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Interview (Musik)Blättern: Vorheriger Artikel | Nächster Artikel

Schelmish: Dextro, der Wagen bricht!

Der Sommer hat endlich Einzug gehalten und auch wenn er sich noch ein wenig wechselhaft zeigt, so sind doch die mittelalterlichen Märkte wieder über das ganze Land verstreut zu finden. Eine Band, die dort seit Jahren ihr Unwesen treibt, mit witzigen Sprüchen und vor allem wunderbarer mittelalterlicher Musik die Besucher unterhält ist Schelmish. Ich hatte in diesem Jahr auch bereits die Gelegenheit Dextro, DesDemonia, Picus, Luzi und Okusa wieder live als Mittelalterformation auf dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum in Gelsenkirchen zu erleben (Hier findet ihr Bilder) und zusätzlich das große Vergnügen in die neue Mittelalter-Scheibe der Schelme Persona Non Grata für euch hineinzuhören. Darum habe ich es mir auch nicht nehmen lassen mit Schelmish ein kleines Interview zu führen und von Picus von Corvin und DesDemonia ein paar Antworten auf meine Fragen zu ergattern.

Nic:
Zuerst einmal liebe Schelme vielen Dank für eure Zeit und die Chance zum Interview. Wie geht es euch aktuell, jetzt wo die Festival- und Mittelaltermarktsaison in vollem Gange ist und euch wieder durch die Lande führt?

Schelmish:
Uns geht es sehr gut, wir sind wieder unterwegs und haben schon jetzt so viel erlebt, dass es für zwei Jahre reicht. Danke der Nachfrage.

Nic:
Persona Non Grata ist ja nun seit einiger Zeit erhältlich. Ihr habt das Album gerade mal ein halbes Jahr nach eurer aktuellen Rockscheibe Die hässlichen Kinder veröffentlicht, jedoch sechs Jahre nach der letzten Mittelalter-Studio-Platte Igni Gena. Wie ist Persona Non Grata entstanden?

Schelmish:
Aus der Idee heraus unseren Wurzeln den verdienten Tribut zu zollen. Es gibt Fans, die regelrecht ausgehungert nach neuen mittelalterlichen Stücken von uns waren. Um zu zeigen, dass wir nach wie vor dem Mittelalter treu bleiben wollen, haben wir der Inspiration, welche wir auf den Mittelaltermärkten über die letzten Jahre gesammelt haben, genutzt und diese neuen Stücke geschrieben.


"Wir haben schon immer auf Abwechslung geachtet, egal ob es sich um Mittelalter oder Rock handelt."

Nic:
Wie geht ihr als Band mit so vielen Mitgliedern, sei es im Mittelalterbereich oder auch im Rockprogramm an die Produktion eines Albums heran? Ist es Diktatur, Demokratie, Chaos oder von allem etwas?

Schelmish:
Tatsächlich von allem etwas. Diktiertes Chaos, welches aber demokratisch beschlossen wird. Wenn es ordentlich im kreativen Oberstübchen kocht und brodelt, unterwirft man sich eh einer eigenen Diktatur, die einen antreibt Stunden und Tage im Studio zu verbringen.

Nic:
Ich habe bisher - aus meiner Sicht absolut zu Recht - nur sehr gute Meinungen zu Persona Non Grata vernommen. Wie habt ihr bisher die Reaktionen auf das Album seitens Fans und Presse empfunden?

Schelmish:
Erst einmal vielen Dank für das Kompliment. Die Reaktionen waren bis jetzt durchweg gut. Man muss dazu sagen, dass die Fans wesentlich kritischer sind was neue Produktionen angeht. Aus dem Grund waren wir natürlich sehr gespannt, was der Schelmish-Fan von dem Album hält. Das jetzt die Presse die positive Meinung der Fans noch unterstützt, ist natürlich das Beste was uns passieren kann.

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Nic:
Persona Non Grata ist (für mich) ein besonders gut gelungenes Beispiel dafür, wie wandelbar nicht nur die Schelme sind, sondern vor allem auch dafür, dass mittelalterliche Klänge keineswegs immer gleich sind und Abwechslung bieten können. War euch diese Abwechslung ein Anliegen oder entsteht sie schlicht aus den verschiedenen Persönlichkeiten, die daran mitwirken?

Schelmish:
Wir haben schon immer auf Abwechslung geachtet, egal ob es sich um Mittelalter oder Rock handelt. Wir haben genau das als Stilmittel für unsere CD angenommen und arbeiten damit. Dadurch dass wieder jedes Mitglied seinen Geschmack und seine Persönlichkeit mit einbringen konnte, kann sich auch jeder von uns in diesem Album wiederfinden.

Nic:
Warum habt ihr euch entschieden Persona Non Grata nicht im Handel zu veröffentlichen sondern exklusiv an euren Ständen und über den eigenen Shop zu vertreiben?

