Als ich den Namen Das-Kollektiv.net zum ersten Mal hörte, musste ich zugegebenermaßen zunächst an die Borg denken. Also jene Drohnen aus Star Trek, welche durchweg einer großen Gemeinschaft, also einem Kollektiv, angehören, mit einem gemeinsamen Bewußtsein denken und versuchen das gesamte Universum zu assimilieren.
In der Tat erinnert bei Das-Kollektiv.net auch das eigenwillige Artwork leicht an jene Gegner von Captain Picard und seiner Crew, es gibt keine Bandmitglieder sondern durchnummerierte Kollektiv-Einheiten und die namensgebende Website wirkt ähnlich bedrohlich und verwirrend wie das Innere eines Borg-Cubus. Lauscht man dann aber der Musik des Kollektivs und hebt sie aus dem visuellen Kontext heraus, verwischen nahezu alle Star Trek-Assoziationen.
Zumindest auf dem aktuellen Album Eichenriegel klingen Das-Kollektiv.net zwar nach synthetischer Popmusik, verpacken in ihren Klanggebilden aber überraschend emotionale und menschliche Gedanken, die sie zu tiefgreifenden Lyriks formen. Der Clou dabei ist allerdings, daß neben den passenden Programmings auch die Stimmen variieren, die Gesänge kommen nämlich immer mal wieder von verschiedenen der "Einheiten", was zu einer angenehmen Vielschichtigkeit innerhalb der Songs führt.
Dies und die kreative Programmierung führt dazu, daß man sich in einer Musikwelt wiederfindet, welche irgendwo zwischen And One und Oomph! zu existieren scheint, ständig mit diesem Moll-Unterton der die dunkle Herkunft von Das Kollektiv.net gebührend unterstreicht. Dabei bewegt sich das Projekt zwischen kraftvollen und aggressiven Stücken wie Wut und sanftmütigen, fast romantischen Melodien, etwa bei Moment.
In einer Zeit, in der das Synthie-Pop-Genre leider maßlos überlaufen ist fallen Das-Kollektiv.net mit Eichenriegel in zweierlei Hinsicht positiv auf: Musikalisch birgt die Combo einige interessante und neu klingende Konzepte, auf der optischen und inhaltlichen Seite wirkt die SciFi-Kulisse ungewöhnlich und spannend. Aber das ist auch der kleine Wehrmutstropfen, beide Aspekte wollen einfach nicht so recht zusammenpassen und wirken ein wenig zu widersprüchlich. Wem das aber egal ist, der sollte sich sowohl Eichenriegel zulegen als auch das kostenlose Download-Album Das was bleibt hat keinen Namen beachten. Mit genug Offenheit kann man hier unter Umständen unendliche Weiten entdecken...
Trackliste:
01. gottverlassen
02. letzter zeuge
03. wut
04. SPLITTER
05. was kommt dann?
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06. moment
07. grenzland
08. tief im herzen eichenriegel
09. siehe deine seele
10. die stimme
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Veröffentlichung: 25.09.2009
Das-Kollektiv.net - Website
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