Die "Sehnsucht" ist mit Sicherheit eines der Themen, die Künstler und Musiker am häufigsten als Grundlage für ihre Werke nehmen. So haben Rammstein zum Beispiel bereits 1997 ein Album unter diesem Titel veröffentlicht, und auch das neueste Lacrimosa-Werk hört auf eben jenen Namen. Stereomotion hat nun zwar die Schreibweise etwas abgewandelt, nichtsdestotrotz ist offenkundig, daß auch dieser Künstler mit seiner 3. CD Sehn:Sucht sich ganz und gar jenem mal erfüllenden, mal verzehrenden Gefühl widmet, welches Quelle scheinbar unergründlicher Facetten des menschlichen Wesens zu sein scheint.
Hinter dem Pseudonym Stereomotion steckt der junge und talentierte Electro-Künstler Florian Jäger. Mit seinem Projekt gehört er sicher nicht zum Mainstream der deutschen Industrial- und Futurepop-Szene, dennoch hat er sich in seiner jungen Karriere schon einen beachtlichen Fankreis erarbeitet. Einen großen Dancefloor-Kracher konnte er dabei zwar noch nicht landen, weswegen man seine Musik allerdings nicht unterschätzen sollte. Tatsächlich scheint es, zumindest wenn man sich Sehn:Sucht verinnerlicht, daß er es auf einen solchen auchnicht unbedingt abgesehen hat.
Vielmehr beschreibt er das Album im Booklet als eine Abrechnung, als Befreieung von den Dämonen seiner Vergangenheit. So prägt bereits der Opener Lernen durch Verlust durch seine kurze, aber unter die Haut gehende Emotionalität jenes Bild eines Menschen, der durch so manche innerliche Hölle gehen musste. Diese Metapher zieht sich wie ein roter Faden durch sämtliche Verse von Sehn:Sucht. Stereomotion nimmt den Hörer mit in eine Welt voller Ohnmacht und Angst, aber auch Hoffnung und (manchmal schmerzerfüllter) Leidenschaft, wobei man sich nie ganz sicher sein kann, welche dieser Gefühle nun Geborgenheit bieten und welche wirklich nur noch erdrückend wirken.
Musikalisch touchiert Stereomotion dabei oft moderne Futurepop- und EBM-Acts à la VNV Nation oder Wynardtage, stellenweise, (z.B. bei Pride) weckt Sehn:Sucht aber auch Erinnerungen an ältere Pitchfork-Sachen. Auffällig dabei ist, Florian greift selten zu aufdringlichen Beats, sondern legt den Schwerpunkt viel mehr auf melancholische, aber intensive und einprägsame Synthesizer-Melodien.
Sehn:Sucht präsentiert sich, genau wie das namensgebende Gefühl, dabei nie so richtig greifbar, nie eindeutig. Angenehm anders als der gängige EBM-Einheitsbrei, wirkt das Album sehr persönlich, teilweise schon fast zu intensiv. Lässt man diese Emotionalität zu, ist die Sphäre von Stereomotion aber definitiv eine Reise wert. Wo andere Musiker Techno auf Dunkel münzen, hat Florian Jäger aus seiner schwarzen Seele und beklemmenden Vergangenheit Musik wachsen lassen.
Trackliste:
01. Lernen durch Verlust
02. Addicted
03. Filth
04. Pride
05. French Kiss
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06. Schuld und Sühne
07. In God´s Name
08. On Your Knees
09. Sturm und Drang
10. Forgiven
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Veröffentlichung: 09.10.2009
Stereomotion - Website
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