Schelmish:
Wir haben alle mittelalterliche Alben in eigener Verantwortung produziert. Es war fast bis zum Ende nicht klar, ob wir dieses Album über Napalm oder im Eigenvertrieb rausbringen. Nach einigem Hin und Her haben wir uns dann mit unserer Plattenfirma geeinigt, dieses Mittelalteralbum selbst zu veröffentlichen, da Napalm Records für den Rockbereich zuständig ist. Allerdings mussten wir das Zugeständnis machen, es nicht in die Läden zu bringen. Nun ja, nun kann man es über unseren Onlineshop, an unserem Merchstand und über Monschatten bekommen.

Nic:
Wer sich mal ein bisschen eingehender mit Persona Non Grata befasst hat oder wie ich das Glück hatte schon einige der neuen Stücke live zu hören, der ist auch schon über den Spielmann Paeniteo gestolpert. Was muss oder darf die Welt über den wortwörtlichen Büßer Paeniteo wissen?

Schelmish:
Paeniteo war einst ein Mönch mit Namen Eberhard der im 12. Jhdt. in Fulda für die Kirche Besitzurkunden fälschte. Soweit die Tatsachen aus der wir unsere Geschichte abgeleitet haben. Er hatte in einer Nacht eine Erscheinung, die ihm seine Schuld vor Augen führte. Als Strafe für seine Tat wurde ihm ein 1000jähriger Bußgang auferlegt, den er als Spielmann antreten musste. Während die Jahre und Jahrhunderte vergingen, durchquerte er die gesamte damalig bekannte Welt. Ihm begegneten auf seiner Reise sogenannte "Persona Non Grata"-Personen, also unerwünschte Personen, Ketzer, vermeintliche Hexen, Andersgläubige und Ausgestoßene, allesamt ohne Stand und somit auch ohne Recht. Er erlebte die Verfolgung dieser Menschen in all ihrer Grausamkeit. Wir fassen auf dem Album einige dieser Erlebnisse zusammen.

Nic:
Persona Non Grata ist ja das erste Album, in dessen Produktion euer neuer Schlagwerker (MA) und Gitarrist (Rock-Programm) Okusa eingebunden war. Wie fügt er sich in die Band ein und in welchem Rahmen bringt sich ein so erfahrener Musiker von Beginn an ein?

Schelmish:
Er ist eine Bereicherung. Durch seine Erfahrung und Ansichten finden wir auch gemeinsam immer neue musikalische Ansätze. Wir arbeiten gern mit ihm zusammen und haben ihn in kurzer Zeit auch menschlich sehr zu schätzen gelernt. Aber das Wichtigste ist: er ist ein Schelm durch und durch.

Nic:
Und um den Spieß mal umzudrehen: Selten wird der arme Neuling befragt - diesmal schon. Was haben die Schelme angestellt, um dich würdig in ihren Reihen willkommen zu heißen und wie lange dauerte es bis zum ersten Mal Fluchtgedanken aufkamen?

Okusa:
Das war total niedlich. Ich fahre ja vor den Konzerten meistens nach Bonn und als ich nun als Neu-Schelm aus dem Zug stieg, empfing mich die gesamte Band mit Blumen, einem "Herzlich Willkommen, Herr Lange"-Schild und einer Packung Sushi. Das nenne ich mal einen würdigen Anfang in einer Band. Danach gingen wir essen und in der Nacht tranken wir Bier. Den ersten Fluchtgedanken hatte ich bereits einige Zeit bevor ich festes Mitglied wurde, als ich zum ersten Mal den Bandsprinter bestieg, der zu fast 100 % aus Rost bestand. "Hoffentlich bricht der nicht während der Fahrt einfach in der Mitte durch", war mein erster Gedanke. Er fuhr dann zu meiner Beruhigung doch sehr sicher von A nach B und jetzt werde ich ihn wohl bald sogar vermissen, weil er nicht mehr durch den TÜV kommt. Armer Sprinter...


"Es gibt nichts Schöneres, als gemeinsam mit dem Publikum um Fassung zu ringen."

Nic:
Es ist ja bekannt und durch Songs wie Herr Niemand oder das großartige Boulevard hinlänglich belegt, dass Schelmish sehr ambivalente Gefühle gegenüber der schreibenden Zunft hegt. Was ist die negativste und was die positivste Erfahrung, die ihr mit Journalisten hattet?

Schelmish:
Es gibt Journalisten, die Interviews oder CD Beurteilungen schreiben, ohne sich vorher mit der Band zu befassen oder sich eine zu rezensierende CD mal wirklich durchhören, weil sie, aus welchen Gründen auch immer, ein Problem mit der Band haben. In dem Fall wird die Band nicht mehr objektiv beurteilt, egal welche Qualität das Album oder die Liveperformance haben.
Das ist ein grundsätzliches und immer wieder auftretendes Negativerlebnis. Das führte teilweise dazu, dass sich zwei verschiedene Magazine in ihren Berichten über ein und desselben Konzert vollkommen widersprachen, ja sogar einfach nur willkürlich Lügen über uns verbreitet haben. So etwas kann und sollte man nicht auf sich beruhen lassen.
Die Presse verliert dadurch an Glaubwürdigkeit und der Leser weiß nicht, woran er ist.
Es ist für uns jedes Mal ein positives Erlebnis, wenn wir Journalisten kennenlernen, die mit Berufsehre, Neugier, Fairness und Ehrgeiz gewillt sind, den Leser vernünftig zu informieren.

