Die Nibelungensaga musikalisch zum Ausdruck zu bringen ist mit Sicherheit keine neue Idee, schon gar nicht im Heldenmythos-durchtränkten Metal. Es mit einer solchen Leidenschaft und Ausdauer zu vollbringen wie im Falle der siebenköpfigen Combo Siegfried zeugt allerdings von einer Liebe zu jenem Ur-Epos, wie man sie sonst nur selten findet. Mit Nibelung hat die Band nun jene Trilogie endlich abgerundet, welche sie Anfang des Jahrtausends begonnen hat, das dritte Konzeptalbum erzählt vom Ende der Nibelungen und ihrem Fluch, welcher letztlich zur Verdammnis führte.
Getragen von dreistimmigem Gesang, den sich Bruder Cle, Werner Bialek und Sandra Schleret (Elis) teilen wird in neun Episoden ein kolossaler und aufwendig arrangierter Sound vorgetragen, welcher nur all zu wunderbar sowohl die Hochstimmung des Helden Siegdrieds als auch die Niedertracht seiner Feinde einfängt.
Faszinierend ist dabei vor allem die kompositorische Kunst der Band. Siegfried schaffen es, emotionale Kontraste und erzählerische Komponenten gekonnt innerhalb eines Stückes so zusammen zu führen, daß ein abgerundetes und stimmiges Bild entsteht. So kann man in Nibelung eintauchen und - selbst wenn man mit der namensgebenden Sage nicht vertraut ist - Kern und Vielschichtigkeit der Geschichte verinnerlichen. So wird auch der Gegensatz zwischen "gut" und "böse" immer wieder konvergiert, wenn zum Beispiel Hagens Tod in Die Götterdämmerung nicht minder Trauer und Mitleid vermittelt als der Untergang des vermeintlichen Helden Siegfried. So wird man dem Epos gerecht, welcher in ähnlicher Weise aufzeigt, daß nicht nur alles zwei Seiten, sondern gar viele Facetten hat die man betrachten sollte. Die Band ergeht sich nicht in blinder Verehrung, vielmehr präsentiert sie hinter einem vermeintlich oberflächlichen Erzählwerk eine tiefe Ambivalenz, welche nicht nur musikalisch und durch den variablen Gesang zum Ausdruck kommt, sondern auch durch die geschickt gewählten Lyriks verstärkt wird.
Sollte das nun zu hochgestochen klingen hier die Entwarnung: Selbst demjenigen, dem die Nibelungen so egal sind wie Goethe und Lessing dem durchschnittlichen Kalwass-Zuschauer, bietet Nibelung noch soliden, durchweg hörbaren Epic Metal. Düstere Hymnen wie Fafnir und das kraftvolle Meisterstück des Albums Sachsensturm sind einfach Klasse arrangiert und taugen auch zum reinen Bangen und Party machen. Wirklich verinnerlichen werden Nibelung aber dennoch nur diejenigen, welche die Leidenschaft der Truppe um Komponist Sebastian Bachmaier aka Ortwin teilen, oder zumindest nachvollziehen können.
Trackliste:
01. Der Ring der Nibelungen
02. Fafnir
03. Die Eisenfaust (Alberich)
04. Die Prophezeiung
05. Brunhild
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06. Sachsensturm
07. Totenwacht
08. Der Todesmarsch
09. Die Götterdämmerung
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Veröffentlichung: 27.11.2009
Siegfried - Website
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