Eine Bombe explodiert, israelische Soldaten werden von Unbekannten in Jerusalem niedergeschossen, und ein scheinbar längst vergessenes Relikt verschwindet auf mysteriöse Weise aus einem verborgenen Verlies unter dem Jerusalemer Felsendom. Fast zeitgleich wird eine amerikanische Genforscherin in den Vatikan berufen, um hier im Auftrag eines Kardinals eine sonderbares Skelett zu untersuchen. Zusammen mit einem italienischen Anthropologen macht sie eine unfassbare Entdeckung: Könnten dies die Gebeine des Messiahs persönlich sein?
In seinem Mystery-Thriller verwebt Michael Byrnes auf geschickte Weise Wissenschaft und Religion, die brisante politische Situation in Israel wird hierbei zur Kulisse einer Suche nach der Wahrheit über die drei großen Weltreligionen. Relictum verwendet hierzu zwei parallele Handlungsstränge. Zum einen die Aufklärung der Geschehnisse in Jerusalem durch einen Araber namens Razak und den britischen Archäologen Graham Barton, und zum anderen die wissenschaftlichen Untersuchungen durch Dr. Charlotte Hennessy und Giovanni Bersei. Auch wenn beide Geschichten fast vollkommen unabhängig voneinander ablaufen, sind sie natürlich durch die Hintergrundgeschichte miteinander verwoben.
Die Handlung von Relictum ist dabei sehr überschaubar und besticht weniger durch Action und Tempo, denn durch vielfältige Einblicke in kriminologische, anthropologische und archäologische Arbeit, sowie die Umsetzung modernster Gentechnik. Für den durchschnittlichen Leser ist dabei natürlich nicht ersichtlich, was davon Byrnes Fantasie entsprungen ist, und wo die Vorgehensweisen der Protagonisten auf tatsächlich verfügbaren Methoden beruhen. Fundiert ist aber in jedem Fall das Wissen über die Geschichte der Religionen und des Staates Israel (bzw der Region, auf der dieser im letzten Jahrhundert entstanden ist), welches der Autor gekonnt vermittelt.
Eine große Schwäche liegt in der Vorhersehbarkeit von Relictum. Selbst wenn man es schafft, sich vorher sämtlichen Kurzbeschreibungen zu entziehen, wird die grundlegendste Sache früh offensichtlich, wodurch gerade die etwas langgezogen erzählte Forschungsarbeit der beiden Wissenschaftler in Rom eher unspektakulär wirkt. Richtige Spannung kommt erst im letzte Drittel der Geschichte auf, wo beide Handlungszweige vom reinen Erforschen in Konfliktsituationen und Gewissensentscheidungen münden. Wer also eine packende Action- oder Rätsel-Story erwartet, wird bei Michael Byrnes - Relictum kaum Befriedigung finden. Dennoch enthält das (Hör-)Buch viele interessante Passagen, wenn zum Beispiel die Deutung der Bibel durch die moderne Kirche durchleuchtet wird. Selbst als Atheist entdeckt man hier faszinierende philosophische, geschichtliche und wissenschaftliche Perspektiven, die den eigenen Horizont definitiv erweitern. Man sollte Relictum daher weniger als Thriller, sondern mehr als belletristisch verpackte Abhandlung über eben jene Themen konsumieren. Unter dieser Voraussetzung birgt das Hörbuch auf jeden Fall viele Stunden packender Unterhaltung!
Zum Sprecher:
Was Johannes Steck angeht, brauchen wir an dieser Stelle wohl kaum noch was zu schreiben. Auch bei Relictum unterstreicht der Schauspieler (u.a. Balko) erneut sein Ausnahmetalent als Vorleser von Hörbüchern. Mit einer gekonnten Mischung aus Leidenschaft und Professionalität trägt er die Geschichte von Michael Byrnes vor, und verleiht dabei durch eine Vielzahl an Stimmen und auch Akzenten jedem Charakter Tiefe und Wiedererkennungswert.
Weitere Werke an denen er mitgewirkt hat sind zum Beispiel die Hörgeschichten zu Black Dagger. Ein Interview von uns mit Johannes findet ihr hier.
Ausstattung: 6 CDs
Sprecher: Johannes Steck
Verlag: AME Hören
Vertrieb: Lighthouse Home Entertainment (www.lighthouse-kg.com)
Spieldauer: ca. 455 Min
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