Nic:
Ich denke jeder, der jemals ein Schelmish-Konzert erlebt hat, liebt die Schandfleck-Zeremonie. Habt ihr irgendeinen Überblick, wer bisher am häufigsten die Ehre hatte, sich beim Publikum für die "spontane Zuneigungsbekundung" zu bedanken?

Schelmish:
Das kann man nicht beantworten, da wir kein Buch darüber führen. Es dürfte aber recht ausgewogen sein.

Nic:
Schelmish live zu erleben, ist nie ein anonymer Konzertbesuch wie bei vielen anderen Bands, sondern hat immer etwas von einem fröhlichen Kindergeburtstag zum Mitmachen. Wie oft gelingt es nach so langer Zeit dem Publikum noch euch wirklich zu überraschen und aus dem Konzept zu bringen?

Schelmish:
Immer wieder mal und wir wollen, dass es auch so bleibt. Es gibt nichts Schöneres, als gemeinsam mit dem Publikum um Fassung zu ringen. Wir geben den Leuten die Möglichkeit, sich an der Show zu beteiligen. Solche Momente lassen die Barrieren zusammenbrechen, die zwischen Künstler und Publikum entstehen. In solchen Situationen existiert dann keine Bühne mehr, die Distanz schafft. Man steht zusammen und genau das ist, was wir immer gern erleben und was uns lang in Erinnerung bleibt.

Nic:
Ich glaube, Schelmish als Band zu lieben, bedeutet auch immer sich ein bisschen dazu zu bekennen auch ein "Hässliches Kind" zu sein, sich von der Masse abzuheben und im besten Falle zu sagen "Ich bin anders und ich find´s toll so!" Was glaubt ihr, lieben die Fans an euch am meisten - so sehr, dass sie stolz eure Selbstdefinition "Fett, Hässlich, Asozial" auf ihren Klamotten präsentieren?

Schelmish:
Wer diesen Spruch trägt, sei es auf Kleidung oder im Kopf, macht sich unangreifbar. Er nimmt allen Spöttern von Anfang an den Wind aus den Segeln. Wenn einer ankommt und sagt: „Du bist so fett, so hässlich und so asozial”, kann man ihm mit einem schelmishen Grinsen entgegentreten und sagen „Ich weiß, das steht ja schließlich auf meinem Shirt” Diese Einstellung repräsentieren wir und geben sie gern weiter.

Nic:
Wo wir gerade bei eurer oft zitierten Selbsteinschätzung sind: Wenn jeder von euch drei Adjektive finden müsste, um sich selbst zu beschreiben und "Fett, Hässlich, Asozial" verboten sind, welche wären das?

Schelmish:
Ehrlich, zynisch, kritisch, hinterfragend, durchgeknallt

Nic:
Aus aktuellem Anlass hier die Chance sich prophetisch zu betätigen? Was glaubt jeder von euch wie die Fussball-WM ausgeht und wie weit schafft es Deutschland?

Schelmish:
Ich hätte gern eine Überraschung, die sich keiner erklären kann. Der Sieg eines absoluten Außenseiters. Honduras mit einem überragenden Sieg zum Beispiel. Unsere Mannschaft hat sicher gute Chancen, weit zu kommen und natürlich drücken wir ihnen auch patriotisch die Daumen... Viel Glück, Jungs.

Nic:
Last, but not least: Ich habe nun bei diversen Gelegenheiten immer wieder neuen Theorien aus euren Mündern darüber gelauscht und muss aus journalistischer Sicht darauf bestehen, eine letzte Frage für alle Zeit zu klären: Was und woher ist Luzi das L.?

Schelmish:
Luzi kommt aus Dextro´s Keller... dort wurde er gezüchtet und die ersten 10 Jahre großgezogen. Nach seiner Kindheit, durfte er auf den Dachboden ziehen und ernährt sich bis heute - meist kopfüber hängend - von Mücken. Seit einigen Jahren darf er mit uns mitreisen, weil er gelernt hat, sich ohne Röcheln zu verständigen. Allerdings fällt ihm das noch etwas schwer, weswegen er so selten ins Micro spricht. Wir arbeiten daran.

Nic:
Mein Teil ist an dieser Stelle beendet - darum die Chance für euch: Was wolltet ihr schon immer loswerden, was liegt euch auf der Seele oder welche Wahrheit muss dringend unter das Volk gebracht werden?

Schelmish:
Mittags Fernsehen gucken macht dumm.

Es grüßen Euch die Schelme...

www.schelmish.de

Art des Interviews: Email
06/15/10 by Brummelhexe
Schelmish in unserer Band- und Künstlerdatenbank

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