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Fünf Bands gemeinsam auf Tour... sowas verspricht immer einen gehaltvollen Konzertabend, an dem niemand zu kurz kommen dürfte - Vorausgesetzt natürlich, die grundsätzliche Stilrichtung liegt dem Besucher. Wer zur Beauty & the Beast Festival-Tour in diesem Spätherbst ging, den erwartete eine geballte Portion Metal. Genau genommen war es (bis auf eine Ausnahme) "Female-Fronted-Metal", also jene Gattung von Headbanger-Musik, bei der weibliche Akteure ihre stimmlichen Künste zum Besten geben. Unter dem Banner von Headliner Leaves´ Eyes fuhren folgende Bands durch die Lande: Atrocity, Sirenia, Stream of Passion und Elis. Fünf klangvolle Namen also, die zahlreiche Fans in die Konzerthallen lockten.
Elis
Ein solches Line-Up konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. "Uns", das waren die Brummelhexe Nicole und meine Wenigkeit (Otti), sowie der Ralle, der - wie so oft - plötzlich und ohne Vorankündigung in der Konzerthalle neben uns stand, und den ich vergeblich versuche mal zu besseren Absprachen zu erziehen. Aber was will man machen bei alten Brummbär-Musikliebhabern, die man zu technischen Neuerungen wie dem Handy nahezu nötigen musste? Wie dem auch sei, das Ziel der Nightshade-Delegation auf der Beauty & the Beast Tour war der Abend im Essener Turock am 17.November, da dies aus geographischen und terminlichen Gründen definitiv Nahe lag.
Bevor der Konzertabend losgehen sollte stand allerdings noch ein Interview mit Leaves´ Eyes auf dem Plan, weswegen Nicole und ich frühzeitig anreisten. Zur vereinbarten Zeit angekommen erklärte mir der Tourmanager am Handy, dass die Band grad mitten im Soundcheck und wir noch ein wenig warten sollten. Tolle Sache... Draussen war es in dünnen, konzerttauglichen Klamotten arschkalt! Zum Glück ist ja das Café Nord nur ein paar Schritte vom Turock entfernt, jenes kultige Etablissement, in dem ich mich auch seinerzeit zum Gespräch mit Myk Jung getroffen hatte. Bei einem überaus leckeren Kakao konnte Zeit überbrückt und Wärme getankt werden.
Sirenia
Im Anschluss an diesen Nebenausflug wurde uns dann auch Einlass in die heiligen Konzerthallen gewährt, und dem Interview stand nichts mehr im Wege. Überraschenderweise wurden wir aber nicht zu Liv Kristine geleitet, der charismatischen Frontfrau von Leaves´ Eyes, sondern saßen kurz darauf dem Gitarrero Torsten gegenüber. Liv hatte sich kurz zuvor gegen die Schweinegrippe impfen lassen, war dadurch sehr angeschlagen und gezwungen ihre Stimme zu schonen. Ein Problem stellte das allerdings nicht dar, Leaves´ Eyes sind eine der Bands, wo jeder gleichermaßen für die anderen sprechen kann, und Torsten stellte sich als überaus spannender, gesprächiger und sympathischer Interviewpartner heraus. Wer das Interview bisher noch nicht gelesen hat, kann dies hier nachholen.
Nach diesem sehr angenehmen Gespräch konnten Nicole und ich zudem noch ein wenig dem Soundcheck und den letzten Vorbereitungen beiwohnen, bevor es dann endlich losging.
Elis
Kaum eine Band wurde von sovielen Schicksalsschlägen gebeutelt wie die Liechtensteiner Gothic-Metaller von Elis, um so erfreulicher ist es, dass die Truppe so langsam richtig in Fahrt kommt und von diversen Seiten ihre verdienten Lorbeeren bekommt. Die Band stand zudem an diesem Abend kurz vor der VÖ des mittlerweile erschienenen Top-Albums Catharsis, beste Vorzeichen also für einen gelungenen Gig. So wurden natürlich von der neuen Scheibe Songs wie Des Lebens Traum - Des Traumes Leben und Firefly präsentiert, aber auch ältere Stücke wie Der letzte Tag durften nicht fehlen. Als Opener an einem solchen Abend hatten Elis aber nur einen sehr knappen Spielraum, gerade mal ca 20-30 Minuten dauerte der gut gewürzte Auftritt, dann verschwanden Sandra und ihre Mannen auch schon wieder von der Bühne.
Website
Leaves´ Eyes
Stream of Passion
Mit den Niederländern Stream of Passion trat als zweites dann eine Band auf, die mir bis dato ausser vom Namen her unbekannt war. Wobei "Niederländer" nicht die ganze Wahrheit ist, denn wie die süße Sängerin Marcela mitteilte seien sie ja "von Holland und Mexico". Musikalisch gab es solide Symphonic-Kost à la Within Temptation, mit Songs wie This Endless Night vom aktuellen Album The Flame Within und Out in the Real World vom Erstling Embrace The Storm zu konsumieren.
