Fast zwei Jahre nach Auf dem Weg in deine Welt melden sich eine Band zurück, welche anscheinend immer für eine Überraschung gut ist: Die Rede ist von Eisheilig.
Unter dem Titel Imperium prangern Dennis, Till, Markus und Dominik aktuelle Mißstände, die Macher der Wirtschaftskrise und den kriegerischen westlichen Imperialismus stärker an, als man es von der Bochumer Truppe erwartet hätte. Und nicht nur inhaltlich haben sich Eisheilig stark verändert, auch musikalisch klingen die Eisheiligen, als hätten sie sich vollkommen neu definiert.
War der Grundtenor beim Vorgänger noch sehr rockig, und erinnerte stark an Bands aus der Ecke der "Neuen Deutschen Härte", klingt Imperium extrem nach einer aufpolierten Reinkarnation Laibach´schen Schaffens. Zwar kommen immernoch pressende Gitarrenriffs zum Einsatz, wie zum Beispiel bei Krieg dieses Planeten, doch sind Synthies und auch markante, schleppende Drumpassagen stark in den Vordergrund gerückt. Auch der dunkle, eben an Milan Fras erinnernde Gesang wirkt zunächst befremdlich, wurde aber ganz bewußt von der Band so eingesetzt, um jene düstere, bedrohliche Stimmung zu unterstreichen, die Imperium durchzieht wie ein Teppich aus kapitalistischen, klebrigen Tentakeln.
Besonders Zeitgeist zeigt dann auf, wohin Eisheilig den Blick des Zuhörers drängen wollen, auf die überaus bedrohliche Macht dessen, was momentan um uns herum geschieht. Aber auch Lauft spricht hier Bände, zeichnet ein ganz klares Bild des makaberen ewigen Laufes einer Maschinerie, die uns irgendwann in den Untergang reissen muss, und an deren Fortlauf wir uns doch all zu bereitwillig beteiligen.
"Vorsicht vor jeder Wahrheit, vorsicht Du bist nicht frei!" - Die einleitenden Zeilen bei Tanzt das Kapital sind es dann letztlich, die alles auf den Punkt bringen. Mach die Augen auf, und erkenne die Illusion, stell dich dem Imperium, und besiege es... Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Eisheilig haben die Schnauze voll von Leuten die wegsehen und blind in den Untergang tanzen.
Es ist erfrischend und bedrückend zugleich, wie sich Eisheilig weiterentwickelt haben. Nicht jeder alteingesessene Fan wird vor Begeisterung vom Stuhl kippen, gerade Aufgrund des signifizant überarbeiteten Stils. Doch der Mut und die Eigenständigkeit, die die Band mit diesem Schritt beweisen, unterstreichen die Authentität eben desselben. Hier wird nicht auf den kommerziellen Erfolg geschaut, Imperium soll selbst diesen kritisch durchleuchten, und ist somit vielleicht eines der ehrlichsten Alben, die in letzter Zeit erschienen sind.
Trackliste:
01. Imperium der Schande
02. Lauft
03. Tanzt das Kapital
04. Erben der Erde
05. Das letzte Gericht
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06. Krieg dieses Planeten
07. Zeitgeist
08. Blut der Wölfe
09. Now We Leave
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Veröffentlichung: 18.09.2009
Eisheilig - Website
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