfach ein wunderbarer Song, der mir auf dem neuen Album vom ersten Moment an unter die Haut gegangen ist.
Zwischen den Songs gab es immer wieder kleine liebevolle Video-Einspielungen, die die erzählten Geschichten untermalten. Selbstverständlich kamen
auch ältere Stücke zum Einsatz, wenn auch mit Sage Ja! eine sicher erwartete Nummer nicht erklingen wollte. Entschädigt wurde man durch
Feuerengel, Maschine, Lampenfieber oder auch Kleine Puppe. Astronaut sorgte bei mir noch einmal für besondere
Freude, auch wenn beim Publikum der Text nicht immer als schöner Chor klappte. Ebenfalls nicht fehlen durfte An deiner Seite, das hingegen
vom Publikum am lautesten mitgesungen wurde, weil hier auch bei den neuen Fans jedes Wort einfach saß. Selbiges galt natürlich auch für den
aktuellen Song-Überflieger Geboren Um Zu Leben, der unabänderlich das Ende das Konzertes einläutete. Die letzten Klänge des Abends wurden
dann durch Mein Stern bestritten - bei dem der Graf an Board seines Schiffes ging und eine Unheilig-Flagge schwenkte.
Der Graf, dem man seine übliche Nervosität, vielleicht auch anhand der kontrovers diskutierten Entwicklungen, ein wenig anmerkte, schien über alle
Maßen erleichtert, dass ihm die Fans in der Halle den Beginn seiner Tour so leicht gemacht hatten. Auch wenn ich im Nachhinein von einigen Fans
Klagen hörte, dass keine richtige Stimmung aufkommen wollte, kann ich diese Beobachtung zumindest aus der ersten Reihe nicht teilen. Tränen in den
Augenwinkeln, überglückliche Pärchen in inniger Umarmung, jubelnde Fans und ein gerührter Graf ließen mich selig zurück und bescherten mir einen
wundervollen Abend, der bei mindestens einem weiteren Konzert auf der Tour - für das die Karten schon gekauft sind - hoffentlich seine Fortsetzung
finden wird. Danke Unheilig - ich freue mich auf euch!
Bildergalerie vom Abend
Unheilig.com
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