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Sirenia
Sirenia, auch genannt "Die Band, die ihre Sängerinnen häufiger wechselt als ihre Unterhosen", durften als nächstes auf die Bühne. Aktuell ist ja Madame Aylin die Stimmgeberin in der Band vom Ex-Tristania-Genius Morten Veland, und in der Tat scheint diese aktuelle Besetzung wunderbar zu harmonieren. Zwar kam Aylins Stimme an diesem Abend etwas dünn rüber, der Stimmung bei Band und Publikum tat dies jedoch keinen Abbruch. Die Band feierte sich mit Songs wie Star-Crossed, Meridian und My Mind´s Eye quer durch ihre Discographie und bewies erneut, dass Sirenia mit Recht zu den großen Namen im Gothic-Metal-Metier gehört.
Stream of Passion
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Atrocity
Atrocity, das sind quasi Leaves´ Eyes ohne Liv Kristine. Zumindest von der Besetzung her, denn beide Bands bestehen exakt aus den gleichen Musikern. Musikalisch-visuell liegen aber Welten dazwischen. Berühmt geworden sind Atrocity zweifelsohne durch ihre Werk 80-Reihe, bei der sie haufenweise 80er-Tophits in metallische Gewänder fassten, wodurch ein ziemlich geniales Cover-Set entstanden ist. Und da es zum 2008 erschienenen Werk 80 II-Album keine eigene Tour gab, wurde dies auf der Beauty & The Beast Tour nachgeholt, wie uns Torsten im Gespräch schon angekündigt hatte.
Mit einem an SM angelehnten Bühnenbild und zwei recht erotischen Tänzerinnen war der Atrocity-Gig das visuelle Highlight des Abends - Und auch die Stimmung war durch den Mitgröhlfaktor der Songs, deren Texte nun wirklich nahezu jeder auswendig konnte, bombastisch! Allerdings muss ich sagen, Frontmann Alex Krull hat mich an diesem Abend etwas enttäuscht, von CD (und auch beim letzten Gig den ich erlebte) hatte ich einiges mehr an Tonsicherheit erwartet... Aber wer weiß, vermutlich war auch er an diesem Abend nicht gesundheitlich in Topform. Heimlicher Star dieses Konzertabends war jedoch der recht neue Drummer der Band: Seven Antonopoulus rockt wie Hölle! Schon vor dem Auftritt trommelte dieses Energiebündel abseits der Bühne auf allem herum, was ihm in die Quere kam, und einmal aufs Schlagzeug losgelassen zog der Ami mit den griechischen Wurzeln eine Show ab, die "Animal" aus der Muppet-Show vor Neid erblassen ließe. Zur Songauswahl braucht man beim Werk 80-Set eigentlich nichts zu sagen: Hits wie The Great Commandment, Send me an Angel und das fuliminante Shout-Finale sind einfach Partygaranten!
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Atrocity
Leaves´ Eyes
Nach einem kurzen Bühnenumbau, bei dem die Stimmung von harter Atrocity-Visualität auf nordische Mythologie umschwang, traten die unermüdlichen Recken dann nochmal auf die Stage, diesmal eben als Leaves´ Eyes und mit ihrem Juwel namens Liv Kristine in der Mitte. Statt hartem Covermetal gab es nun eine symphonische Reise durch den hohen Norden, wie man es von dieser Top-Band kennt. Faszinierend war alleine schon mitzuerleben, wie Liv stimmgewaltig und treffsicher ihre Melodeyen trällerte, um dann mit angeschlagen krächzenden Worten ihre Ansagen zu machen... Hut ab, die meisten anderen Sänger/innen hätten unter diesen Umständen die Tour abgesagt. Nicht jedoch Liv, Alex und Konsorten, die sich bewusst waren, was dies für all die anderen Bands und vor allem für die Fans bedeutet hätte.
Dabei war das nicht mal das Einzige womit Leaves´ Eyes (und somit auch Atrocity) zu kämpfen hatten: Kurz vor Tourbeginn hatte sich Basserin Alla einen Bandscheibenvorfall zugezogen. Kurzfristig jedoch konnte Oliver Holzwarth (Blind Guardian und Tarja Turunen) als Ersatz an Board geholt werden, damit die Auftritte nicht flachfielen. Auch hier ein dickes Kompliment, in kurzer Zeit ein dermaßen umfangreiches Songmaterial einzustudieren ist eine wahnsinnige Leistung, selbst für einen Profimusiker. Besonders schön war es dann aber doch, als Alex überraschend Alla auf die Bühne holte, die Ruhrpottlerin hatte sich bei diesem Gig auf "heimischem" Grund unters Publikum gesellt.
Mit Songs wie Emerald Island und Norwegian Lovesong lieferten Leaves´ Eyes dann auch einen tollen Auftritt ab, dessen Schwerpunkt natürlich auf der Promo zum neuen Album Njord lag. Specials wie ein beeindruckendes Solo von Drummer Seven und eine Akustik-Einlage (Irish Rain) rundeten das Live-Erlebnis ab.
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Insgesamt war dies auf jeden Fall ein toller Konzertabend und die Beauty & Beast Tour einen Besuch wert. Gelegentliche technische Schwächen beim Sound und die etwas zu kurz geratenen Spielzeiten der ersten Bands haben den Gesamteindruck zwar minimal getrübt, sind aber bei einem so umfangreichen und abwechslungsreichen Line-Up mehr als verzeihlich. Haufenweise hübsche Frauen und Männer, gute Musik und eine mitreißende Stimmung sind halt das, was perfekte Live-Konzerte ausmacht.
Für weitere visuelle Eindrücke hier unsere Bildergalerien vom Abend:
Atrocity
Elis
Leaves´ Eyes
Sirenia
Stream of Passion
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